Eintracht Frankfurt - 1. FC Nürnberg

Oberliga Süd 1951/52 - 27. Spiel

1:0 (1:0)

Termin: 16.03.1952 auf dem Bornheimer Hang
Zuschauer: 30.000
Schiedsrichter: Eberle (Stuttgart)
Tore: 1:0 Adolf Bechtold (4., Elfmeter)

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Eintracht Frankfurt 1. FC Nürnberg

 


  • Schaffer
  • Mirsberger
  • Vetter
  • Bergner
  • Sippel
  • Ucko
  • Herbolsheimer
  • Morlock
  • Glomb
  • Winterstein
  • Kallenborn

 

Trainer Trainer
  • ??

An Bechthold-Kudras prallte der 1. FCN ab

Abwehr ließ „Club" keinen Spielraum - Krömmelbein in Schieths Spuren

Man muß bei diesem Spiel mit der Zuschauerkulisse beginnen. Wer der Ansicht war, das Frankfurter Sportpublikum sei verwöhnt und aus seiner Reserve nicht mehr herauszulocken, der staunte nicht schlecht, als diesmal die Massen zum Bornhelmer Hang strömten.

Rund 30 000 drängten und quetschten sich auf den Baumwipfeln und der Uhrentafel bis über die Aschenbahn an den Spielfeldrand, so daß der Polizei-Kordon verstärkt werden mußte, um wenigstens die Eckfahnen freizuhalten! (Warum ging die „Eintracht" bei diesem Spiel eigentlich nicht ins Stadion?) Die Zauberkraft eines Namens übte diese in Frankfurt völlig ungewohnte Anziehungskraft aus: 1. FC Nürnberg.

Aber um der Gerechtigkeit willen, müssen wir auch gleich in die Kritik dieser Mannschaft einsteigen. Nicht, daß sie 0:1 unterlag (nach zwanzig Punktspielen zum ersten Male!) ist dabei entscheidend, sondern, daß sie die Niederlage nicht in einem letzten verzweifelten Ansturm abzuwehren suchte, daß sie nicht stürmte auf Biegen oder Brechen, wie es die 30 000 erwartet hatten.

Die Nürnberger spielten zeitweise bestechend schön, aber sie spielten, wie wir es in Frankfurt auch so oft von den Fürthern sahen: ohne den letzten Einsatz! Es fehlte die Schnelligkeit und der Druck, die notwendig gewesen wären, um die Riederwalder Abwehr zu überwinden. Weder Morlock, der mehr durch sein ewiges Reklamieren als durch überragende Leistungen imponierte, noch Glomb, den Wloka nahezu völlig kaltstellte, waren wirklich gefährlich. Winterstein zog ein paar schöne Angriffe auf, scheiterte aber ebenso an dem massiven Abwehrblock des Gegners, wie die beiden Außen, von denen Herbolsheimer zu weich wirkte und nur Kallenborn durch genaue Flankenbälle und haarscharf ins Eck gezielte Freistöße dem Eintracht-Schlußmann einiges abverlangte.

Den stärksten Eindruck der Gäste hinterließ noch die Läuferreihe und hier vor allem Bergner im Aufbau und Stopper Sippel in der Zerstörung. Aber Sippel hatte ja an dem viel zu schwerfälligen Mittelstürmer Tempel auch keinen Gegner, von Format.

Am besten im „Riederwälder" Angriff hielt sich der intelligente Halbrechte Krömmelbein, der an Stelle von Schieth jetzt sehr geschickt den Aufbau besorgt, aber es fehlen eben auch hier die Stürmer mit Schußstiefeln. Wenn Kudras das ganze Spiel wie in der 47. Minute, als er Bergner durchbrannte, oder Mitte der Halbzeit, als er eine unheimlich scharfe Zwanzig-Meter-Bombe losließ, Schaffers Tor bedroht hätte, dann hätten die Gastgeber vielleicht noch klarer gewonnen. In der Abwehr war nämlich alles klar bei der „Eintracht", da. kamen die Nürnberger einfach nicht durch, weil jeder Mann haarscharf gedeckt wurde und wenn Gefahr im Verzuge war, sowohl Wloka wie auch der kleine, aber eisenharte Kudras und der schwergewichtige Kaster sich bis zum Letzten einsetzten...

Bester Mann der „Eintracht" und zugleich bester Mann auf dem Platz aber war der Frankfurter rechte Läufer Bechtold, der in der vierten Minute (nachdem Tempel im Strafraum von Mirsberger gelegt worden war) den fälligen Elfmeter zum Siegestor für seine Mannschaft verwandelte, der in der Abwehr an allen Ecken und Enden aushalf und noch Kondition und Ueberblick genug besaß, um den eigenen Sturm geschickt in Szene zu setzen. Henig war insgesamt vielleicht nicht so stark beschäftigt wie sein Gegenüber Schaffer, meisterte aber ein paar ganz gefährliche Sachen.

Stuttgarts Schiedsrichter Eberle verdiente ein Sonderlob, denn er war ständig auf Ballhöhe und ließ sich bei seinen schnellen und genauen Entscheidungen niemals beeinflussen. Wie gesagt: Der „Club" kann in Frankfurt nicht gewinnen und hat es in der ganzen Nachkriegszeit bisher noch in keinem. Punktspiel geschafft. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 19.03.1952)

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