Frankfurt/Oxxenbach - Kopenhagen

Städtespiel 1955/1956

3:1 (0:0)

Termin: 28.12.1955 am Bornheimer Hang
Zuschauer: 9.000
Schiedsrichter: Jakobi (Mannheim)
Tore: 1:0 W. Nielsen/Brogger (53., Eigentor), 2:0 Preißendörfer (57.), 3:0 Preißendörfer (82.), 3:1 (85.) Holm

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Frankfurt/Oxxenbach Kopenhagen

 


  • Eriksen
  • W. Nielsen
  • Koppen
  • F. Nielsen
  • Brogger
  • Christensen
  • Jensen
  • Holm
  • Andersen
  • Dr. Lundberg
  • Seebach

 

Wechsel
  • Lurz für Sattler
  • Mayer für Buchenau
Wechsel
Trainer
Trainer

Spiel der Freunde

Zaubereien am Mittwochabend

Auf dem Weg zum Bornheimer Hang dachte niemand, daß Frankfurt-Offenbach gegen Kopenhagen ein Erfolg werden könnte. So „zwischen den Jahren" schien das Spiel mehr ein Verlegenheitstreffen. Beim Abgang schwärmten fast 10.000 wie von einer leckeren Speise. Sie mundete wie fast alle seltenen Spezialitäten munden, und der Ruf nach einem neuen Städtespiel ist durchaus verständlich.

Das Spiel gegen Kopenhagen indes war nur eine Fortsetzung der Begegnungen mit der irischen Auswahl im Mai (Wissen Sie noch, die Sturmläufe von Pfaff und Kress, die Tore von Buchenau?) und mit London im Oktober (die englischen Zeitungen waren des Lobes voll). Es war eine so gute Fortsetzung, daß viele schon die nächste mit Spannung erwarten.

Kontrast zu Punktespielen

Der Kontrast zu dem Punktespiel FSV gegen Fürth wenige Tage zuvor an der gleichen Stelle war gewaltig. Dort wurde mit Mitteln gekämpft, die den „alten Fürthern" die Schamröte ins Gesicht getrieben hätte, mit Sonderwache, Riegel und ähnlichen Scherzen. Am Mittwochabend aber wurden die Besucher verzaubert. Mit und von allen Schönheiten, die dem Fußball trotz Stopper und Abseitsregeln noch immer verbleiben.

Die großen Zauberer standen im linken Flügel der Frankfurt-Offenbacher Mannschaft. Wie oft haben sich die Frankfurter ihren Flügel Pfaff-Herrmann zu sehen gewünscht. In Basel (gegen Ungarn) und in London waren die beiden für die meisten nicht sichtbar, gegen die Iren dazwischen fehlte der verletzte Herrmann. Nun hatten sie ihn, den Traumflügel, und sie feierten ihn, wie man Erfolge von Freunden feiert.

Pfaff-Herrmann-Weber

Man feierte noch einen Dritten, den linken Läufer Willi Weber von den Kickers, der zu Pfaff-Herrmann paßte wie der Main zu Frankfurt und Offenbach. Aber nicht nur diese drei aus den drei Vereinen, alle fanden sich harmonisch ein, ob es Keim, Kaufhold, Preißendörfer, Werner Mayer oder die Schlußspieler waren. Von Buchenau, der nach der Pause Mayer Platz machte, und Lurz, der den vorher weit wirkungsvolleren Sattler ablöste, weiß man, daß sie nicht ihren glücklichsten Tag erwischt hatten.

Die Frankfurter spielten keineswegs so groß auf, weil die Kopenhagener schwach waren. Die Gäste boten eine respektable Leistung, und wenn sie vor Halbzeit auf Grund einiger guter Chancen eine Führung erreicht hätten, wäre kein Grund zur Unzufriedenheit gewesen. Es gab hüben wie drüben bei dem flotten Spielchen eine Reihe fein herausgespielter Gelegenheiten, aber es schien fast, als wollte man den vielen erst im Laufe der ersten Halbzeit ankommenden Besuchern die Treffer bis in die zweite Hälfte aufsparen. Dann kamen allerdings die Dänen nicht mehr mit, obwohl sich ihr langer Dr. Lundberg, ein Spundflasche-Typ in Vollendung, soviel Mühe gab, der Stopper Brogger gegen Herrmann und Co. sogar mehrfach zur „Notbremse" griff und der Torwart Eriksen sicher stand.

Echte Begeisterung

Die Begeisterung im Rund war echt. Sie überwand von der ersten Minute an alle Vereinsgrenzen, und es war ganz gleich, ob nun der Preißendörfer aus Offenbach die Tore erzielte oder ein Riederwälder oder ein Bornheimer sie geschossen hätte. Es spielte keine Rolle, die Zuschauer feierten das Fußball-Fest und die Tore, wie sie fielen. Vielleicht ist es das nächste Mal nicht ganz so gut und die Stimmung gedämpfter. Aber es ist gut, daß es solche Spiele gibt, die das Einerlei und die Härte der Punktekämpfe durchbrechen. Sie sollten auf jedem Wunschzettel für 1956 stehen. (Bert Merz in 'Der neue Sport' vom 02.01.1956)

 

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