VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1956/57 - 15. Spieltag

1:0 (1:0)

Termin: 16.12.1956
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter: Kandelbinder (Regensburg)
Tore: 1:0 Praxl (29.)

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VfB Stuttgart Eintracht Frankfurt

  • Bögelein
  • Retter
  • Liebschwager
  • Dornhecker
  • Schlienz
  • Simon
  • Hinterstocker
  • Strohmeier
  • Hartl
  • Blessing
  • Praxl

 


 

Trainer
  • Georg Wurzer
Trainer

 

VfB-Glück

Ueber verpaßte Chancen sollte man eigentlich schweigen, aber das, was die Eintracht in der 48. Minute des Spiels gegen den VfB Stuttgart verpaßte, das war schon keine Chance mehr, das war fast ein fertiges Tor, das Tor zum 1:1. Dreimal dürfen Sie raten, wer den Punkt, den die Eintracht als mindestens im Neckarstadion verdient hätte, in dieser 48. Minute versiebte! Es gibt viele Konfusionsräte in der Oberliga, aber keinen größeren als Geiger. Dies war sein Meisterstück auf diesem Gebiet. Mit einer Körpertäuschung, die ihm außer Pl'aff niemand nachmacht, löste sich der Unglücksrabe von Retter, kam auch noch an Schlienz vorbei, der ihn unfair von hinten zu Fall zu bringen versuchte und stand im gähnend leeren Strafraum vor Bögelein. Das ist das Schlimmste, was Geiger passieren kann, man kennt das, aber nun ging auch noch Bögelein zu Boden und kam daher nicht mehr vom Fleck. Nur noch Formsache, den Ball ins leere Tor zu heben. Denkste!! Wie der VfB-Tormann nach einem tragisch-komischen Zweikampf schließlich doch noch in den Besitz des Leders kam, blieb den 16.000 Zuschauern schleierhaft, aber er hatte ihn und die Eintracht war endgültig geschlagen.

In einem packenden Endspurt versuchten die Riederwälder zu vergessen; Weilbächer, der vorher in der hintersten Reihe des klug gestaffelten Riederwälder Angriffs stand, stürmte vor, Schymik stürmte vor und Höfer stürmte vor. Mit diesen Spielern rüttelten die Riederwälder zeitweise an der gegnerischen Abwehr und es war gut, daß nun wenigstens Pfaff zurückblieb, sonst hätte man sich gegenseitig auf die Füße getreten. Pfaff postierte sich am Mittelpunkt und behielt so den Ueberblick, Seine blitzschnell nach allen Seiten verteilten Vorlagen waren geschickt der taktischen Gesamtlage angepaßt. Nur schnelles Abspiel konnte hier helfen. Aber unter der Schnelligkeit litt die Präzision. Feigenspan, Weilbächer und Geiger blieb kein Zweikampf erspart und so litt auch bei ihnen die Genauigkeit. Dutzende von Schüssen streiften das Gehölz, das Tor aber traf man selten und alles was heraussprang waren Eckbälle. Eckbälle aber sind Bögeleins Spezialität.

Die Eintracht erreichte in Stuttgart alles, was aus einer Mannschaft ohne Kreß, Bäumler und Kudraß herauszuholen ist. Sie besaß in Pfaff einen führenden Kopf, der sich stets um Klarheit und unkompliziertes Vorgehen bemühte, allerdings etwas zu spät bemerkte, daß auch ein Rechtsaußen mitspielte. Sie verfügte über einen Weilbächer, der sozusagen Läufer und Stürmer zugleich spielte, der 90 Minuten lang in höchster Rage herumtobte und sich dabei noch durch exakte Vorlagen auszeichnete, hatte einen Feigenspan, gegen den Schlienz immer, wenns aufs Sprinten ankam, hoffnungslos verloren war und einen Geiger, der — bis auf die schwarzen Sekunden in der 48. Minute — mit einer Eleganz an den Gegnern vorbeiging, als hätte er bei Pfaff Privatstunden genommen.

Der Rechtsaußen, den man zunächst vergaß, war Bianchi. Man hatte den jungen Amateur an Stelle Hesses eingesetzt um das Durchschnittsalter weiter zu senken. Bianchi hielt brav seine Stellung, geriet aber bei der tiefgestaffelten Riederwälder Angriffsformation mit dem anfangs meist weit zurückhängenden rechten Verbinder Weilbächer gerade dadurch in die Rolle des Stiefkindes. Später, als Weilbächer aufrückte, und als Pfaff sich mehr nach rechts orientierte, wurde Bianchi lebendiger, erwies sich als zäher Kämpfer und beherzter Schütze und empfahl sich zumindest für weitere Versuche.

Die Riederwälder Hintermannschaft gruppierte sich so sauber um ihren Herrn und Meister Wloka, daß die Stuttgarter mit ihren noch immer etwas zu kurz ausfallenden Pässen nur hin und wieder so weit durchkamen, daß Rothuber eingreifen mußte. Man sah meist schon im voraus, an welcher Stelle der VfB-Angriff hängenbleiben würde, und der gefürchtete Blessing wurde von Schymik so scharf attackiert, daß ihm sichtlich die Laune verging. Unberechenbar war nur Praxl. Praxl setzte dem Melbourne-Fahrer Höfer wahrscheinlich mehr zu, als vorher Tatuschin. Er war überall und nirgends und schoß auch das Tor des Sonntags. Ein Tor, das seine zwei Punkte wert war. Schon bei der Ballaufnahme foppte er Wloka. Höfer erging es nicht besser, und frei war die Schußbahn. (Ludwig Dotzert in 'Der neue Sport' vom 17.12.1956)

 

 

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