FC Schweinfurt 05 - Eintracht
Frankfurt |
Oberliga Süd 1952/53 - 28. Spieltag
3:0 (2:0)
Termin: 12.04.1953
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Jakobi (Mannheim)
Tore: 1:0 Burkhardt (28.), 2:0 Lang (40.), 3:0 Aumeier (46.)
FC Schweinfurt 05 | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Trainer |
Nerven der Eintracht zerrissen Der Reporter hat es diesmal einfach. Um ein plastisches Bild von der Rolle der Eintracht zu geben, genügt die Feststellung: Bieberer Berg hoch zwei. Alles war verschärft an diesem zweiten Versagen an zwei entscheidenden Sonntagen. Wenn Kudraß nicht der Kragen geplatzt wäre, wenn er, über dem sich der ganze Drangsal der ersten Halbzeit in besonderem Maße entlud, sich schließlich nicht selbst geholfen hätte, indem er entschlossen nach vorn aufbrach, um seine geplagten Kollegen von der Hintermannschaft zu entlasten, dann wäre das Versagen total gewesen. Aber gerade die Leistung dieses einsamen Mannes in der zweiten Halbzeit warf die schwärzesten Schlagschatten. In den letzten 20 Minuten, deren Ablauf er bestimmte, sah man auf einmal, was ein Mann vermag, wenn er nur willens ist und nicht aufsteckt. Gewiß, auch Ebeling ruhte und rastete nicht, und sogar Pfaff ließ sich nicht vollends entmutigen, aber eins gaben sie doch alle auf: die Hoffnung, sich noch einmal zusammenzufinden. Wer stark genug war, auf sich selbst gestellt zu existieren, existierte eben, die anderen gingen unter. Am untersten rangierte Jänisch. Sein Formbruch grenzt an Verwandlungskunst. Aus der gereizten Hornisse des Spiels vor seiner Verletzung wurde die vollendete Harmlosigkeit. Sein Gegner, Merz, operierte, als sei der Eintracht-Mittelstürmer überhaupt nicht da. Kein Abspiel Jänischs kam an, keine Ballabgabe klappte, und sogar seine ungemütlichen, permanenten Störversuche von einst blieben aus. Der frische Draufgänger bewegte sich nach den ersten mißglückten Versuchen wie ein verschnupfter Star. War seine Verletzung noch nicht ganz auskuriert oder glaubt er bereits, sichs leisten zu können? Daß bei den Schweinfurtern Ander Kupfer fehlte (zunächst hieß es, er sei geschäftlich unterwegs, dann pendelte er im Zweireiher an der Außenlinie entlang und gab Ratschläge) machte fast gar nichts. Dafür besaßen sie einen Lang. Lang fiel vielleicht nicht so frappant auf wie Schreiner auf dem Bieberer Berg, aber er stand dem Offenbacher kaum nach. Und wieder gelang es nicht, diesen Motor zu drosseln. Man hat in diesem Spiel bei Eintracht ein halbes Dutzend Formationen durchprobiert und vergaß darüber das wichtigste: diesem Lang einen entsprechenden Ballast anzuhängen. Der linke Läufer Schweinfurts schaltete und waltete bis zum Schluß, wie er wollte. Warum ließ man den hoffnungslosen Dokter sich so lange mit ihm herumquälen? Das Pech rundete sich ab, als sich herausstellte, daß Heilig, der maschinengleiche Heilig, von einer Krise geschüttelt wurde. So kam der rechte Schweinfurter Flügel zum Tragen, und Kudraß, der wie jeder Verteidiger zum großen Teil von seinem Vordermann abhängt, geriet damit in den Strudel. Vorher sah alles halb so schlimm aus, aber als Molly Kupfer gemeinsam mit Rath die linke Deckungshälfte der Eintracht immer öfter scheinbar mühelos aufrollte, zeichnete sich das Verhängnis ab. Von der 20. Minute an hieß das Spiel Schweinfurt. Noch einmal traf Molly nur die Latte, dann jedoch kurvte er so unwiderstehlich nach innen, daß der intelligent in Position gelaufene Burkardt nur noch einzulenken brauchte. Das Geflecht der berühmten Riederwälder Deckung war unter dem ständig wachsenden Druck gerissen. Zum erstenmal seit Monaten machte sich Verwirrung breit, und auf dem Höhepunkt dieser Verwirrung nahm Lang an der Strafraumgrenze Maß zum 2:0. Sein Schuß fegte durch die Barriere der Eintrachtdeckung in der 40. Minute genau in die Ecke. Während der Pause großer Kriegsrat! Man entschloß sich folgerichtig, durch Konzentration der fähigsten Kräfte vorn und in der Mitte zur absoluten Offensive. Ebeling, Schieth und Pfaff bewegten sich in der Hauptsache innen, und Kudraß tauschte mit Heilig. Die zweite Halbzeit gab dieser Maßnahme zum größten Teil recht (nur, daß sich kein Gegner für Lang fand!) aber ehe diese Neuerung sich auswirkte, schlug es drei. Aumeier startete wie ein Sprinter in die letzten 45 Minuten, und unmittelbar nach dem Wiederanpfiff kugelte der Ball zum dritten Mal hinter Henig ins Netz. Der Schweinfurter Linksaußen hatte den Eintrachttormann am Ziel eines Alleinganges mit einem putzigen „Drüberheber" überlistet. Was jetzt folgte, war ein kleiner Trost. Es schien so,
als würde der aufopfernde Einsatz von Kudraß, dieses begeisternde
Anrennen gegen etwas Endgültiges, selbst die Eintrachtstürmer
rühren. Ebeling fummelte mit Hingabe, Pfaff setzte seine Alleingänge
aus allen Richtungen an, und selbst Jänisch mischte sich manchmal
ein. Aber jeder, selbst der immer noch um Kombination bemühte Schieth,
lief sich zwangsläufig fest. Alles in allem: Die bis zum Aeußersten
angespannten Nerven der Eintracht zerrissen. Sie waren der Schweinfurter
Unbekümmertheit nicht gewachsen. Das wars! (aus 'Der neue Sport'
vom 13.04.1953) |