Eintracht Frankfurt - Hannover 96

Oberliga Vergleichsrunde (Totorunde) 1955 - Gruppe 3

2:0 (1:0)

Termin: 21.05.1955
Zuschauer: 7.000
Schiedsrichter: Jakobi (Mannheim)
Tore: 1:0 Hans Weilbächer (25.), 2:0 Alfred Pfaff (54., Elfmeter)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Hannover 96

 


  • Krämer
  • Geruschke
  • Kirk
  • Gehrcke
  • Bothe
  • Hundertmark
  • Wewetzer
  • Paetz
  • Boettner
  • Zielinski
  • Tkotz

 

Wechsel
Wechsel
Trainer Trainer
  • Helmut 'Fiffi' Kronsbein

Chancen in Fülle — schlechte Torschützen

Zehn Riederwälder schlugen den deutschen Meister

Diesem ersten „Toto-Spiel" in Frankfurt gaben zwei Faktoren das Gepräge: Die ungewöhnlich hohe Zahl reifer, aber versiebter Torchancen und die Niederringung der kompletten, deutschen Meisterelf durch nur zehn Riederwälder.

Die Eintracht, die Loy, Wloka und Höfer wegen Verletzung hatte ersetzen müssen, verlor nach zwei Minuten bereits ihren Kapitän. Bechtold, der Wlokas Posten übernommen hatte, während Hesse mit Kudras zusammen verteidigte, zog sich bei einem Sprung eine Oberschenkelzerrung zu, die ihn zum Ausscheiden zwang. So standen taktisch während des ganzen Spiels zehn Frankfurter elf Hannoveranern gegenüber. Bäumler versuchte sich bis zur Pause in der Rolle des Stoppers, überließ die Beschattung des inzwischen in die Angriffsmitte gewechselten Tkotz, des gefährlichsten norddeutschen Stürmers, dann jedoch dem routinierten Kudraß und spielte bis Spielende linker Verteidiger. Der Posten lag ihm sichtlich besser als die Stopperrolle. Das Quecksilber Wewetzer wurde von ihm jedenfalls besser in Schach gehalten, als dies vorher Kudraß gelungen war.

Die zahlenmäßige Inegalität wirkte sich im Mittelfeldspiel natürlich stark aus. Aber so flüssig und leicht die von dem quicklebendigen Gehrcke, dem trickreichen Tkotz und dem technisch versierten Paetz inszenierten, auf schnellen Raumgewinn abgestimmten Angriffe des deutschen Meisters auch liefen — sie führten zu nichts, weil die Hannoveraner erbärmlich schlecht schossen und auch mit den reifsten Chancen nichts anzufangen vermochten. Man schoß freistehend daneben und darüber, jagte das Leder zweimal an die Latte (Tkotz und Wewetzer) und fand, als der brillante Loy-Ersatz Rothuber bereits überspielt war, selbst das leere Tor nicht. Nur einmal traf ein von Tkotz aus halbrechter Position abgefeuerter schöner Schrägschuß ins Volle. Aber diesem, nach unserer Ansicht regulären Treffer verweigerte Jakobi-Mannheim die Anerkennung, weil Boettner in Abseitsstellung gelaufen war.

Auch der Frankfurter Vier-Männer-Sturm verpaßte einige goldene Torchancen. Aber er wirkte doch wesentlich durchschlagskräftiger und rassiger, besaß in seinen drei Internationalen Pfaff, Kreß und Weilbächer drei gut aufgelegte Individualisten und in dem jungen Geiger den passenden vierten Mann. Pfaff breitete eine ganze Mustersammlung verblüffender Tricks aus, Kreß sprang wie ein Steinbock über alle Hindernisse, Weilbächer strotzte vor Kraft und Kondition und Geiger mischte lustig und tüchtig mit — er ist, härter, selbstbewußter geworden und rochierte blendend. Wenn die vier angriffen, wurde es sofort mulmig und die von dem Riesen Bothe organisierte Abwehr der Rotjacken geriet ins Wanken. Remlein empfahl sich dem Amt als umsichtiger Nachschub-Offizier, Reißmann kämpfte für zwei und die Ersatzverteidigung der Eintracht konnte sich ruhig schwere Deckungsfehler leisten — Hannovers Sturm war zu harmlos und schußschwach, um aus ihnen Kapital schlagen zu können.

Das etwas pomadig angelaufene Spiel bekam rasch Farbe und Tempo, es hagelte geradezu aufregende Torszenen und nachdem Kirk und Kudraß noch auf der Torlinie gerettet hatten, fiel in der 25. Minute als Produkt eines großen Duetts Pfaff-Weilbächer der erste Eintracht-Treffer. Geruschke war auf einen Pfaff-Trick hereingefallen, und den präzis hereingegebenen Paß drehte Weilbächer mit dem Außenrist unter die Latte — unhaltbar für den sonst aufmerksamen und guten Krämer. Neun Minuten nach dem Wechsel ging Geiger siegreich aus einem Duell mit dem Riesen Bothe hervor, aber da zog ihm der Hannoveraner von hinten die Beine weg. Den diktierten Elfmeter placierte Pfaff, Krämer raffiniert täuschend, flach in die äußerste Ecke. (aus 'Der neue Sport' vom 23.05.1955)

 

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