Eintracht Frankfurt - VfR Mannheim
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Oberliga Süd 1952/53 - 24. Spieltag
4:0 (3:0)
Termin: 01.03.1953
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Loch (Bamberg)
Tore: 1:0 Joachim Jänisch (25.), 2:0 Erich Ebeling (41.), 3:0 Joachim Jänisch (43.), 4:0 Erich Ebeling (58.)
Eintracht Frankfurt | VfR Mannheim |
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Trainer | Trainer
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Sepp Herbergers Ruf verlieh Jänischs Spiel Flügel Eintracht-Abwehr meldete Mannheims Sturm ab Die Uhr des Reporters zeigte die 67. Minute, als der Gäste-Linksaußen de la Vigne sich schön durchspielte und dann zu Löttke gab, der aber aus kaum mehr als 5 m den Eintracht-Torhüter Henig nicht überwinden konnte. Das war die erste Chance des VfR in diesem Samstagspiel. Zu dieser Zeit aber stand es bereits 4:0 für den Tabellenführer, und die 12000 Zuschauer hatten eine herrliche halbe Stunde ihrer Mannschaft gesehen, die in dieser Phase einen technisch und taktisch famosen Fußball spielte, die den Ball blitzschnell aus der Deckung nach vorn brachte und dort die wie eine Altherren-Elf wirkende VfR-Mannschaft einfach stehen ließ. Baßler gewann gegen Eintracht-Stopper Wloka keinen Meter Boden, Bechtold und Kudraß wehrten schon im Mittelfeld ab, und die Außenläufer Krömmelbein und Heilig drückten ihren Sturm auch gegen den Wind mit solcher Vehemenz nach vorn, daß die Mannheimer Deckung mehr und mehr durcheinandergewirbelt wurde. Dazu wußte der Riese Keuerleber sich gegen den schnellen Jänisch bald keinen anderen Rat mehr, als seine Körperkraft mit allen (auch unerlaubten) Mitteln auszuspielen. Seit der Eintracht-Mittelstürmer die Einladung des Bundestrainers zum Duisburger Lehrgang erhalten hat, ist er einfach nicht mehr zu halten. Neben Schnelligkeit und Einsatz zeigt er nun auch überlegte Spielzüge. So waren seine beiden Tore in der 25. (Steilvorlage von Dokter) und 43. Minute (Flachpaß von Schieth) wirklich die wohlverdiente Belohnung seiner Gesamtleistung. Die beiden übrigen Treffer steuerte Ebeling bei (41. und 58. Minute), dessen Schußkraft allerdings manches ungenaue Zuspiel wettzumachen hat. 4:0 also führte die Eintracht, als der VfR nach seiner kurzen Zehnminuten-Vorstellung nach dem Anpfiff in der 67. Minute endlich zeigte, daß er überhaupt noch da war. Bis dahin konnte man nur die prächtigen blauweißroten Vereinsfarben bewundern, versuchte man sich krampfhaft vorzustellen, daß diese Mannschaft vor wenigen Jahren noch deutscher Meister war. In den letzten 25 Minuten also spielten die Mannheimer Gäste wieder mit, ja sie hatten durch Löttke und de la Vigne sogar noch ein paar Tor-Chancen, aber den Ball brachten sie doch nicht ins Netz, obwohl die bis dahin so bombensicher stehende Frankfurter Abwehr sich in ihrer Sorglosigkeit nun einige Schnitzer erlaubte. Aber wie gesagt, diesem VfR fehlte einfach die Kraft. Das Versagen der Mannheimer ist auch nicht damit zu erklären, daß Verteidiger Brech beim ersten Jänisch-Tor angeschlagen wurde, daß nach der Pause auch Keuerleber leicht hinkend zum rechten Sturmflügel wanderte und Langlotz seinen Stopper-Posten einnahm. Die Wurzel liegt tiefer. Die Mannschaft kann einfach ihr Klein-Klein-Spiel nicht lassen und hat dann vorn nicht mehr die Kraft oder den Mut zum herzhaften Torschuß. Allerdings — dieses Zaudern, dieses mangelnde Selbstvertrauen ließ auch der Eintracht-Innensturm erkennen. Bis auf Jänisch. Aber als dieser Wirbelwind in der 75. Minute nach einem Foul von Langlotz verletzt an den linken Flügel ging, klaffte auch hier in der Mitte ein großes Loch. Uebrigens: das Eckenverhältnis von 8:4 sprach kurioserweise
klar für den VfR; aber an effektiven Torchancen lag die Eintracht
meilenweit vorn. Schiedsrichter Loch (Bamberg) hatte kein schweres Amt,
ließ trotzdem aber manchmal eine gewisse Unentschlossenheit erkennen.
(aus dem 'Sport-Magazin' vom 04.03.1953) |