1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1956/57 - 8. Spieltag

1:0 (0:0)

Termin: 14.10.1956
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter: Handwerker (Ketsch)
Tore: 1:0 Glomb (53.)

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1. FC Nürnberg Eintracht Frankfurt

  • Schaffer
  • Zeitler
  • Ucko
  • Morlock
  • Knoll
  • Kreißel
  • M.Schmid
  • Müller
  • Glomb
  • Zenger
  • Schweinberger

 


 

Trainer
  • Franz Binder
Trainer

 

Es geht nicht ohne Pfaff

Von der 53. Minute an konnte man immer wieder beobachten, wie Wloka, wenn er gerade Pause hatte, sein weißes Haupt schüttelte. Der „eiserne Hans" konnte es nicht begreifen. Da hatte es die Eintracht geschafft, dem Club im Zabo auch ohne Pfaff eine ebenbürtige Partie zu liefern.

Da war es seinem leidenschaftlichen Eifer und der gewissenhaften Deckungsarbeit seiner Nebenleute gelungen, die glatten, schnellen und selbstbewußten Clubstürmer unter die Fuchtel zu nehmen, da hatten sie es erreicht, den treuen Loy vor allzu kitzligen Situationen zu bewahren und waren ohne zu verzagen immer wieder aufs Neue gegen die harte und clevere Clubabwehr gebrummt wie die Hornissen, und dann kam so ein dummer Zufall, und alles war umsonst getan.

Die schlimmsten Bälle steckten in Loys Händen wie in einem Schraubstock. Nur der eine Eckball in der 53. Minute nicht, bei dem sich der Lange von einem Körperangriff des Nürnberger Mittelstürmers Glomb erschüttern ließ. Loy stürzte, und der Ball tanzte auf der Torlinie. Glomb besiegelte das Los der Riederwälder, die drauf und dran waren, ihre Erfolge auf fremden Plätzen mit einem 0:0 in Nürnberg fortzusetzen.

Mehr als ein 0:0 allerdings steckte diesmal nicht für die Eintracht drin, denn es fehlte Alfred Pfaff. Man kann gegen den unbeständigen Alfred sagen, was man will, ohne ihn wird die Eintracht zu einem Traktor, der den Fahrer verlor. Immer wieder rattert die Maschine auf den gleichen ausgefahrenen Gleisen nach vorn, immer wieder rannte sie sich an den gleichen Stellen fest. Weilbächer und Kreß, die beiden Halbstürmer, trieben einen wilden Raubbau mit ihren Kräften, und doch blieben die beiden Außenstürmer Geiger und Feigenspan ohne Nachschub. Selbst Bäumler drohte in der Mitte zu verschmachten, schritt aber dann zur Selbsthilfe und mische sich ins Mittelfeld ein.

Die Leistung Weilbächers übertraf jedoch insofern alle Erwartungen, weil er sich gegen Morlock als Regisseur behauptete, nur er inszenierte das falsche Stück. Kreß dagegen blieb diesmal bei seinen Gewaltausbrüchen noch früher hängen als sonst, meist schon bei seinem ersten Gegner, dem knolligen Außenläufer Kreißel, der nach einer Viertelstunde alle Tricks des Riederwälders auswendig wußte. Da Vorlagen, die den Raum öffneten, fehlten, kamen Geiger und Feigenspan kaum einen Schritt weiter, ohne in aufreibende Zweikämpfe verwickelt zu werden. An diesen Duellen gegen die Verteidigerathleten Ucko und Zeitler zerbrachen sie schließlich. Geiger ging vollends unter und hatte eine Viertelstunde vor dem Abpfiff auch noch das Pech einer Knieverletzung, die ihn völlig außer Gefecht setzte, und Feigenspan kam nicht über Teilerfolge hinaus.

Ohne Wenn und Aber kommt man bei der Kritik der Abwehr aus. Wloka steigerte sich zu einem Format, das nur wenige deutsche Mittelläufer erreichen. Er stoppte Glomb so ganz nebenbei und gab zugleich die vernünftigsten Pässe nach vorn. Schymik und Bechtold I eiferten seinem Beispiel nach. Obwohl sie bei der Qualität und der raffinierten Ballführung der Nürnberger Halbstürmertalente Zenger und Müller kaum einmal aus der Hetze herauskamen, ließen sie sich nie zu sturen Deckungssklaven erniedrigen. In jeder Abwehrhandlung steckte schon der Keim zu einer Angriffshandlung, und so blieben die Verteidiger vor Ueberlastung bewahrt. Ein Glück vor allem für Höfer, der gegen den fixen Schmidt am Nürnberger rechten Flügel nur dann etwas ausrichtete, wenn er ihn schon bei der Ballaufnahme erwischte. (Ludwig Dotzert in 'Der neue Sport' vom 15.10.1956)

 

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