Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart

Oberliga Süd 1951/52 - 9. Spiel

0:0

Termin: 28.10.1951 auf dem Bornheimer Hang
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Winkler (Nürnberg)
Tore: ./.

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Eintracht Frankfurt VfB Stuttgart

 


  • Bögelein
  • Krauß
  • Steimle
  • Schlienz
  • Retter
  • Barufka
  • Läpple
  • Baitinger
  • Wehrle
  • L. Kronenbitter
  • Blessing

 

Trainer Trainer
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Der VfB-Kurzpaß fuhr sich in Kespers Abwehrnetz fest

Hexenmeister Bögelein-Henig im Mittelpunkt - Eintracht sollte Tempel in die Mitte und Reichert auf Rechtsaußen stellen

Diesmal warteten wir vergebens darauf, daß der VfB seinen Gegner kurz vor dem Schlußgong k.o. schlug, wie es ihm am letzten Sonntag gegen den VfR Mannheim gelang. Wohl dominierten die Stuttgarter nach dem Wechsel eindeutig, wohl lief ihr Spiel besser, geschmeidiger und flüssiger, aber im Angriff gab es doch bedenklich stimmenden Leerlauf.

Der VfB, den wir vor Wochen bei seinem Frankfurter Spiel gegen den FSV zum Südfavoriten Nummer 1 erhoben, vermochte sich diesmal lange nicht so überzeugend in Szene zu setzen. Das lag nicht etwa daran, daß der Gegner besser als der FSV war. Nein, auch die „Eintracht" hat noch nicht wieder die Form erreicht, mit der sie einen turbulenten Saisonstart entfachte. Gegenüber dem Spiel in Neckarau bot sie weit verbesserte Leistungen, aber überzeugen konnte sie uns auch dieses Mal nicht.

Jänisch „schaltet" zu langsam!

Es war wieder zu viel "Sand im Getriebe". Jänischs Aufstellung als Rechtsaußen erwies sieh als glatter Fehlgriff. Ueberhaupt, Jänisch: Neben einem so klug und feinfühlig spielenden Verbinder wie Schieth wirkt sein Spiel geradezu witzlos. In den meisten Fällen tat Jänisch immer das, was er nicht tun sollte. Die 28. Minute bot ein solches Beispiel: „Eintracht" drückte. Schieth — auch diesmal erfreulich stark, seine gleichbleibende Form unterstreichend — zog Barufka und den zurückgeeilten Baitinger auf sich und schickte Jänisch mit einem Steilpaß in die „Gasse". Was tat Jänisch? Er lief nach außen, seinem Gegenspieler Steimle in die Hände! Solche Beispiele könnten wir beliebig aufzählen.

Einen Rat für „Eintracht": Reichert ist der bessere Rechtsaußen und Tempel — das bewies er trotz seiner schweren Figur und trotz einiger Besserwisser! — ein weitaus klüger und überlegter spielender Mittelstürmer! Von dieser Lösung des Sturmproblems versprechen wir uns eine entscheidende Verbesserung des Angriffsspiels. Pfaff hatte einen schwachen Tag erwischt. Es ist bedauerlich, daß er seinen Ausweg immer wieder in unschönen Mätzchen sucht.

Kesper übertraf Retter als Stopper

Bester Mannschaftsteil — wie bei den Gästen — die Abwehr. Der für Kaster als rechter Verteidiger spielende Wloka engte den Aktionsradius Blessings so ein, daß dem (werdenden?) National--Linksaußen nichts anderes übrig blieb, als frühzeitig zu resignieren. Nur einmal (typisch Blessing!) blitzte sein unerhörtes Schußvermögen auf: Auf den rechten Flügel gewechselt, wuchtete er eine Linksflanke des Sturmdirigenten Leo Kronenbitter direkt aufs Tor, aber Henig, alle Fehler der letzten Spiele gutmachend, drehte das Leder in gewaltigem Sprung über die Latte. Kudras hatte mit Läpple Mühe, während Bechtold und Heilig erst nach der Halbzeit richtig ins Spiel kamen. Jetzt wuchs Heilig in seine gewohnte Rolle und wurde zum ruhenden Pol gegen die ständig angreifenden Stuttgarter. Eine großartige Stopperpartie lieferte Kesper, der seinen Gegenüber Retter in der konstruktiven Wirkung weit übertraf. Insgesamt gab es bei "Eintracht" viel Licht und viel Schatten. Trotzdem glauben wir feststellen zu können, daß die Mannschaft wieder auf dem Vormarsch ist.

Ankurbler Schlienz fand kein Verständnis

Wir sagten schon, daß der VfB seine Leistung vom FSV-Spiel nicht wiederholen konnte. Dazu war die Mannschaftsleistung diesmal nicht einheitlich genug. Im Feldspiel waren die Stuttgarter überlegen. Aber vor dem Tor versagten sie kläglich Alle Bemühungen von Robert Schlienz, dem unermüdlichen Ankurbler, verliefen im Sand, weil der Sturm das Innenspiel auf zu engem Raum aufzog. Zudem litt das Spiel des deutschen Ex-Meisters sehr unter dem schlechten Abspiel Barufkas. So gut Barufka in der Zerstörung ist, seine Pässe (wenn man überhaupt von „passen" reden kann) verwischten den guten Eindruck oft schon im nächsten Augenblick.

Von den Verteidigern gefiel uns Krauß ausgezeichnet. Er überließ Pfaff genau so wenig Spielraum wie Wloka Blessing. Bögelein ist der alte Hexenmeister geblieben. Faszinierend, wie der Hüter des VfB sich die Flanken herunterholt, noch begeisternder aber, wie er seinen Körper beherrscht. Nur einmal schien alles verloren: als Schieth sich mit prächtiger Körpertäuschung durchspielte und den Außenpfosten anschoß. In diesem Augenblick kam Bögeleins Abwehr-Reaktion zu spät.

Eine Augenweide: Kronenbitters Pässe

Im Sturm ist Leo Kronenbitter nach wie vor der Dirigent. Seine Pässe sind eine Augenweide. Hinzu kommt, daß er Barufka im Mittelfeld entscheidend entlastete. Er und Schlienz waren beste Feldspieler des VfB. Der Spielausgang entsprach den Leistungen. Bei den Stürmerleistungen wäre ein Tor ein Glückstreffer gewesen.

Schiedsrichter Winkler (Nürnberg) stand mit der Vorteilsregel auf dem Kriegsfuß. Seine Entscheidungen fanden nicht immer unseren Beifall. Die aus Barsinghausen vom DFB-Bundestag kommenden Stuttgarter Adolf Reinhardt und Friedrich Strobel (Vorsitzender des Württembergischen Fußballverbandes) waren bei Halbzeit vom Spiel beider Mannschaften enttäuscht. Adolf Reinhardt, der sich acht Tage vorher den Fuß am Bornheimer Hang verknaxt hatte, tadelte die schlechten Platzverhältnisse und fügte hinzu, daß die „Eintracht" wesentlich besser spielte als am Vorsonntag gegen Neckarau. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 31.10.1951)

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