Eintracht Frankfurt - 1860 München

Oberliga Süd 1955/56 - 1. Spieltag

3:0 (0:0)

Termin: 27.08.1955
Zuschauer: 9.000
Schiedsrichter: Heller (Stuttgart)
Tore: 1:0 Alfred Pfaff (56.), 2:0 Richard Kreß (73.), 3:0 Hans Weilbächer (75.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt 1860 München

 


  • Pilz
  • Köbler
  • Hasenstab
  • Lesjak
  • Sommer
  • Börstler
  • Zausinger
  • Mondschein
  • Hartl
  • Pelicon
  • Hornauer

 

Trainer Trainer
  • Dr. Schäfer

Eintrachtwirbel nach der Pause

Frankfurts Fußballpublikum zeigte sich bei der Riederwald-Premiere in geringen Mengen. Entweder „ziehen" Neulinge nicht, oder, es blieb nach der letzten Enttäuschung demonstrativ fern. Die 8000 Hoffnungsvollen durften dafür allerdings nach der 2. Halbzeit die Hoffnung unter die Daheimgebliebenen tragen, daß es doch wieder aufwärts geht bei den Riederwäldern.

Die Eintracht begann so verheißungsvoll wie vor acht Tagen gegen Schalke 04. Die ersten Chancen spielte ihr Sturm heraus, wobei Bäumler schon in der 3. Minute von Leßjak aussichtsreich festgehalten wurde. Die Münchener hatten sich in der Deckung verstärkt, indem sie Zausinger als Sonderbewachung zu Pfaff zurücknahmen und Leßjak ihren rechten Läufer Mittelstürmer Kreß bewachen ließen. So brauchte Sommer nur Ausputzer zu spielen, und gegen dieses Deckungssystem fand die Eintracht nicht die nötige Einstellung. Sie spielte zuviel quer und zu kurz, und da auch Heitkamp am linken Flügel nicht in Schwung kam, blieben die bestgemeinten Angriffe an der Strafraumgrenze hängen. Die Münchener griffen schon systemvoller, aber auch steiler an, so daß die Eintrachtdeckung schon auf der Hut sein mußte. Weilbächer strotzte am rechten Flügel voller Einsatzfreude.

Als er schon nach wenigen Minuten knapp über die Latte schoß, hatte er die Sympathien der nur 8000 Zuschauer, Alfred Pfaff ging mit einem Abschlag von Höfer davon und schoß in die unterste Ecke, so daß Pilz gerade noch abwehren konnte. Ein schönes Zusammenspiel zwischen Weilbächer und Kreß brachte den Mittelstürmer in Schußposition, aber er zögerte, so daß Pilz klärte. Als Pfaff wenig später von links in den Strafraum stürmte, hielt ihn Köbler mit dem Oberarm fest, doch der Pfiff des wenig überzeugenden Schiedsrichters Heller blieb aus.

Pech hatte Pfaff in der 25. Minute mit einem Drehschuß, der wuchtig gegen die Latte donnerte. Dann zögerte Kreß wieder einmal mit dem Schuß als ihn Pfaff einsetzte, so daß Köbler noch zur Ecke klärte. Kreß ging dann am rechten Flügel auf und davon, paßte zu dem freistehenden Bäumler zurück, aber der sonst sehr agile Eintrachtstürmer trat über den Ball.

Die Münchener kamen mit ihrem durchdachten Angriffsspiel, das in Pelicon seinen Regisseur hat und dem Schymick doch zuviel Spielraum ließ, wiederholt durch, wobei Hornauer einen prächtigen Schrägschuß nur knapp am Pfosten vorbeisetzte.

Den Platzwechsel, den die Eintracht nach dem Wechsel zwischen Weilbächer und Bäumler vornahm, hatte sich schon vor der Pause klar abgezeichnet. Bäumler, diesmal der klügste, konnte seine Ideen am Flügel besser verwerten, während Weilbächer, der erstaunlich fleißig war, im Innensturm die Brechernatur war, die einem Buala Sommer und dem stämmigen Börstler auch mal die Zähne zeigen konnte. Der Bann wurde auch dann von dieser rechten Flanke gebrochen, als Weilbächers kurzer Steilpaß Bäumler erreichte, der dem langen Hasenstab den Ball durch die Beine kullerte, und als Bäumlers Querpaß nach links kam, da war Alfred Pfaff goldrichtig mitgelaufen um zu vollenden. Es schien, als wäre nicht nur der Schreck den Münchner Deckungsleuten, sondern die Freude auch in der Eintrachtabwehr in die Beine und ins Gehirn geschlagen, vier Deckungsspieler sahen nämlich gleich danach leutselig zu, wie der Ball franko-frei im Strafraum lag. Hartl schlug zu, aber zum Glück für die Eintracht ans Außennetz. Dann zeigte sich aber klar, daß bei den Münchenern die Abwehrgitter durchbrochen waren. Pfaffs Querpaß brachte Kreß in den freien Raum, und es hieß 2:0, und wenige Sekunden später nutzte Weilbächer die Verwirrung zum 3:0.

Die Münchener Löwen hatten „Krallen" im Sturm. Zwar nur vier, da erst Zausinger und später Mondschein zurückgezogen spielten, aber Hartl und Hornauer schlugen doch einige Male so im rechten Moment zu, daß die Pessimisten schon eine l:0-Führung kommen sahen. Die beiden waren aber doch nicht ausreichend genug, Mondschein mußte nämlich oft in die eigene Deckung, und fast so erging es auch dem cleveren Pelicon, der aber noch am klarsten den Vormarsch bestimmte. Der fleißige Schymik konnte einem manchmal leid tun. Immer wieder hängte er sich an ihn, aber die Kreise des Jugoslawen waren doch zu unberechenbar für den talentierten Jungen aus Gelnhausen, der sicher diesmal den erste Maßstab bekommen hat, welch zweischneidiges Schwert einem Oberliga-Außenläufer in Offensive und Deckung ständig auf der Brust sitzt.

„Stift" Höfer half ihm aber dann wie ein alter Löwenbändiger aus. Er mußte diesmal sogar Hesse und Kudraß helfend unter die Arme greifen, denn bei ihnen waren schon einige Male „Brandstellen". Als Kreß dann nach dem 3:0 für den angeschlagenen Hesse auf Verteidiger kam, da waren die Löwen praktisch schon gezähmt. Man war beiderseits schon zufriedengestellt. Kreß konnte seine verdiente Schnaufpause einlegen, nachdem er sich nach Halbzeit in seinen Sprints enorm steigerte. Daß er zweimal abspielte, als er selbst schießen mußte, und dann wieder schoß, wenn er hätte abspielen müssen, war diesmal eigentlich sein einziger Nachteil. Ueber Heitkamp gibt's nicht viel zu sagen. Er war ein Ausfall. Entschuldigend: er ist halt kein Linksaußen. Remlein und Alfred Pfaff, die neben Bäumler noch am meisten gestaltend wirkten, muß man nur ankreiden, daß sie das Direktspiel, das Spiel in den freien Raum mehr forcieren sollten. Sollten, weil man diese Vorzüge, die zur völligen Gesundung der Eintracht mithelfen könnten, von ihnen am ehesten erwarten kann. Rothuber war zuverlässig. (aus 'Der neue Sport' vom 29.08.1955)

 

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