Viktoria Aschaffenburg - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1952/53 - 22. Spieltag

1:2 (0:1)

Termin: 15.02.1953
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Jakobi (Mannheim)
Tore: 0:1 Alfred Pfaff (40., Handelfmeter), 0:2 Erich Dziwoki (61.), 1:2 O.Schmitt (90.)

>> Spielbericht <<

Viktoria Aschaffenburg Eintracht Frankfurt

  • Seidel
  • Bahlke
  • Buller
  • Hofbauer
  • Liedtke
  • Walther Giller
  • Schiele
  • Hecht
  • Budion
  • Staab
  • O.Schmitt

 


 

Trainer
  • Ernst Lehner
Trainer

Auch ohne Kaster, Wloka keine Abwehrlücke

Zwei hochaktuelle Fragen beschäftigten mich auf dem Weg zur Schönbusch-Allee:

1. Wird Viktoria auch diesmal der Frankfurter Nachbarschaft trotzen? Heuer wurde sie noch von keinem Mainverein geschlagen!
2. Hat sich die Eintracht erholt? Wird sie gut gerüstet in das letzte Drittel der Saison ziehen?

Nun, es kam in Anwesenheit des Bundestrainers Sepp Herberger zu einer kleinen Faschings-Knallbombe für Aschaffenburg. Die erste Frage hat sich von selbst beantwortet und wenn auch die Eintracht nicht gerade eine Offenbarung war, so wird doch wieder mit ihr zu rechnen sein. Ihr Haupt-Trumpf ist eine glänzend disponierte, taktisch hervorragend operierende Abwehr, die trotz dem Fehlen von Kaster und Wloka wie eine Mauer stand. Ersatz-Mittelläufer Kirchheim verdiente sich dabei noch das Prädikat „ausgezeichnet"!

Es darf dabei nicht übersehen werden, daß gerade die Leute, auf die der Bundestrainer sein Hauptaugenmerk richtete, nämlich Hofbauer und Staab, gewaltig enttäuschten und auch nicht annähernd ihre Normalform erreichten. Staab wurde vom Lampenfieber geradezu aufgezehrt. Immerhin fing sich die übernervöse Aschaffenburger Elf, als die Eintracht eine Viertelstunde lang überlegen mit ihr gespielt hatte, einigermaßen und der in Galaform aufwartende Henig hatte einige schwierige Bälle zu meistern.

Viktorias Sturm fand sich jedoch trotz unablässigen Drängens zu keiner geschlossenen Aktion und spielte kopflos wie nie zuvor. Schiele wurde von Kudras einfach zugedeckt, Budions übertriebenes Einzelspiel wirkte sinnlos und Staab gelang rein gar nichts. Jetzt erst zeigte sich, wie dieser Fünfer-Reihe der verletzte Sturmführer Jekat fehlte.

Den endgültigen „Knacks" holte sich die Mannschaft jedoch fünf Minuten vor Halbzeit, als Bahlke von Ebeling ausgespielt wurde und sich Buller in den Flachschuß auf der Torlinie warf. Er stoppte den Ball mit dem Oberkörper, hatte aber dabei die Hand im Spiel. Absichtlich oder unabsichtlich? Schiedsrichter Jakobi kannte trotz leidenschaftlicher, minutenlanger Proteste keine Gnade und entschied auf Elfmeter, den Pfaff verwandelte.

Die Viktorianer hätten mit wütenden Gegenangriffen beinahe noch den Ausgleich geschafft, aber es sollte einfach nicht sein. Zu dem Schuß-Unvermögen des Sturms gesellte sich Pech auch nach der Pause, als mitunter 20 Mann im Eintracht-Strafraum versammelt waren. Als eine halbe Stunde vor Schluß der kluge Jänisch, den Liedtke meist souverän beherrschte, Bahlke im Zweikampf bezwang und flach hereinpaßte, konnte Dziwoki mühelos einsenden.

Alles weitere Anrennen der Aschaffenburger verpuffte wie zuvor. Giller war diesmal der beste Viktorianer. Ihm am nächsten kam der eisenharte Buller, der eine tadellose Leistung als Stopper bot. Als er später in den Sturm ging, wirkte auch er hilflos.

Eintrachts Sieg war etwas glücklich, aber die Mannschaft hatte in taktischer Hinsicht doch bedeutende Vorteile und vor allem die besseren Nerven. Ausgesprochen überlegen war sie im Kopfballspiel. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 18.02.1953)

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