Eintracht Frankfurt - SpVgg Fürth

Oberliga Süd 1955/56 - 27. Spieltag

0:1 (0:0)

Termin: 08.04.1956
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Fierhauser (Karlsruhe)
Tore: 0:1 Appis (75.)

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Eintracht Frankfurt SpVgg Fürth

 


  • Drossel
  • Engelhardt
  • Koch
  • Mai
  • Schmolke
  • Erhardt
  • Schmidt
  • Appis
  • Bauer
  • Gottinger
  • Landleiter

 

Trainer Trainer
  • Hans Schmidt

Keine Flügel

Sechs Punkte holte sich die SpVgg Fürth am Main. Bei den Kickers gewannen sie 3:2, beim Sportverein 1:0 und bei der Eintracht 1:0. Und man konnte eine gewisse Sympathie unter den Zuschauern für diesen Sieg verspüren, denn Fürth, das ist für viele eine Erinnerung an die Jugend und an die unvergeßliche Kleeblattelf der Seiderer, Franz, Hagen und Leinberger. Ob dieser Sieg verdient war, diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Es war nämlich nicht zu übersehen, daß es die Glücksgöttin mit den Kleeblättern (den dreiblättrigen) hielt.


Alfred Pfaff

Chancen dieses Spiel zu gewinnen, hatte die Eintracht genug. Aber Pfaff traf die Latte, Bäumler den Pfosten und Pfaff im Nachschuß den anderen Torpfosten. Daneben setzen Geiger und Bäumler den Ball aus Situationen neben das Tor, Situationen in denen es einfach unmöglich schien, das Fürther Tornetz nicht treffen zu können. Aber es geschah — und damit sind schon die Schwächen der Eintracht aufgezeigt: Bäumler und Geiger. Die Eintracht spielte ohne Flügel, denn Bäumler und Geiger machten es Engelhardt und Koch einfach, so simpel versuchten sie sich an den Verteidigern vorbeizuspielen.

Ohne Zweifel verfügten die Gäste über eine ausgezeichnete Abwehr. Die Verteidiger sind kräftig und hart und ihr Mittelläufer Schmolke schwer zu Obertreffen. Er nagelte Kreß meistens fest, obwohl Kreß noch der beweglichste Eintrachtstürmer war und als einziger das Richtige tat: er rochierte nach links und nach rechts. Nur so konnte man eine derartige Hintermannschaft ausspielen. Doch Kreß' Nebenleute blieben bei ihrem Schema F — und so gingen die Punkte nach Fürth.

Ganz gerecht war das nicht, denn Fürth besaß einen Sturm, der keiner war. Was gaben die überragenden Läufer Mai und Erhardt für Vorlagen und was stellten die fünf Stürmer im weißen Trikot damit an. Nichts! Man schob sich am Strafraum die Schußverantwortung zu und hielt keinen Ball, so daß dieser postwendend wieder in der Fürther Läuferreihe landete. Mai und Erhardt waren die überragenden Spieler des Tages. Leider fiel Mal erst einmal aus der Rolle und mußte verwarnt werden. Später humpelte er für etliche Zeit in den Sturm, hielt gegen Schluß dann wieder kräftig mit.

Das Gegenstück zu Mai-Erhardt waren Schymik-Bechtold I. Sie schienen nicht so zwingend, sie wirkten unauffälliger, bauten unermüdlich auf. Ihnen ging es aber wie ihren Fürther Kollegen. Der Sturm nahm ihre Arbeit zu wenig wahr. Was war mit Pfaff? Pfaff kam nicht so recht zum Zuge, denn Mai und Erhardt — wer gerade "frei" war — gingen ihn ohne Gnade an und kannten keinen Pardon. Wer den figürlichen Unterschied zwischen Erhardt und Pfaff sah, der wußte wie dieser Zweikampf ausgehen mußte.

Die Frankfurter Abwehr wirkte zuverlässig, der Fürther Sturm machte es ihr aber nicht allzu schwer. Rothuber hatte einmal durch Unkonzentriertheit eine bange Situation zu überstehen, aber dann fing er sich. Ob Appis Schlagschuß zu halten war, konnte man von der Tribüne aus nicht sehen. Horst Kickhefel

*

Schon die ersten Tastversuche zeigten, daß diese Fürther Kämpfer kompromißlose Deckungskünstler waren. Bechtold I stürzte mit Mai. Da war schon Stimmung da. Es gab Pfiffe für den Internationalen, der unsanft nachgetreten hatte. Dann setzte Alfred Pfaff einen Freistoß gegen die äußerste Lattenkante, daß man wirklich von Drossels Glück sprechen konnte. Da schoß Weilbächer Bäumlers Steilpaß knapp vorbei. Kudrass und Engelhardt (!) prallten heftig aufeinander, stürzten. Kudrass humpelte vorübergehend. Ja, die Eintracht drückte. Sie kämpfte auch. Aber die Fürther kämpften mehr. Kampf, Kampf, man merkte, das Abstiegsgespenst dirigierte. Da schien die Eintrachtführung da zu sein. Kreß setzte sich wieder einmal kämpferisch durch. Legte fein herein. Aber, aber, Bäumler! Er trat freistehend über den Ball. Geiger schien zu träumen, als Drossel ihm das Leder wegfischte, und dann kam die allergrößte Gelegenheit. Wieder kam Alfreds Steilpaß, Kreß führte ihn weiter zu Weilbächer, der sah Geiger freistehen, aber Geigers linker Flachschuß strich am langen Eck vorbei.

Drossel mußte nach der Pause den ersten Schuß halten. Dann humpelte Mai (49.) kurze Zeit vom Platz. In diesen Minuten kam Weilbächers Steilpaß, Bäumler war frei vor Drossel, der herauslief, aber Bäumlers Schüßchen lief am Ziel vorbei. Bäumler schoß gegen den unteren rechten Pfosten (60.), Pfaff den zurückspringenden Ball gegen den unteren linken Pfosten. Dann kam Bauers trübster, gleichzeitig auch nettester Moment. Er wollte den Ball gegen die Umzäunung kicken, damit er zurückspringen sollte. Er traf aber ungenau, dafür haargenau einem netten Mädchen ins Gesicht. Ein Hut flog. Und Bauer lief zum Publikum, dem Mädchen zu bestätigen, daß es keine Absicht war. Die Entschuldigung kam an. Sie war ehrlich, das bestätigte er noch tief betrübt in der Kabine.

Eine Minute später, die trübste Minute der Eintracht. Keiner achtete auf Appis, den Mann, der vorher so harmlos zurückhaltend wirkte. Halblinker Position stand er im Strafraum mutterseelenallein. Entschlossen schoß er ins kurze Eck. (75. 0:1). Ja, ja, das Abstiegsgespenst. Pfaff hätte ihm fast noch einen Streich gespielt. Seinen Freistoß, in die äußerste Ecke, holte ja dieser Drossel grandios heraus, noch großartiger, als sich Erhardt entschlossen der Länge nach vor Geigers Schußbein warf. (Karl Seeger in 'Der neue Sport' vom 09.04.1956)

 

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