SpVgg Fürth - Eintracht Frankfurt |
Oberliga Süd 1952/53 - 16. Spieltag
3:0 (2:0)
Termin: 04.01.1953
Zuschauer: 14.000
Schiedsrichter: Kühne (Baden-Baden)
Tore: 1:0 Schade (22.), 2:0 Schade (44.), 3:0 Brenzke (73.)
SpVgg Fürth | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Trainer |
Gegen Brenzke-Schade fand die "Eintracht" kein Abwehrmittel Als schwebe über der Fürther Mannschaft jener Geist, der vor genau 30 Jahren an der gleichen Stelle das sensationelle 10:0 über den norddeutschen und späteren Deutschen Meister HSV schuf — so eindrucksvoll spielten heute die „Kleeblättler" gegen den Tabellenführer „Eintracht" auf. Die Frankfurter sind lange nicht mehr so ausgespielt worden wie diesmal. Manchmal wirkte ihr Spiel geradezu hilflos, obwohl Fürth bezüglich des gewiß nicht leichten Bodens die gleichen Hemmnisse zu überwinden hatte. Nein, so kann ein süddeutscher Meister, den schon viele in der „Eintracht" erblickten, kaum aussehen. Eher schon rechtfertigte Fürth den Anspruch auf diesen Titel, denn so taktisch klug, so kraftvoll und doch voll sprühender Technik sah man die Gastgeber lange nicht. Ein Mann hob sich trotz hervorragenden Mannschaftsspiels der Fürther noch besonders hervor: Otto Brenzke. Er zeigte, wie man selbst als Linksaußen Regisseur und kraftvoller Reißer zugleich sein kann. Ihm stand nicht das ganze Mittelfeld zu seinen Operationen zur Verfügung, aber durch seine geschickten Züge auf dem begrenzten Linksaußenfeld wurde Brenzke zum „Kopf" des Sturms, zum meisterhaften Initiator des Fürther Sieges. Im Gegensatz zu dem gewiß nicht schlechten Hoffmann riß er die Eintrachtdeckung durch weite Querpässe auf, so daß die Männer um Wloka oft wie eine Schar aufgescheuchter Hühner im Strafraum durcheinanderliefen. Schades Spielfreudigkeit und seine ideenreichen Tricks erhöhten die Unsicherheit im Eintrachtstrafraum erheblich. Daß selbst Knoll, vor allem aber Mai, der wiederum ein ungeheures Pensum herunterrackerte, und Gottinger, ständig vor Henig auftauchten, beweist die fast groteske Fürther Ueberlegenheit. Appis hatte es schon schwerer mit dem Boden, und leider erwies sich diesmal Osterhorn im zügigen Fürther Angriffsspiel etwas hemmend. Seine Technik genügte nicht, um den Fürther Sturm zu einem homogenen Ganzen zusammenzuschweißen. Fast fehlerlos das Spiel der Verteidigung, denn sowohl Ebeling als auch Reichert standen bei Knoll-Erhard auf verlorenem Posten, obgleich Ebeling einige gute Momente hatte, Reichert dagegen ein glatter Ausfall war. Jänischs Schnelligkeit und seine gute Ballannahme bleiben seine einzigen Lichtseiten. Sein noch ungezügeltes Temperament führte zu mehreren Freistößen für Fürth und brachte ihm auch zwei Verwarnungen ein. Vorläufer ließ sich durch ihn nicht eine Minute aus dem Konzept bringen und es spricht für die Fürther Elf, mit welcher Konsequenz sie die Aufgabe anpackte und mit welcher Leichtigkeit sie mit dem Schneeboden fertig wurde. Diese Fürther Mannschaft hat noch eine reelle Chance. Wird sie sie wahrnehmen? Nicht wenige prophezeiten der „Eintracht" eine beschwerliche Rückrunde. Seit dem 31. August ist sie in Punktspielen ungeschlagen, aber heute, im ersten Spiel der Rückrunde, wurde sie deklassiert. Vielleicht hätte sich die Elf, wie schon so oft, an ihrem großartigen Stopper Wloka wieder aufgerichtet. Aber als er kurz vor der Pause ausschied — bis dahin war er der Beste des Feldes — und dann später nur noch als Statist auf Rechtsaußen kaum eine Rolle spielte, war den Frankfurtern das Rückgrat gebrochen. Bechtold ließ sich gleich, als er den Posten Wlokas übernahm, in eine Spielerei mit Schade ein, und da der Fürther kein Pardon kannte, war das alles sichernde 2:0 vor dem Pausenpfiff die zahlenmäßige Dokumentierung jener glanzvollen Fürther Leistung, die nicht nur nach der Pause andauerte, sondern sogar noch eine Steigerung erfuhr. Kaster, ein wenig zu langsam, und Kudras sowie Heilig und Bechtold (als rechter Läufer) bewahrten ihre Farben vor einer weit höheren Niederlage. Der Sturm war nur ein Stürmchen, aber zur Entschuldigung der „Rotschwarzen" sei gesagt, daß Pfaff, Dokter, Dziwoki und Hesse fehlten, daß Kaster von vornherein angeschlagen aufs Spielfeld kam und schließlich Wloka und Kudras während des Spiels verletzt wurden. Die „Eintracht" wird nach diesem Spiel in
sich gehen müssen, wenn sie weiterhin Tabellenführer bleiben
will. Wir haben sie vom Clubspiel her in weit besserer Erinnerung, aber
auch vor sechs Wochen zeigte sie nicht jene Leistung, wie wir sie von
dem künftigen süddeutschen Meister erwarten. Bis dahin ist noch
ein weiter Weg. Und das werden die Männer der Eintracht in sportlichgerechter
Weise wohl selbst zugeben müssen. (aus dem 'Sport-Magazin' vom
07.01.1953) |