TSG Ulm 1846
- Eintracht Frankfurt |
Oberliga Süd 1952/53 - 20. Spieltag
3:1 (1:0)
Termin: 01.02.1953
Zuschauer: 4.500
Schiedsrichter: Lehmann (Offenburg)
Tore: 1:0 Ruoff (35.), 1:1 Alfred Pfaff (57.), 2:1 Elzner (80.), 3:1 Elzener (82.)
TSG Ulm 1846 | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Trainer |
Ulms gewaltiger Kampfgeist Das Ulmer Stadion war mit einer Schnee- und Eisschicht bedeckt, die den Spielern schwer zusetzte. Eine Ballkontrolle war auf Grund des während der gesamten Spieldauer anhaltenden starken Sturmes schlecht möglich und manch gutgemeinter Paß verlor die Richtung. Die Spieler stürzten beim Laufen, der Ball trieb bunte Kapriolen und so entwickelte sich ein Treffen, das von beiden Seiten mit größtmöglichstem Kräfteeinsatz geführt werden mußte. Aber trotzdem sah man ein äußerst schnelles und durchweg spannendes Spielgeschehen. Etwas resigniert gingen die Frankfurter nach der l:0-Führung der Ulmer in die Kabine. Eintracht-Trainer Windmann sagte während der Pause: „Wir nehmen dieses Spiel sehr ernst, denn wir brauchen beide Punkte, wenn wir weiter vorne bleiben wollen. In der zweiten Hälfte haben wir nun den weit größeren Gegner, den Schneesturm auf unserer Seite und hoffen dadurch eine Entscheidung zu unseren Gunsten herbeiführen zu können." Daß es nicht so weit kam, dafür sorgte der Tabellenletzte, der auch in den restlichen 45 Minuten nicht nur der gesamten Eintrachtmannschaft Paroli bieten konnte, sondern auch dank seiner hervorragenden und aufopfernden Hingabe eines jeden einzelnen Spielers Sturm und Wetter trotzte. Dabei dürfen sich die Frankfurter bei ihrem ausgezeichneten Schlußmann Henig noch bedanken, daß es beim 3:1 blieb. Hätte nicht er mit geradezu unwahrscheinlicher Vehemenz die schärfsten Bälle aus der Ecke geangelt, wäre der Tabellenführer unter einem halben Dutzend Tore nicht vom Spielfeld gegangen. Lediglich eine Viertelstunde, mitte der zweiten Halbzeit, ließen die Ulmer in ihrem Kampfgeist etwas nach, aber trotzdem verstanden es die Frankfurter, die während dieser Zeit stark drängten, nicht, die stabile und eisenharte Ulmer Abwehr mehr als einmal zu durchbrechen. Linksaußen Pfaff blieb es vorbehalten — nachdem die Ulmer 10 Minuten vor Halbzeit durch den jungen Ruoff in Führung gegangen waren — eine Rechtsflanke in wunderbarer Manier zum Ehrentreffer zu verwerten. Lange hatte es nun den Anschein, als ob diese Begegnung unentschieden enden würde. Zum Erstaunen aller rafften sich aber die Ulmer, ganz entgegen ihren sonstigen Gepflogenheiten, zu einem gewaltigen Endspurt auf und drängten die Frankfurter bis zum Schlußpfiff buchstäblich in ihre eigene Hälfte zurück. Innerhalb von drei Minuten wurde dieser vorbildliche Einsatz durch zwei weitere Tore von Elzner belohnt. Dies war in der 80. und 82. Minute. Von diesem Zeitpunkt ab wurden die Frankfurter völlig kopflos und fielen merklich auseinander. Angriff auf Angriff rollte nun an Henigs Gehäuse und nur mit Glück und den bereits erwähnten großartigen Leistungen des Frankfurter Schlußmanns entging der Tabellenführer einer weit höheren Niederlage. Im übrigen nahm das Spiel einen recht ordentlichen und fairen Verlauf. Hervorragend wieder die Ulmer Läuferreihe, in der Stopper Baumeister dem Mittelstürmer Hesse nur einen kleinen Aktionsradius ließ. Auch die beiden Außenläufer Grünsteudel II und Remlein schafften ein ungeheures Pensum und ließen die Frankfurter Stürmerreihe nur in gelegentlichen Durchbrüchen, bei dem sich besonders Schieth und Pfaff als recht gefährlich erwiesen, zum Zuge kommen. In den wenigen, wirklich gefährlichen Momenten vor dem Ulmer Tor war aber dann Nationalverteidiger Eberle stets zur Stelle und klärte souverän. Bedenkt man, daß die Ulmer ohne ihren bewährten
Spielstrategen Lechner, der sich beim Training einen Riß der Achillesferse
zugezogen hatte und voraussichtlich längere Zeit pausieren muß,
dieses schwere Spiel bestritten, dann kann man ihnen nach einer solch
hervorragenden Gesamtmannschaftsleistung die Achtung und Anerkennung nicht
versagen. Sie scheinen auf dem besten Wege zu sein, nachdem sie nun in
der Rückrunde von fünf ausgetragenen Spielen noch keine Niederlage
einstecken mußten, in letzter Minute die Oberliga-Zugehörigkeit
doch noch zu erhalten. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 04.02.1953)
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