Frankfurt - London |
Messepokal 1956/1957 - Gruppe 1
1:0 (0:0)
Termin: 27.03.1957, Flutlichtspiel am Riederwald
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Gottfried Dienst (Schweiz)
Tore: 1:0 Preisendörfer (72.)
Frankfurt | London |
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Wechsel
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Trainer | Manager
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Klassespiel im Neonlicht Die Flutlichtsaison hat begonnen. Am Mittwochabend auf dem durchnäßten Sportplatz am Riederwald gingen zum ersten Male in diesem Frühjahr am Main die Neonsonnen der Fußballer auf und erstrahlten über einem Spiel, das ein cleverer Reklamechef entworfen haben könnte. Auf dem Programm stand das Messe-Cup-Treffen Frankfurt/Offenbach gegen London, und die 15.000 Zuschauer, die sich geduldig vom Regen durchfeuchten ließen, waren gekommen, um englischen Fußball in Reinkultur zu erleben und außerdem ihre Elf siegen zu sehen. Normalerweise ist nur das eine oder das andere möglich; am Riederwald wurde beides geliefert: garantiert vierzehnkarätiger britischer Profi-Fußball und zwei Punkte für die mainische Allianz, die sich nun berechtigte Hoffnungen machen darf, den Pokal durch einen hohen Sieg in Basel im letzten Augenblick doch noch zu erwischen. Das Ganze litt freilich unter einem kleinen Kunstfehler. Man wurde erst in der letzten halben Stunde warm dabei. Vor dem Hintergrund der perfekten Engländer, für die es am Ball keine Probleme gab, wirkten die Mainischen allesamt ein wenig, als wären sie ein Semester zu früh von der technischen Hochschule abgegangen; und das mußte auf die Dauer den objektivsten Zuschauer leicht verdrießen. Andererseits sagten sich die nachdenklicheren Leute im Publikum nach dem Schlußpfiff zu Recht: Wer so gut Fußball spielen kann wie die Männer aus London und trotzdem verliert, der muß zumindest bis zu einem gewissen Grade selbst dran schuld sein. Und so war es wohl auch. Aus der Ueberlegenheit, die jeder der zehn englischen Feldspieler in punkto Grundausbildung gegenüber seinen Gegnern besaß, war in punkto Gesamtbild mehr herauszuholen, als das Team von der Themse herausholte, noch mehr. Die Engländer mit ihren fünf Nationalspielern und ihrem Weltstar Haynes als Verbinder brachten es jedenfalls nicht fertig, Offenbachs Zimmermann vor unlösbare Aufgaben zu stellen. Mit Aufgaben, die auch nur halbwegs lösbar schienen, war dem ehrgeizigen Mann im Tor der Mainischen jedoch diesmal nicht beizukommen. Kein Torhüter der Welt hätte am Mittwochabend am Riederwald Größeres leisten können. Die übrigen imponierten im großen und ganzen nur durch ihr heißes Bemühen, die Vorzüge des Gegners auf irgend eine Art auszugleichen. Dabei schnitten Krone, der kurz vor der Pause den zerfahrenen Höfer ablöste und sofort mit wuchtigen Abschlägen Luft schaffte, Wloka, der von Gefahrenpunkt zu Gefahrenpunkt sprang, und Pfaff, bei dem es allerdings nicht ohne Eigensinnigkeiten abging, noch am besten ab. Mehr erwartet hatten die meisten Zuschauer von Berti Kraus; aber er verdient Nachsicht. Berti suchte im ganzen Sturm herum, um irgendwo Anschluß zu finden und blieb doch meistens auf sich selbst angewiesen. Trotzdem wurden die englischen Abwehr-Athleten oft nur dadurch seiner Herr, daß sie ihn unfair abblockten. Zufriedenstellend: Sattler, Weilbächer, Werner Mayer, Preisendörfer und Buchenau — alles Erzengel mit kleinen bis größeren Fehlern und Richard Kreß als Rechtsaußen ein glatter Fehlgriff. Ludwig Dotzert in 'Der neue Sport' vom 01.04.1957)
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