Eintracht Frankfurt - FC Bayern München

Oberliga Süd 1954/55 - 10. Spieltag

3:1 (1:1)

Termin: 07.11.1954
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Eisenmann (Heidelberg)
Tore: 1:0 Hermann Höfer (8.), 1:1 Lettl (14.), 2:1 Hans Weilbächer (69.), 3:1 Alfred Pfaff (87.)

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Eintracht Frankfurt FC Bayern München

 


  • Hoffmann
  • Brandmaier
  • Frisch
  • Reichlmayr
  • Bauer I
  • Bauer II
  • Legath
  • Schädlich
  • Velhorn
  • Lettl
  • Huber II

 

Trainer Trainer
  • ??

Beide Stopper landeten auf den Flügeln

Sorgenfalten am Riederwald

Es dauerte lange Zeit — ganz genau, genommen 67 Minuten — bis die Sorgenfalten auf den Eintrachtstirnen verschwanden. Als die Eintrachtführung rasch egalisiert wurde, tauchten die ersten Sorgenfalten auf, die sich vertieften, als in der 17. Minute Wloka verletzt nach draußen humpelte und von diesem Moment an nur noch als Statist zu verwenden war. Zum Schluß ging die Rechnung zwar glatt und zugunsten der Eintracht auf, aber nur glatt für diejenigen, die nicht am Riederwald gewesen waren.

Wer sich zum Riederwald begeben hatte, wußte nach neunzig Minuten, wie schwer der Eintracht dieser Sieg gefallen war. Von der ersten Minute an machten sich in ihrer Abwehr Schwächen (Bechtold, Heilig) bemerkbar und die Münchner Stürmer kamen sofort gut zur Geltung. Man atmete im Frankfurter Lager auf, als die zweite Frankfurter Ecke, von Pfaff raffiniert unter die Latte gehoben, von Hoffmann nicht erreicht und von Höfer zum 1:0 eingeköpft wurde. Aber diese Führung währte nur drei Minuten. Bei einem Vorstoß Lettls wurden wieder die Schwächen der Eintracht-Hintermannschaft offenbar. Dreimal setzte sich der technisch gut beschlagene Lettl durch, dreimal hatten seine Gegner das Nachsehen und die Unkonzentriertheit der Verteidiger bot Lettl freie Schußbahn und der Ausgleich war gefallen. Besorgt sah man zu, wie der Nachwuchsmann Huber II Bechtold etliche Male leerlaufen ließ, mit Bangen beobachtete man, daß das magische Viereck der Eintracht von einem bösen Zauberer hinweggehokuspokust worden war — da schien das Schicksal in eigener Person wider die Eintracht aufzustehen. Nach der Abwehr eines Münchener Angriffs erhob sich Wloka mühsam und humpelte hinter das Tor. Sein rechtes Knie wurde neu bandagiert und als der Mittelläufer wieder ins Feld kam, winkte er den jungen Höfer nach hinten und nahm dessen Posten ein. Ein humpelnder Rechtsaußen. Hatte sich in dieser 17. Minute das Schicksal der Eintracht erfüllt?

Viele stellten sich diese bange Frage immer wieder und wußten keine Antwort darauf. Man mochte sie bejahen, wenn man sah, wie das Spiel der Eintracht zerflatterte und war versucht, diese Frage zu verneinen, wenn man immer wieder die eklatante Schußscheu der Münchener Stürmer feststellen konnte. Was nutzte die Schnelligkeit der Legath und Velhorn, wenn keiner dieser Stürmer zu schießen verstand? Nur mit einem schußkräftigen Bayernstürmer hätte die ganze Geschichte für die Eintracht böse ausgehen können.

Bechtold ist seit Wochen außer Form, als er Wlokas Posten übernahm, schien er mit der neuen Aufgabe au wachsen, aber so hundertprozentig wollte man ihm nicht vertrauen. Schlimmer sah es in der Läuferreihe aus. Heilig hat den Jahren Tribut zahlen müssen. Jedenfalls fand er in diesen neunzig Minuten keinen Kontakt zu seinen Mitspielern, spielte viel zu offensiv und ließ Schädlich, nach Herzenslust schalten und walten. So mußte Remlein immer wieder seinem Läuferkollegen zu Hilfe eilen und ließ auf seiner Seite eine Lücke entstehen. Ein Glück, daß ein Mann diese bedrohliche Lücke voll und ganz ausfüllte: Höfer.

Der junge Rechtsaußen wurde auf Bechtolds Posten zur großen Entdeckung. Eiskalt und beherzt legte er den schnellen Huber II bald lahm, als stünde er seit Jahren auf dem Verteidigerposten. Nur einmal hatte er nicht ganz aufgepaßt und schon war Huber durch. Loys Hechtsprung klärte diese gefahrvolle Situation. Der Beifall, der zu Beginn der zweiten Halbzeit aufklang, galt Wloka. Trotz seiner schmerzhaften Verletzung setzte er sich voll und ganz ein, flankte und fand keinen Verwender dafür. Der Eintrachtsturm setzte sich nur noch aus Einzelstürmern zusammen. Kreß hing viel zu weit zurück, zum Teil deshalb, weil Heilig ihm keine Vorlagen zuspielte. Pfaff ließ sich von der Härte eines Brandmaier bald einschüchtern und Weilbächer und Bäumler rannten sich an der gut gestaffelten Bayern-Abwehr immer wieder fest.

Auch als Bauer I, der zwar die Nummer 5 trug, aber bis dahin Kreß beschattet hatte, während Reichlmayr Bäumler verfolgte — selbst als der Nationalspieler ebenfalls verletzt wurde, fand sich der Eintrachtsturm noch nicht. Eine Weile beherrschten die Münchener mit ihrem steil angelegten Spiel das Mittelfeld. Sie beherrschten es bis zur 67. Minute und verloren dann das Spiel durch ihren Schlußmann Hoffmann, dessen einzige Schwäche die Bekämpfung von Eckbällen zu sein scheint. Ehrlich gesagt, Pfaffs Eckbälle gehören zur tückischen Kategorie, genau vor die Torlatte gehoben, hatten sie schon ganz anderen Torleuten Kummer bereitet. Als in der schon erwähnten 67. Minute Hoffmann einen Pfaff'schen Eckball mit der Faust nicht erreichte, brauchte Weilbächer nur noch einzunicken.

Jetzt verschwanden die Sorgenfalten auf den Eintrachtstirnen, jetzt lief das Spiel der Eintracht, so, wie man es gewohnt war. Etliche Münchener übertrieben ihre Härte etwas, aber Eisemann brachte sie zur Raison. Drei Minuten vor Schluß wurde die Eintracht für ihren Endspurt durch ein drittes Tor belohnt, das Kreß erzielte, nachdem Hoffmann einen Freistoß Pfaffs durch die Hände gleiten ließ. (aus 'Der neue Sport' vom 08.11.1954)

 

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