Eintracht Frankfurt - Schwaben Augsburg

Oberliga Süd 1954/55 - 20. Spieltag

0:2 (0:0)

Termin: 06.02.1955
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Schmetzer (Mannheim)
Tore: 0:1 Mantanovic (62.), 0:2 Mantanovic (83.)

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Eintracht Frankfurt Schwaben Augsburg

 


  • Süßmann
  • Lang
  • Nenning
  • Schmitt
  • G.Kneitel I
  • H.Kneitel II
  • Mantanovic
  • Schmelzinger
  • Struzina
  • Müller
  • Harlacher

 

Trainer Trainer
  • ??

Eintracht-Sturm keine fünf Pfennige wert

Das war ein echter Schwaben-Streich

Es scheint paradox zu klingen: Die Eintracht beherrschte das Mittelfeld, schnürte die Schwaben längere Zeiträume hindurch ein — aber die schwersten Brocken bekam nicht Süßmann, sondern Loy zu halten.

Die Erklärung für diese seltsame Feststellung ist bald gefunden. Die Augsburger konnten es sich dank ihrer größeren Schnelligkeit jedes einzelnen Spielers leisten, auf die Beherrschung des Mittelfeldes zu verzichten. Die weiten Schläge der Abwehr und die Steilvorlagen genügten vollauf, um den Schwabensturm zu einer gefährlichen Waffe zu machen. Zwar kam Peter Struzina bei Wloka nicht so oft zum Stich, trotzdem gingen die Vorbereitungen zu beiden Treffern von ihm aus. Beim zweiten Male zwar war Wloka nicht mehr sein Widersacher, sondern Höfer — und es fragt sich, ob es klug war, gerade Wloka in den Sturm zu nehmen. Dieser zweite Treffer, vier Minuten vor Schluß gefallen, nahm der Eintracht das Spiel aus der Hand und bis dahin war es immer noch möglich gewesen, wenigstens einen Punkt zu retten.

Doch verloren hat dieses Spiel ausschließlich der Sturm. Noch nie hat der so oft verlästerte Pfaff dem Riederwälder Sturm so gefehlt, wie an diesem Sonntagnachmittag. Alles war Stückwerk, es fehlte der Spieler, der die Fäden in die Hand nahm und aus diesem Stückwerk ein geschlossenes Spiel formte. Nur einer hätte das gekonnt: Mittelstürmer Bäumler. Aber Bäumler mußte sehen, daß er den Ball schnell weiterspielte, denn der harte und überragende Augsburger Stopper Kneitel I wich ihm nicht von den Fersen.

Was ist mit Kreß los?

So war auch der einzige Mann, der den Eintrachtsturm hätte formen können, nicht dazu in der Lage. Noch weniger in der Lage waren dazu die beiden Halbstürmer. Richard Kreß will seit einigen Wochen hartnäckig mit dem Kopf durch die Wand. Seine schnellen Dribblings sind noch zu sehen, aber er nimmt sich seine beste Waffe selbst aus der Hand, indem er den Ball viel zu lange hält. Zudem ist seine Schußkraft dahingeschwunden, er traut sich einfach keinen herzhaften Schuß mehr zu und spielt selbst in völlig schußsicheren Situationen noch zu einem Nebenmann ab und dieser Nebenmann ist dann meistens abgedeckt. Sehr harte Worte wurden auf der Tribüne über Krömmelbein gesprochen. Doch wir möchten für Krömmelbein eine Lanze brechen. Es muß bald zwei Jahre her sein, seitdem Krömmelbein nicht mehr in der ersten Mannschaft spielte. Zwei Jahre Reserve, in der das Tempo doch etwas behäbiger ist, und dann kopfüber in ein schweres Punktspiel geworfen, da können ganz andere Spieler die Uebersicht verlieren. Da nun die Halbstürmer nicht zu den Trägern des Spieles wurden, waren die Außenstürmer auf sich allein gestellt. Das war eine Aufgabe, die für die jungen Höfer und Bayer zu schwer war. Bayer setzte sich noch eifrig ein, aber Höfer war etwas zu behäbig und vermasselte durch sein Phlegma eine Riesenchance.

Da blieb für den Spielaufbau also praktisch nur noch Remlein übrig, denn Kudras' Stärke liegt in der Abwehr. Ein Remlein macht ebenso wenig einen Sieg, wie eine Schwalbe den Sommer. Immerhin war die Abwehr tadellos. Wloka, wie gesagt, ließ Struzina wenig Spielraum und die schnellen Außen Matanovic und Harlacher waren bei Hesse und Bechtold gut aufgehoben. Schlußmann Loy war der meist beschäftigte Mann, während Süßmann weitaus weniger zu tun bekam. Bald nach Spielbeginn, als Müller alles stehen ließ und einen scharfen Schuß abfeuerte, stand Loy goldrichtig und lenkte den Ball über die Latte.

Höfer zauderte zu lange

Die erste große Chance für die Eintracht bot sich nach einer halben Stunde Höfer an, der nach einem Fehlschlag Nennings in Ballbesitz kam. Doch Höfer zauderte so lange, bis Nenning wieder vom Boden hoch, ihm nachgeeilt war und den Ball vom Fuß stieß. Zehn Minuten lang waren die Augsburger dann fest eingeschnürt, aber die wendigen Verteidiger und Süßmann hielten ihr Tor sauber. Dafür hätte es beinahe im Eintrachttor eingeschlagen. Müller brach wieder durch, sein Schuß landete zum Glück für Loy am Pfosten und den Nachschuß setzte Kneitel II weit neben das Frankfurter Tor.

Während der Pause entschloß sich Trainer Windmann zu einem Umbau der Mannschaft: Kudras wurde auf den linken Verteidigerposten zurückgenommen, Krömmelbein übernahm seinen Posten und Hesse ging in den Sturm. Dieser Umbau wurde illusorisch und zog weitere Umstellungen nach sich, als Kudras in der 54. Minute vom Feld humpelte, auf der Tragbahre eine elastische Binde ums Knie bekam und dann als Statist im Sturm stand. Verbissen setzte er sich ein, während einigen seiner Mitspieler der Ernst der Situation erst klar wurde, als man 0:1 zurücklag. Das erste Tor der Augsburger leitete Struzina vom linken Flügel aus ein, Schmelziner berührte den Ball nur ganz schwach, der zu Matanovic kam. Aus vier Metern Entfernung schoß der Rechtsaußen ein.

Süßmanns Elfmeterparade

Jetzt wurde wieder umgebaut, Bayer ging als linker Verteidiger zurück, und Höfer spielte Mittelläufer, Hesse und Wloka verstärkten den Sturm. Der erste Vorstoß Wlokas eröffnete der Eintracht die größte Chance, das Spiel noch einmal herumzureißen. Kneitel I hatte es gar nicht nötig gehabt, Wloka die Beine wegzuziehen. Doch er tat es, und alles blickte nun gebannt auf Kreß, der den Elfmeter ausführen sollte. Auch Süßmann blickte gebannt auf Kreß, erkannte rasch die Schußrichtung und fing den nicht placiert genug geschossenen Ball vor der Torecke ab.

Der Schluß war nur noch ein einziges, aber planloses Anrennen gegen das Schwabentor, unterbrochen durch wenige, aber sehr gefährliche Gegenstöße der Schwaben. Einer dieser Gegenstöße gab der Eintracht den Rest und brachte die Zuschauer vorzeitig zum Abwandern. Struzina sandte einen Steilpaß haargenau auf den lospreschenden Matanovic, der Bayer stehen ließ und an dem herausstürzenden Loy vorbei zum 2:0 einsandte.

Schiedsrichter Schmetzer war manchmal zu großzügig. So übersah er, als Lang in der 24. Minute Bayer im Strafraum mit beiden Händen zu Boden stieß. Hier wäre ein Elfmeter berechtigt gewesen. (aus 'Der neue Sport' vom 07.02.1955)

 

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