Eintracht Frankfurt - SSV Reutlingen

Oberliga Süd 1955/56 - 30. Spieltag

4:0 (0:0)

Termin: 29.04.1956
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Handwerker (Ketsch)
Tore: 1:0 Erich Bäumler (63.), 2:0 Eckehard Feigenspan (65.), 3:0 Eckehard Feigenspan (73.), 4:0 Alfred Pfaff (78., Elfmeter)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt SSV Reutlingen

 


  • Pillauer
  • Müller
  • Baum
  • Vaas
  • Jost
  • Fritschi
  • Teufel
  • Gernhardt
  • Grziwok
  • H.Lidinski
  • Ulaga

 

Trainer Trainer
  • Erwin Ammer

Schymik war unermüdlich

Reutlingens Untergang bei Blitz und Donner

Es war bühnenreif, was sich am Riederwald abspielte. Ein himmlischer Inspizient ließ Blitz, Donner und Sturm los, um Reutlingens Abstiegsdrama zu untermalen. Der erste Akt ließ die Frage: „Wie wird sich alles wenden?" noch unbeantwortet. Der zweite Akt, er schloß in der 65. Minute ab, steigerte die Dramatik von Minute zu Minute, zumal das 0:l-Pausenergebnis der Stuttgarter Kickers bei München 1860 bekannt wurde. Die 65. Minute eröffnete den dritten Akt: das Schicksal entschied durch einen Treffer Bäumlers, es entschied somit gegen die Reutlingen Der Rest war nur noch das tragische Abgleiten bis zum 4:0.

An und für sich hatte man den Reutlingern für ihr Gastspiel am Riederwald keine großen Chancen eingeräumt. Doch als sich plötzlich ein böiger Wind erhob, der in Richtung Eintrachttor blies, nebenbei einem Zuschauer den Hut in Richtung Borsigallee entführte, dazu aber auch den Gästen steile Vorstöße erlaubte, da wurde mancher nachdenklich. Die Erinnerung an die letzte Saison kam auf, als die Eintracht schon 4:1 geführt hatte, die Reutlinger aber auf 4:3 herankamen. Gewiß, Rothuber ließ sich nicht verblüffen, die Eintrachtabwehr stand unerschütterlich, aber hatten wir alle nicht schon erlebt, wie der Zufall ein Spiel entschied? Das war jedem klar, kamen die Reutlinger zu einem 1:0- oder gar 2:0-Vorsprung, dann würden sie nach der Pause den Laden dicht machen.

Doch im Grunde war beim Pausenpfiff schon das Spiel entschieden, denn es stand immer noch 0:0. Die Reutlinger hatten kein Tor geschossen und das wurde ihr Verhängnis. Ehrlich gesagt, eine Führung ihrerseits wäre nicht ganz gerecht gewesen, denn den Torchancen nach hätte die Eintracht zur Pause schon 3:0 vorn liegen können. Das alte Uebel, man hielt den Ball zu lange. Besonders Bäumler und Kreß sündigten darin gerne. Pfaff schien vor der Pause, etwas gehemmt, was wieder Feigenspan und Geiger beeinträchtigte. Gut unterstützt wurde der Sturm von Schymik und Höfer, obwohl man Höfer mehr die Bewachung Gernhardts aufgetragen hatte. Leider kam Höfers Zuspiel oft nicht an den Mann, aber der Wind spielte auch den anderen tolle Streiche.

Nach der Pause aber lief alles besser, der starke Wind trieb alle Bälle auf das Reutlinger Tor zurück. Pfaff trickste Vaas und Fritschi aus, die etliche Male erbost ihrem Gegner in die Beine schlugen. Fast schienen den Reutlingern die Nerven durchzugehen, die Spannung wurde unerträglich, da fiel durch Bäumler die Entscheidung. Horst Kickhefel

*


Pillauer foult Bäumler

Der erste feine Paß kam von Teufel, aber Gernhardt war zu spät gestartet. Dann spielte Alfred Pfaff zweimal groß auf, aber zu ungenau ab. Bäumlers Flanke schlug Vaas gerade noch vor Pfaff weg. Im Gegenstoß wurde Gernhardt von Höfer gelegt (14.) Fritschi schoß den Freistoß knapp übers Tor. Bäumlers Schuß faustete Pillauer prächtig weg. Schließlich klärte Höfer vor Grziwok. Es ging rauf und runter. Dann setzte Pfaff nach Bäumlers Flanke den Ball gegen den Pfosten, den Nachschuß übers Tor. Feigenspan stand frei, Pillauer lief ihm entgegen und wurde angeschossen. Nach einem indirekten Freistoß (Pfaff) köpfte Fritschi Bäumlers Prachtschuß aus der Ecke.

Das Führungstor lag förmlich „in der Luft", in welcher der starke Gegenwind auch manches „Schnippchen" schlug. Drüben zögerte Gernhardt (mit Plastik im Knie immer gehemmt!) vor Rothuber. Jetzt kamen die Reutlinger vorübergehend auf. Nach Teufels Flanke mißglückte Grziwok ein akrobatischer Rückzieher. Es gab Pfiffe, weil die Zuschauer einen klaren Elfmeterball gesehen hatten. Höfer schoß, Pillauer prallte der Ball von der Brust weg, Bäumler wurde dann von Pillauer zu Fall gebracht und hielt sich danach die Hüfte.

Kurz nach Halbzeit, große Aufregung. Grziwok ging allein durch (Abseits!) und frei vor Rothuber, der im Herauslaufen prächtig klärte. Dann begann für Reutlingen das Verhängnis. Der durchlaufende Kreß wurde von Jost im Zweikampf gestoppt. Jost verletzte sich, ging kurz raus, und dann als Statist auf Linksaußen. Ulaga, ohne Stellungsspiel und etwas steif, vertrat ihn in der Deckung. Die Entscheidung kam; Pfaffs Querpaß schoß der ungedeckte Bäumler ein. Die Verwirrung wurde gut ausgenutzt. Alfreds Steilpaß lief genau in die Gasse. Der ungedeckte Feigenspan schoß zum 2:0 ein. Mit Pfaffs Steilpaß zog Geiger davon, Bäumler und Kreß rannten mit, aber ins Abseits, der Linienrichter winkte, Kreß schoß ein, Handwerker pfiff Tor, nahm aber die Entscheidung nach Befragen des Linienrichters (der auch mehrmals verkehrt winkte, Tribünenseite!) zurück (70.). Ein weiter Schlag von Wloka (mit Wind aus 65 Meter!) machte Pillauer Mühe, über die Latte zu fausten. Dann brach Kreß wieder einmal durch (76.) legte so nach rechts, so daß Feigenspan nur noch einzuschießen brauchte. Kurz danach lief Kreß an Ulaga vorbei, der warf sich ihm von hinten in die Beine, so daß Kreß stürzte Elfmeter! Alfred Pfaff schoß seelenruhig ein. (Karl Seeger in 'Der neue Sport' vom 30.04.1956)

 

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