Eintracht Frankfurt - 1. FC Nürnberg

Oberliga Süd 1952/53 - 25. Spieltag

4:0 (0:0)

Termin: 08.03.1953
Zuschauer: 40.000
Schiedsrichter: Baumgart (Heilbronn)
Tore: 1:0 Erich Ebeling (53.), 2:0 Erich Ebeling (68.), 3:0 Alfred Pfaff (79.), 4:0 Erich Dziwoki (87.)

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Eintracht Frankfurt 1. FC Nürnberg

 


  • Schaffer
  • Mirsberger
  • Kraft
  • Bergner
  • Baumann
  • Zeitler
  • Ucko
  • Morlock
  • Glomb
  • Herbolsheimer
  • Winterstein

 

Trainer Trainer
  • ??

Die Entscheidung: Dokter-Pfaff übertrafen Morlock-Winterstein

Frankfurter Machtprobe - Der „Club" nicht wiederzuerkennen - Entschlossener Ebeling

Frankfurts größter Fußballtag dieser Saison liegt hinter uns. Alles entsprach den hochgespannten Erwartungen: ein ausverkaufter Platz im Riederwald, kühles, sonniges Fußballwetter, ein ausgezeichnetes Spiel der „Eintracht", zumal wenn man berücksichtigt, daß sie ohne ihren windhundschnellen Mittelstürmer Jänisch antreten mußte, der vor acht Tagen gegen VfR Mannheim auch die gestrengste Kritik begeistert hatte.

Zwei Enttäuschungen freilich blieben übrig: Das überaus schwache Spiel des l. FCN, der heute auf der ganzen Linie und in der Gesamtleistung in gleichem Maße enttäuschte, wie er eine Woche zuvor in Offenbach groß aufgespielt hatte, und das wenig durchschlagskräftige Spiel des Frankfurter Innensturms.

Noch selten hat man vom 1. FCN nach dem Kriege in Frankfurt eine wirklich gute Leistung und noch nie einen Sieg gesehen. Aber oft reichte es wenigstens zu einem Unentschieden und manchmal gab es knappe Niederlagen — mit einer Ausnahme, als der „Club" in seinem schwächsten Jahr 1949 in Rödelheim 4:1 geschlagen wurde. Damals knallte Schieth, in den Farben Rödelheims spielend, dem Nürnberger Hüter Schaffer vier Prachttreffer ins Netz. Heute stand Schieth im Zentrum des Eintracht-Angriffs gegen Baumann, Nürnbergs und des Feldes bestem Mann, auf verlorenem Posten. Baumann war in prächtiger Verfassung und es ist kaum auszudenken, was heute in der zweiten Hälfte, als die „Eintracht" mit dem Wind im Rücken angriff, auf Angriff vortrug, passiert wäre. Da hätten Mirsbergers wirkungsvolles Verteidigerspiel und Krafts sachliches, konzentriertes Decken des Eintracht-Rechtsaußen Dziwoki, der nach seiner Verletzung noch längst nicht der gefährliche Durchreißer von ehedem ist, nichts genutzt. Ebensowenig wie Schaffers Paraden.

Entschieden wurde das Spiel im Mittelfeld, wo der großartige Krömmelbein zusammen mit Heilig und den Halbstürmern Dokter und Pfaff die Basis schufen, die den Eintracht-Erfolg ermöglichten. Wohl war der Nürnberger Bergner ein Außenläufer von Format, wohl zerstörte Zeitler äußerst wirkungsvoll. Aber schon bei Zeitlers Zuspiel fing die Club-Misere an und die Verbinder Morlock und Winterstein taten wenig, um das Nürnberger Mittelfeld-Quartett zu ergänzen. Ueberhaupt machte Nürnberg den Eindruck, als ob es — vielleicht in Erinnerung an die früheren Spiele in Frankfurt — den ganzen Kampf mit einer gewissen Resignation bestritt. Von Glomb abgesehen, der aber wieder des Guten zu viel tat und mit mehr Uebereifer als Ueberlegung und Umsicht ans Werk ging.

Herbolsheimer und Winterstein fanden zu keiner geschlossener Aktion zusammen und beinahe ein Ausfall war Ucko auf Rechtsaußen. Wie kann eine Elf an zwei aufeinanderfolgenden Sonntagen so grundverschiedene Leistungen zeigen? In Offenbach lief das Club-Spiel, daß selbst die „Kickers"-Anhänger trotz der 3:6-Niederlage „ihrer" Elf den Platz hochbefriedigt verließen. Am Riederwald dagegen hätte man sich, so sehr man vor dem Treffen um den Sieg der „Eintracht" bangte, nachher beinahe einen stärkeren Widerstand der Nürnberger gewünscht.

Im ersten Akt hatten die Gäste den starken Nordwind als Bundesgenossen im Rücken. Aber auch das half ihnen nichts. Henig im Eintrachttor hatte kaum schwere Arbeit zu verrichten. Mit dem gewohnten Einsatz und der erstaunlichen Ausdauer, die man von der „Eintracht" in dieser Saison gewohnt ist, räumten Kudraß und Bechtold ruhig und sicher auf, machte die ganze Platz-Elf einen immer geschlosseneren und selbstbewußteren Eindruck.

Der „Club" indessen spielte immer zerfahrener. Selbst Morlock haben wir selten so matt und unlustig am Werk gesehen. Winterstein, der so schwerfällig lief, als ob er beinkrank sei, und Herbolsheimer-Ucko mieden Zweikämpfe, setzen den Bällen nicht nach. Kurz — Nürnbergs Spieler machten, von den erwähnten Ausnahmen abgesehen, oft den Eindruck, als spielten sie der rauhen Witterung und dem kalten Nordwind zum Trotz bereits Sommer-Fußball.

Bis zur Pause hieß es noch 0:0 und da bis zu diesem Zeitpunkt klare Torchancen hüben und drüben kaum herausgespielt worden waren, dachte kein Mensch an ein Ergebnis von 4:0. Und doch wurde es Tatsache. Eine Vorlage von Pfaff nahm Ebeling im vollen Lauf und schoß, vom Wind begünstigt, aus gut 20 m Entfernung mit halbhohem Schrägschuß einen prächtigen Treffer. Ebeling wiederholte diesen Schuß, als er einen 18-m-Freistoß an der Nürnberger Mauer vorbei flach in die lange Torecke jagte. Um das Unglück für Nürnberg voll zu machen, stand Schaffer nicht in der richtigen Torecke, als ein von Pfaff von rechts mit dem linken Fuß getretener Eckball unter das Lattentorkreuz pendelte, wobei Schaffer auch noch von einem Mitspieler bei dem Versuch der Abwehr behindert wurde. Schließlich kam es dann noch zu einem vierten Treffer. Einen weiten Abschlag von Henig nahm Schieth auf, lief fast unbehindert durch die Mitte des Feldes und schoß Schaffer an. Den Abpraller erwischte Dziwoki, der aufgepaßt hatte, und das Endresultat war fertig.

Vielleicht war der 1. FCN etwas zu hoch geschlagen, die „Eintracht" aber hatte erneut bewiesen, daß sie zu Recht an der Tabellenspitze steht. Denn was ihre Konkurrenten und Mitfavoriten nicht fertig gebracht hatten — der VfB Stuttgart verlor bekanntlich zu Hause gegen den "Club" 1:2 und Mühlburg sogar 1:7 — das war ihr mit einem Sieg in der erstaunlichen Höhe von 4:0 gelungen.

Die Eintracht aber darf bei aller berechtigten Siegesfreude nicht vergessen, daß ihr Innensturm vor dem gegnerischen Tor noch mehr leisten muß. Diesmal wurden drei Treffer von „Außen" erzielt — eines davon war dazu noch ein verwandelter Freistoß und der vierte war ein direkt verwandelter Eckball, im übrigen aber — Respekt vor Eintracht Frankfurt! (aus dem 'Sport-Magazin' vom 11.03.1953)

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