Irische Auswahl - Frankfurt/Oxxenbach

Städtespiel 1955/1956

4:1 (0:1)

Termin: 12.02.1956
Zuschauer: 26.000
Schiedsrichter: Larkin (Dublin)
Tore: 0:1 Kraus (8.), 1:1 Fitzgerald (51.), 2:1 Gibson (60.), 3:1 Fitzgerald (70.), 4:1 Hamalton (73.)

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Irische Auswahl Frankfurt/Oxxenbach

 


 

Wechsel
Wechsel
Trainer
Trainer

26000 Zuschauer feuerten ihre Elf an

Die Frankfurt/Offenbacher Fußball-Auswahl, die mit großen Hoffnungen nach Irland geflogen war, feierten den ersten der drei „tollen Tage" auf eigene Art. Nach verheißungsvollem Auftakt mit einem Treffer von Berti Kraus in der 7. Minute ging die schwungvoll gestartete Elf vom Main 1:4 unter. Diese Enttäuschung trifft Hessen um so härter, als auf der grünen Insel mit wenigen Ausnahmen die gleichen Spieler antraten, die in einer Serie von erfolgreichen Städtespielen ihr Publikum in helles Entzücken versetzten.

Weder auf irischer noch auf hessischer Seite konnte eine Enttäuschung groß genug sein, um der nun seit annähernd fünf Jahren bestehenden Freundschaft Abbruch zu tun, und auch diesmal wieder flog man sozusagen in offene Arme. Trotzdem gab es außer der Niederlage noch eine schmerzliche Enttäuschung: der Dubliner Schiedsrichter J. Larkin. Dieser „Unparteiische" war so eindeutig Partei, daß selbst die Iren sein Verhalten stark mißbilligten. Er machte auch keine Anstalten, die von den ehrgeizigen Grünhemden angeschlagene überharte Gangart zu unterbinden, und so wurden die hessischen Spieler im Laufe der neunzig Minuten immer vorsichtiger. Je zurückhaltender die Hessen zu Werke gingen, desto selbstbewußter wurde ihr Gegner, der das Tempo entgegen der Erfahrung aus früheren Spielen nach der Pause noch steigerte. Ihre Mannschaft hatte durch sieben Spieler, die in Hessen bis dato unbekannt waren, nicht nur ein völlig verändertes Gesicht erhalten, sondern auch an Spielstärke wesentlich gewonnen. Den Ausschlag aber gab, daß sich im Laufe der Jahre doch eine Revanchelust angestaut hatte, mit der die Männer aus Frankfurt und Offenbach einfach nicht rechnen konnten.

Am besten schlug sich noch ihre Abwehr, aber auch sie schien an diesem Sonntag zwischen den Punktspielen mehr zur Raum- als zur Manndeckung aufgelegt. Nur in der ersten Halbzeit kamen die Außenläufer dazu, sich um den Aufbau zu kümmern, und Keim schaltete sich mehrmals geschickt in die Angriffsaktionen ein. Weber dagegen wurde durch seinen unternehmungslustigen Gegner Hamalton derart gebunden, daß er seine Offensiv-Ambitionen notgedrungen zurückstellte und ganz in der Verteidigung aufging.

Bechtold, Sattler und Wloka erledigten ein Riesenpensum und zogen sich mit Anstand aus der Affaire. Sie alle jedoch wurden übertroffen von dem Bornheimer Tormann Klemm, dem die internationale Atmosphäre einen unerwarteten Auftrieb gab. Klemms Paraden rissen sogar die 26000 Zuschauer zu Beifallsovationen hin. Im übrigen jedoch unterstützten die Iren ihre Elf mit geradezu südländischer Begeisterung, und als sich nach der Pause der Umschwung anbahnte, dröhnte das nahezu ausverkaufte Stadion eine halbe Stunde vom permanenten Anfeuerungsgeschrei.

Anfang gut...

Bis zum Wechsel allerdings bewahrten sich die Hessen mit Ausnahme einer fünfminütigen Unterbrechung fast ständig eine leichte Ueberlegenheit. Auch während dieser Periode jedoch fehlte es an einem gestaltenden Kopf, fehlte Alfred Pfaff, der in Frankfurt hinter der Theke stand. Der einzige, der seine Rolle hätte übernehmen können, der Offenbacher Regisseur Kaufhold, litt unter Frostbeulen an den Füßen und blieb daher beträchtlich unter seiner sonstigen Leistung. Kaufhold blieb nach der Pause in den Kabinen, und der Sturm wurde durch den Riederwälder Bäumler aufgefüllt, der zusammen mit Berti Kraus einen neuen rechten Flügel bildete. In diesem Stadium jedoch stand die Abwehr bereits derart unter Druck, daß jegliche Verbindung zu den hinteren Regionen abriß. Ohne Unterstützung durch die Außenläufer gelangen dem Angriff nur noch wenige geplante Aktionen. Er operierte außerdem ohne Glück. Dreimal retteten gegnerische Deckungsspieler hinter ihrem bereits geschlagenen Torhüter auf der Linie und in der 43. Minute krachte ein harter Kopfstoß von Berti Kraus gegen den Pfosten. Eine Serie von Eckbällen dagegen segelte an dem Haupt von Preisendörfer vorbei, der unter besonders unbarmherziger Bewachung stand.

Nur ein Tor, aber ein Prachttor

Berti Kraus entschädigte sich für sein sonstiges Pech durch ein Prachtstück von Tor, mit dem er seiner Mannschaft frühzeitig die Führung verschaffte. Vielleicht zu frühzeitig; denn nun mußte sich das fatale Gefühl verbreiten, daß einem gegen die Iren nicht mehr viel passieren kann. Gewisse Nachlässigkeiten schlichen sich ein, die sich nach der Pause mit vier Treffern von Fitzgerald (2), Gibson und Hamalton rächten. ('Der neue Sport' vom 13.02.1956)

 

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