1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1952/53 - 12. Spieltag

2:2 (1:1)

Termin: 23.11.1952
Zuschauer: 24.000
Schiedsrichter: Schmetzer (Mannheim)
Tore: 0:1 Hermann Hesse (7.), 1:1 Morlock (15.), 2:1 Glomb (51.), 2:2 Erich Dziwoki (85.)

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1. FC Nürnberg Eintracht Frankfurt

  • Schaffer
  • Mirsberger
  • Sippel
  • Bergner
  • Baumann
  • Kallenborn
  • Glomb
  • Morlock
  • Herbolsheimer
  • Winterstein
  • Ucko

 


 

Trainer
  • Alwin Riemke
Trainer

Eintracht auf dem Weg zur Herbstmeisterschaft

Wie lange wird es noch die angsterfüllten Schlußminuten beim „Club" geben? Es war nun bereits das fünfte Spiel dieser Saison, wo der so sicher scheinende Sieg den Männern im roten Trikot buchstäblich in letzter Minute, genauer: zwischen der 85. und 90. Minute entrissen wurde. Dieser Punktverlust mag Clubspieler und Clubfreunde traurig stimmen. Wir möchten ihnen allen zurufen: „Seid unbesorgt, dieser 'Club', wie er heute der 'Eintracht' aufspielte, ist auf dem steilen Ast des Aufstiegs und dürfte kaum von einer Mannschaft in rein spielerischer Hinsicht im Süden erreicht werden!" Und wenn man uns entgegenhält, daß er mindestens einen Drei-Tore-Vorsprung herausschießen hätte müssen, so erwidern wir, daß wir selten eine so perfekt funktionierende Abwehr wie die der „Eintracht" gesehen haben.

Man soll mit Superlativen sparsam umgehen, aber diese Clubelf erinnerte uns fast an die großen Zeiten von 1947—49 und die „Eintracht" hat als Tabellenführer durchaus gehalten, was man sich von ihr versprach, aber sie spielte über lange Strecken eben nur so gut, wie es der „Club" ihr gestattete. Das 2:2 ist nicht ganz verdient; das müssen wir zur Rechtfertigung einer beinah grotesken Ueberlegenheit des „Club" sagen, und auch die „Eintracht" wird uns dieses Urteil kaum verübeln. Und daß Maxi Morlock zum Schluß zurückging, um den plötzlich wieder wach werdenden Frankfurtern Einhalt zu gebieten und die Deckung zu verstärken, war eine durchaus verständliche taktische Maßnahme.

Wie gefällig und selbstverständlich lief der Ball durch die Reihen der Nürnberger, wie aufmerksam wurde hinten gedeckt — ja, war das überhaupt der „Club" der letzten Wochen? Nicht einen planlos geschlagenen Ball sahen wir über das Feld fliegen, immer erreichte er einen Spielkameraden und immer war die gesamte Mannschaft in Bewegung. Mustergültig stellte man sich frei, jeder lief in die Gasse, mustergültig kamen die Pässe und rechts oder links neben Henig schlugen die Schüsse ein, daß der lange Frankfurter ins Schwitzen geriet. Schaffers Paraden, Mirsbergers klares Verteidigerspiel, Sippels Schnelligkeit, Bergners große zweite Halbzeit, Kallenborns sammetweiche Pässe (ohne erst vorher zwei Gegner zu umspielen) und Baumanns Routine verschmolzen sich heute zu einer fast lückenlosen Abwehr. Daß sie zweimal von den Eintrachtstürmern torbringend aufgebrochen wurde, spricht für die Klasse dieser wendigen, dauernd rochierenden Fünferreihe. Und vorn? Morlocks ungestümer Drang, Glombs Einsatz (nur noch überlegter werden!), Herbolsheimers Raffinessen, Wintersteins erfreuliche Kondition und Uckos Durchbrüche (noch besser flanken!) waren zweifellos Aktivposten, die im Grunde genommen für einen Sieg hätten garantieren müssen.

Mit den „Adlerträgern" hat sich in Nürnberg eine feine Elf vorgestellt. Wir wissen fast nicht, welcher Mannschaftsteil uns mehr imponierte — der technisch hochbegabte linke Flügel Pfaff-Ebeling, die eisenharten (aber fairen) Abwehrspieler Wloka-Bechtold oder das untersetzte Verteidigerpaar Kaster-Kudraß? Heilig hatte gegen Morlock den schwersten Stand und blieb daher am unauffälligsten, Dokter ist ob seiner Fülle etwas langsam und darunter litt auch Dziwoki. Der junge Hesse dagegen ist ein Mann mit Zukunft, nur hatte er das Pech, heute auf einen sehr gut disponierten Baumann zu treffen, der ihm schon in den Anfangsminuten den Schneid abkaufte.

Fast eine Elf der Techniker möchte man diese „Eintracht" nennen, die mit ihren blitzartigen Vorstößen, ihrem gepflegten Wechselspiel und ihrer großartigen Kondition bei den wenigen Vorstößen dennoch hochgefährlich war. Und hätte nicht Henig einen Glanztag gehabt, wer weiß, wie in der „Clubmühle" der Adler zerzaust worden wäre.

Der Torfilm:

7. Minute: Ebeling überläuft Mirsberger, Flanke, die Baumann verpaßt, Hesse braucht nur den Fuß hinhalten. 1:0!

15. Minute: Ucko-Durchbruch mit abgezirkelter Flanke auf Morlocks Kopf, ein Ruck und Ausgleich.

51. Minute: Ucko-Eckball, der abgewehrt wird. Ucko bekommt erneut den Ball, flankt wiederum auf Morlocks Kopf, der zum abseitsstehenden Glomb köpft, und dessen Kopfball bedeutet das 2:1.

85, Minute: Verletzter Wloka stürmt auf rechtsaußen davon, flankt zu Dziwoki, der noch einige Schritte läuft, täuscht und abfeuert. Baumann will noch auf der Linie retten — zu spät — 2:2!

Das faire Spiel hatte in Schmelzer einen absolut regelsicheren und korrekten Leiter, der besonders dadurch angenehm auffiel, daß er wenig von seiner Pfeife Gebrauch machte. Und das spricht wohl am besten für die ritterliche Gangart der Spieler selbst! (aus dem 'Sport-Magazin' vom 26.11.1952)

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