1. FC Köln - Eintracht Frankfurt

Endrunde um die Deutschen Meisterschaft 1952/53 - 6. Spieltag

0:0

Termin: 07.06.1953
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Zimmermann (Göttingen)
Tore: ./.

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1. FC Köln Eintracht Frankfurt

  • Harald Nelles
  • Stefan Langen
  • Hans Graf
  • Paul Mebus
  • Benno Hartmann
  • Martin Hirche
  • Walter Müller
  • Willi Gierlich
  • Fritz Breuer
  • Josef Röhrig
  • Hans Schäfer

 


 

Trainer
  • Karl Winkler
Trainer

Dziwoki konnte das Spiel entscheiden

Man sage nichts über die Eintracht. Sie hat in ihrem letzten Spiel um die Gruppenmeisterschaft noch einmal nicht nur ihre spielerischen, sondern auch ihre kämpferischen Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis gestellt. In Köln rechnete alles mit einem glatten Sieg des 1. FC von mindestens drei bis vier Toren Unterschied.

Aber am Ende waren die 20000 Zuschauer und die ganz in Blau spielende Kölner Elf hoch zufrieden, wenigstens noch mit einem blauen Auge davongekommen zu sein. Wäre dem sonst so schußsicheren Dziwoki diesmal nicht das Pech zur Seite gestanden, so hätte die Eintracht ihren Erfolg vom Vorspiel auch in Köln wiederholt und wahrscheinlich noch glatter und deutlicher gewonnen als seinerzeit in Frankfurt, Schon in der ersten Halbzeit hatte es Dziwoki in der Macht, die Führung für die Eintracht herauszuschießen, als er sich in der letzten Spielminute mit einer geschickten Körperwendung von seinem Bewacher Graf löste, nach Innen dribbelte und aus fünf Meter vor dem Tor zum Schuß ansetzte. Aber Kölns Zerberus riß geistesgegenwärtig die Hände hoch und klatschte den scharfen Nahschuß noch zur Ecke ab.

In der zweiten Hälfte dann, vor allem aber in der letzten Viertelstunde, fielen die sicheren Chancen Dziwoki buchstäblich nur so vor die Füße. Aber jedesmal war ihm im entscheidenden Moment das nötige Glück versagt. In der 26. Minute brach er in seiner typischen Manier allein durch, knallte jedoch flach daneben. Eine Minute später knallte er eine Flanke von Ebeling aus fünf Meter am Kasten vorbei, und fünf Minuten vor Schluß war er noch einmal ausersehen, den Kampf zugunsten Frankfurts zu entscheiden. Aber auch diesmal griff er in den Pechkübel, als die Flanke von Krömmelbein hereinkam, erwischte Dziwoki das Leder mit dem linken statt mit dem rechten Fuß, und aus etwa drei Meter Distanz zischte das Leder am Torpfosten vorbei. Die letzte große Chance der Eintracht war vergeben, auch diesmal als Sieger vom Feld zu gehen.

Die Frankfurter hatten, wie angekündigt, ihre Hintermannschaft etwas umgebaut. Kaster verteidigte wieder mit Bechtold zusammen, der nach links gerückt war. Kudraß ging auf den rechten Läuferposten, und die Rechtsverbindung übertrug man Krömmelbein wohl in der taktischen Absicht, durch das Bollwerk Kaster-Kudraß-Krömmelbein ein starkes Gegengewicht gegen den internationalen linken Kölner Flügel Röhrig-Schäfer zu schaffen. Dieser Schachzug erwies sich als Volltreffer. Die drei spielten ausgezeichnet zusammen. Krömmelbein störte dauernd die Kreise Röhrigs, Kaster ließ den gefährlichen Linksaußen kaum zu Wort kommen und Kudraß griff immer wieder als Ausputzer im rechten Moment ein, wenn Gefahr im Anzuge war. Dabei vergaß aber Krömmelbein auch seine Rolle als Aufbaustürmer nicht. Er schickte eine Reihe gescheiter Vorlagen an seine Nebenleute und stürmte selbst einige Male mit Elan nach vorn. Und wenn auch er nicht vom Pech verfolgt worden wäre, hätte er in der 20. Minute der zweiten Halbzeit ins Volle getroffen. So aber drosch er ein Zuspiel von Ebeling hoch über die Latte.

Die Eintracht spielte zunächst etwas verhalten und vorsichtig, um einmal die schwachen Punkte der Kölner zu sondieren, zum anderen den zu erwartenden Ansturm des Gegners abzufangen und abzubremsen. Wloka zeigte sich dabei wieder als ein Meisterstopper. Er ließ den Stürmer Breuer nicht eine Sekunde aus dem Blickfeld und verurteilte auch später den zur Mitte gewechselten Müller völlig zur Erfolglosigkeit. Bechtold fand sich überraschend gut auch auf der linken Verbinderseite zurecht und hielt den gewandten Müller ruhig und überlegt in Schach. Dabei verstand er es, wie bereits gesagt, auch dem Internationalen Schäfer gegenüber eine glänzende Figur zu machen, den er kaum einmal entwischen ließ. Heilig war diesmal etwas lebendiger in seiner Arbeitsweise.

Im Sturm hatte der junge Hesse eine geschlagene Stunde lang so gut wie nichts zu bestellen. Denn wie bei den Frankfurtern Wloka in der Abwehr die überragende Kraft war, so zeichnete sich bei den Kölnern der Ersatzmittelläufer Hartmann als hoch talentierter Spieler aus, der Hesse fast sämtliche höhen Bälle wegfischte und auch im energischen Dazwischenfahren sein Talent dokumentierte. Erst gegen Schluß des Spieles erlahmte auch Hartmanns Kraft, und jetzt kam Hesse schön zum Zug. Ebeling war sehr lebendig und fügte sich sehr geschickt in die Aktionen ein. Der Reißer aber war wieder Dziwoki, vor allem nach der Pause, wo er groß herauskam. Aber es fehlte ihm jenes Quentchen Glück, ohne das ein Stürmer nicht zu einem Erfolg kommt. Nicht ganz einverstanden war man mit der Einsatzbereitschaft von Pfaff. Er zog zu Beginn gegen Mebus einige Male den Kürzeren, und das verdarb ihm offensichtlich die Spiellaune. Er hielt sich auffällig zurück, riskierte einen einzigen Alleingang und hatte dabei das Mißgeschick, auch nach dem Passieren des herausgestürzten Tormannes das leere Tor nicht zu finden. Bis Mitte der zweiten Halbzeit verhielt sich Pfaff dann ziemlich passiv. Erst dann sah man von ihm jene schönen und verwirrenden Einfälle aufblitzen, die ihn in den letzten Wochen so in den Vordergrund geschoben hatten. Aber er war und blieb diesmal der schwächste Mann seiner Mannschaft.

Die erste Chance des Spiels bot sich in der 15. Minute den Frankfurtern, als Kudraß einen Freistoß hoch vor das Tor gab und der plötzlich vor dem Kasten aufgetauchte Dziwoki das Leder über den herausgestürzten Nelles aufs Tor zog. Aber Langen tauchte zur rechten Zeit noch auf der Torlinie auf und konnte die Situation auf Kosten einer Ecke klären. In der 26. Minute machte Röhrig hart an der Grenze des eigenen Strafraums Hand. Pfaff trat den Freistoß raffiniert über die Mauer, aber Hesse kam den berühmten Bruchteil einer Sekunde zu spät. Ein Durchbruch von Pfaff wurde etwas zu derb abgestoppt, und in der 30. Minute brachte ein schneller Flankenwechsel des Kölner Angriffs den Linksaußen Schäfer in günstige Schußposition, sein Direktschuß sauste jedoch am Kasten vorbei. Es folgte in der letzten Spielminute der ersten Halbzeit die große Szene Dziwokis, die durch die Glanzparade von Nelles unschädlich gemacht wurde, und die erste Hälfte war vorbei.

Zu Beginn der zweiten drehten die Kölner stark auf. Sie wollten es jetzt genau wissen und warfen alle Kräfte nach vorn. Aber die Frankfurter standen wieder einmal bombensicher, und Henig zeigte in dieser spielerisch von Köln gestalteten Phase wieder einmal seine große Kunst im Herausfausten von hohen Bällen. Zweimal hintereinander wehrte er Flanken von rechts und links entschlossen ab, und in der elften Minute, mitten in der Drangperiode der Kölner, gelang Pfaff einer seiner typischen Durchbrüche. Er umspielte zwei Verteidiger und auch den Tormann, verlor aber im entscheidenden Moment den Ueberblick und drosch das Leder am leeren Kasten vorbei. Wloka wurde vorübergehend durch eine Knöchelverletzung zum Ausscheiden gezwungen, aber als er wiederkam, war die Kraft der Kölner erlahmt, und die Frankfurter waren nun stark genug, nochmals das Kommando an sich zu reißen. Ein wunderbarer Alleingang Dziwokis endete mit einem Fehlschuß. Ein Zuspiel von Ebeling, der seinen Bewacher geschickt abgeschüttelt hatte, wurde vom gleichen Stürmer verpaßt, und in der 35. Minute war es dann Krömmelbein, der nach einer Musterkombination Hesse-Dziwoki das Leder im Sprung faßte, aber um Zentimeter das Ziel verfehlte. Aber es sollte wohl so sein, daß dieses letzte Gruppenspiel keinen Sieger ergab. (aus 'Der neue Sport' vom 08.06.1953)

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