Eintracht Frankfurt - FC Schweinfurt 05

Oberliga Süd 1954/55 - 8. Spieltag

2:0 (0:0)

Termin: 24.10.1954
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Tschenscher (Karlsruhe)
Tore: 1:0 Hans Weilbächer (69.), 2:0 Alfons Remlein (71.)

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Eintracht Frankfurt FC Schweinfurt 05

 


  • Käser
  • Fischer
  • Schmitt
  • K.Kupfer
  • Merz
  • Lang
  • Albert
  • M.Kupfer
  • Rath
  • Burkhardt
  • Aumeier

 

Trainer Trainer
  • ??

Entscheidung fiel innerhalb zweier Minuten

Richard Kress in der Kupferzange

Selten ist die Eintracht so nahe am Rande eines Punktverlustes spazierengegangen wie an diesem diesigen Samstagnachmittag gegen die Giftgrünen aus Schweinfurt. Wenn es den Adlerträgern schließlich doch noch gelang, der wenig begeisternden Vorstellung ein Happy-End anzufügen, so gebührt das Verdienst weniger ihnen als ihrem recht munteren Gegenspieler.

Darüber nämlich kann es keinen Zweifel geben, daß die Kupferelf in der 70. Minute sich selbst aufgab, als sie — laufend und gefährlich im Angriff liegend — plötzlich das 0:0 zu halten gewillt war und damit den diesmal nur wenig harmonierenden Platzherren einen breiten Angriffsraum gab, auf dem die Kombinationen natürlich besser liefen als vorher gegen eine konsequent, gekonnt und hart markierende Deckung.

Jetzt konnten sich die Eintrachtstürmer austoben, brauchten die Aufbauspieler nicht mehr eng und noch enger werdend zuzuspielen, jetzt war die Basis endlich gefunden, das Spiel aus der Abwehr heraus in aller Ruhe aufzurollen. Die Frankfurter schalteten sofort. Kaum war der Schweinfurter Laden geöffnet, da donnerte auch schon der erste Eintrachtböller im Schweinfurter Haus, wobei eine mustergültige Kombination von Kudras über Heilig zu Weilbächer und von Bäumler wieder zurück zu Weilbächer lief, der indessen zweimal schießen mußte, um einmal das Ziel zu treffen. Damit aber war den Grünen der Nerv gezogen und der Ring der Adlerträger schloß sich enger und enger um die plötzlich ein wenig konfus werdenden Gäste.

Kaum war eine Minute nach dem Führungstreffer vergangen, folgte auch schon Visitenkarte Nummer zwei, die diesmal der nach vorn geeilte Remlein — etwa 20 Meter vor dem Tor stehend — abgab. Der rechte Läufer hatte einen Abwehrschlag von Fischer wie eine Primaballerina mit dem Fuß abgefangen, elegant das Leder auf den anderen Stiefel gelegt und dann ruhig, als ob es im Training wäre, wie abgezirkelt in die obere Ecke dirigiert.

Angst vor „Hauptgegner"

Es ist merkwürdig, aber es muß schon etwas daran sein: der Begriff des „Angstgegners" schien wie ein böser Zauberspruch über dem Spiel der Eintrachtler zu hängen, denn bis zu dem bewußten Zeitpunkt des Umschwungs gab es wirklich nur wenig, was Freude bereiten konnte. Es besagt schon viel, das Kudras dreimal, aber auch wirklich in letzter Sekunde, beispringen mußte, um einen Schweinfurter Treffer zu verhindern, daß Bechtold mehr als verträglich danebengelang und die sonst so zuverlässige Läuferreihe im Bestreben, etwas für den Aufbau zu tun, ihre Deckungsaufgaben vernachlässigte und so dem Schweinfurter Angriff immer wieder gute Ausgangspositionen gab. Lediglich Wloka sorgte in alter Männer Frische für reinen Tisch und dafür, daß ihm keiner der keineswegs nachgiebigen Schweinfurter zu nahe kam.

Der Sturm fiel nach gutem Beginn vollkommen auseinander. Dabei strahlten Pfaff (der allerdings mit drei schönen Durchbrüchen viel Pech hatte und zweimal an Käser, einmal an der Latte, scheiterte) noch die meiste Gefahr aus, während der später verletzte Kreß, der nach der Pause auf Rechtsaußen herumhumpelte, während Bayer seinen Posten übernommen hatte und Pfaff nach innen gerückt war, sein Spiel nicht fand. Weilbächer als halb zurückgezogener Halbstürmer — Heilig gliederte sich langsam, aber stetig in den Sturm ein — operierte in der Abwehr glücklicher als im Angriff. Bayer kam nach der Pause besser ins Spiel, Bäumler hatte in Merz das As des Gegners gegen sich.

Käser — die Ruhe selbst

Die Schweinfurter lieferten — bis auf den taktischen Fehler — eine Glanzpartie. Der foulspielfreudige Molly Kupfer war hier neben Merz der Einfädler des Spiels und als Aufbau- wie als Abwehrspieler unerreicht. Als die Abwehr noch ohne die „Hilfskräfte" aus dem Sturm operieren durfte, gab es kaum Fehler. Käser war die Ruhe in Person, während in der Verteidigung Fischer Schmitt überragte. Der Sturm spielte ungemein schnell und wendig, bekam aber auch die Arbeit nicht allzu schwer gemacht. Die Verbindung Läuferreihe—Angriff klappte vorzüglich, wurde aber mit zunehmender Spielzeit ebenso durchsichtig wie die der Eintracht. Rath und der Ex-Fuldaer Albert sind als Gefährlichste zu nennen, während Aumeier aus unmöglichsten Winkeln Schüsse vom Stapel ließ, die entsprechend auch ihren Landeplatz fanden.

Schiedsrichter Tchenscher (Mannheim) ging zwar weniger daneben, als die Zuschauer glaubten, aber es reichte trotzdem noch. Im übrigen sollte ein Oberligaschiedsrichter — wenn er schon einmal den Mut findet, im Strafraum ein Foul zu pfeifen — sich nicht mit einem Freistoß um die Konsequenz herumdrücken. Das ist das Privileg von Anfängern, mein Herr! (aus 'Der neue Sport' vom 25.10.1954)

 

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