Eintracht Frankfurt - FSV Frankfurt

Süddeutscher Pokal 1956/57 - 2. Runde

3:4 (1:1)

Termin: 09.03.1957
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Ommerborn (Saarbrücken)
Tore: 0:1 Pfeiffer (32.), 1:1 Hans Weilbächer (36.), 1:2 Hofmann (47.), 2:2 Richard Kreß (53.), 2:3 Jöst (55.), 3:3 Helmut Geiger (75.), 3:4 Buchenau (82. Elfmeter)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt FSV Frankfurt

 


  • Leichum
  • Wagner
  • Krone
  • Nold
  • Lurz
  • Niebel
  • Jöst
  • Hofmann
  • Buchenau
  • Mayer
  • Pfeiffer

 

Trainer Trainer
  • Bogdan Cuvaj

 

Das schwache Stündchen der Eintracht

Haben also doch die wilden Jäger des FSV beim dritten Anlauf die Frankfurter Eintracht zur Strecke gebracht! Das Derby-Märchen ist heuer in drei Aufzügen gelaufen, und der dritte brachte den Knalleffekt. Wenn wir's ehrlich sagen wollen: die Eintracht kam uns am Samstag wie ein Liebespärchen vor, das sein schwaches Stündchen gehabt hat. Und nach Schluß des Spieles mag der gepflegte Herr mit den grauen Schläfen hingegangen sein zu seinen Schäfchen oder Schafen wie der Sekundant zu seinem k.o. gegangenen Boxer: „Wünsche wohl geruht zu haben!"

Die FSVler haben das Derby hinübergespielt in den Kampf, das so sachte begann und die Frühjahrsmüdigkeit schon in uns heraufkriechen ließ. Sie waren immer die Fordernden. Hatten Sie ihr 0:1, dann freilich erhob sich die Eintrachtlöwin verschlafen, schüttelte die Müdigkeit von sich ab und sprang zum 1:1. Das machte sie noch einmal nach dem 1:2 und zum drittenmal nach dem 2:3 Nur nach dem 3:4 ging es nicht mehr, in den letzten Minuten war sie gegen die Wand gedrängt. Obwohl der tapfere FSV lange Zeit ohne Niebe1 spielen mußte, der sich bei einem Preßschlag das Bein vertreten hatte.

Die neue Haut

Mehr oder weniger, meist weniger, strengten sich die Eintrachtmänner an, im Pokal zu bleiben. Es wird ihnen sicher nicht abgekauft werden, daß der Gegner an diesem Tage unschlagbar gewesen wäre, ganz und gar nicht. Der FSV ist zwar unter Cuvajs Regie in eine andere Haut geschlüpft, aber die ist noch zu neu und spannt ein bißchen. Das Balkan-Ständchen muß noch geübt werden, bis es elfstimmig rein klingt. Aber es wäre ein Witz, wollte man nicht anerkennen, wie sich dieser FSV gemacht hat. Kommt noch hinzu: das 1:4 der Reserven — der glatte Sieg der jungen Bornheimer gegen die bemoosten Riederwälder. Da liegt der Hase im Pfeffer, das ist die Zukunftsmusik!

Der doppelte Maier

Den fertigsten Spieler hat Cuvaj, das zeigte auch dieses Spiel, in Werner Maier, dessen saubere Technik diesmal in der Rolle des Halbstürmers hervortrat. Da ein Maier selten allein kommt, war Jöst der zweite Maier was die Technik angeht. Er müßte den richtigen Hafer bekommen, um ein bißchen kräftiger eingreifen zu können!

Buchenau war diesmal nicht so in der Laune, und auch Hofmann und Pfeifer fehlten bei allen Vorzügen ihrer Jugend die Sicherheit und Erfahrung. Man möcht' sich halt doch immer wieder das faltenreiche Gesicht Richard Herrmanns hinzuwünschen.

In der Deckung fällt vor allem die Läuferreihe auf. Niebe1 und No1d standen famos, was ist dieser Nold doch mit allen Wassern gewaschen! Als Enddreißiger einfach enorm! Lurz stand sicher zwischen den beiden etwas ungebärdig in der friedlichen Herde stehenden B(r)öckchen Krone und Wagner. Auf Leichum war Verlaß.

Mit Handbremse

Das Eintrachtauto fuhr, als hätte man versehentlich die Handbremse angezogen. Das betraf schon die Deckung, in der W1oka überraschend viel Mühe hatte, mit dem trotz Rückennummer 7 in der Mitte spielenden Jöst. Schymik, der Dahinschlendernde, und Bechtold 2 taten sich gegen den Flügel Maier-Pfeifer sehr weh, auch Höfer war nicht in Starlaune, während Bechtold 1 die alte Meisterschaft durchblicken ließ.

Was den Sturm betrifft: da hätte man sich eine Gedenkminute gewünscht für einen Flügel Feigenspan-Kreß vom letzten Derbytag. Auch Weilbächer machte noch in Rekonvaleszenz. So waren die Lichtblicke Pfaff und Geiger: Pfaff mit seiner Supertechnik, Geiger mit seinem Eifer, der besonders auffiel, weil kein anderer „schäumte".

Mit Abseitstor fing's an

Die Eintracht war von Anfang an aus dem Lot gebracht; in der ersten Viertelstunde half sich Höfer mit vier Eckbällen. Wloka mußte den Ball von der leeren Torlinie wegschlagen. Dazwischen schoß einmal Weilbächer die schöne Vorlage von Kreß über die Torlatte, und Alfred dribbelte sich durch den Frühling, bis er schließlich beim Kernschuß in die Erde trat.

Nach einer halben Stunde kam dann von Jöst eine schöne Vorlage steil zu Pfeifer, der freilich so abseits stand wie ein Mauerblümchen. Da der Schiedsrichter nichts sah, hatte er recht, einzuschießen. Das war für die Eintracht das Signal, sich anzustrengen, und schon nach vier Minuten bedeutete der Ballweg über Kreß, Pfaff und Weilbächer das 1:1. Nun ging es härter zu. Der FSV wollte kämpfen!

Schon zwei Minuten nach dem Wechsel das zweite Tor für FSV. Ein Schuß von Hofmann, bei dem Maier und Bechtold 1 mit einem Achtelchen beteiligt waren — der erheblich getäuschte Rothuber flog in die falsche Ecke, 1:2. Wieder wurde jetzt die Eintracht munter. Eine herrliche Steilvorlage erreichte Kreß, der den Ball großartig einschlenzte — 2:2. Es war schon keine Ueberraschung mehr, als nun der FSV wieder in Führung ging: Flanke Maier und Faustparade Rothubers, darauf Blitzkombination Nold-Hofmann-Jöst, und ein Fangschuß Jösts aus nächster Nähe: 2:3.

Na klar, jetzt mußte der Ausgleich kommen. Er dauerte schon etwas länger als gedacht: Pfaff knallte einen Schuß versehentlich in Richtung gegenüberliegende Eckfahne, wie ein Torpedo flog Geiger heraus und hämmerte den Ball mit dem Kopf ein, daß einem der Schädel mitbrummte — das tollste Tor, das ich seit Jahren gesehen habe.

Und dann wieder der FSV, diesmal auf dem Umweg über einen Elfmeter, den Buchenau sicher verwandelte. Hofmann war durchgebrochen, Rothuber zögerte mit dem Herauslaufen, und da glaubte Bechthold 1, die Notbremse ziehen zu müssen. (Erich Wick in 'Der neue Sport' vom 11.03.1957)

 

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