Eintracht Frankfurt - Kickers Oxxenbach

Oberliga Süd 1951/52 - 6. Spiel

2:2 (0:0)

Termin: 30.09.1951 auf dem Bornheimer Hang
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Penig (Mannheim)
Tore: 0:1 Preisendörfer (53.), 1:1 Otto Tempel (56.), 2:1 Erich Geier (59.), 2:2 Weber (78.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Kickers Oxxenbach

 


  • Dr. Ruscher
  • Emberger
  • Haas
  • Schmidt
  • Keim
  • Magel
  • Kaufhold
  • Schreiner
  • Preisendörfer
  • Baas
  • Weber

 

Trainer Trainer
  • ??

 

 

Platztausch Jänisch-Tempel wirkte Wunder

Dr. Ruscher bei beiden Toren einen Kopf zu klein - Schreiners Initiative

„Bei uns ist alles klar", sagte Christian Neuwert, der Offenbacher Ehrenpräsident vor dem Kampf. „Wir spielen wie gehabt!" Im Eintracht-Lager dagegen hatte man Sorgen. Schieth war gesundheitlich nicht auf der Höhe, Bechtolds rechter Oberschenkel trug eine stabile Bandage und Rechtsaußen Reichert konnte wegen einer Verletzung nicht mitmachen.

Die somit bedingte Umstellung des Angriffs hätte sich um ein Haar spielentscheidend zuungunsten der „Eintracht" ausgewirkt. Tempel, schwer und nicht wendig genug ist kein Außenstürmer! Er hatte mit sich selbst so viel zu tun, um am Ball und auf den Beinen zu bleiben, daß es für den Offenbacher Verteidiger Haas ein leichtes war, ihn abzumelden. So sah sich Tempels Nebenmann Schieth schon sehr bald gezwungen, sich nach innen zu konzentrieren und im Drei-Innen-Spiel mit Mittelstürmer Jänisch und dem Halblinken Geier das Heil zu suchen. Dadurch wurde wieder dem Offenbacher Stopper Keim die Arbeit erleichtert. Der überlegt und kühl spielende Kickers-Mittelläufer wurde dann auch seiner Aufgabe beinahe mühelos gerecht. So kam es, daß der „Eintracht" im ersten Akt, trotz klarer Feldüberlegenheit und zahlreichen Chancen jeder Erfolg versagt blieb. ,

Nach 20 Minuten versandete der Spiel-Fluß und es wurde geradezu langweilig. Zwar gab es ein paar schöne Duelle Kaufhold — Schreiner und einige energievolle Solos von Weber. Vom vielgerühmten „schönen" Spiel der Offenbacher Mannschaftsarbeit aber war nichts zu entdecken. Auch die „Eintracht" blieb in dieser Hinsicht ziemlich alles schuldig. Als Emberger mit einem klaren Foul Schieth bremste, schoß Pfaff den Freistoß ebenso über die Latte, wie wenig später im Anschluß an eine Ecke einen Ball aus dem Hinterhalt.

Von den ersten 45 Minuten war niemand begeistert. Mit dem Start zum zweiten Akt aber ging es los. Im „Eintracht"-Sturm hatten Tempel und Jänisch die Plätze gewechselt und das wirkte Wunder! Jänisch schnitt immer wieder durch die linke Seite der Kickers-Deckung wie ein warmes Messer durch die Butter. Im Anschluß an einen seiner Flankenläufe konnte Dr. Ruscher in kühnem Hechtsprung den Ball gerade noch vor Pfaff unter sich begraben. Man spürte geradezu in diesen Momenten die Entscheidung für die „Eintracht" heranreifen, und das hieß es plötzlich ... 1:0 für Offenbach! Preißendörfer hatte einen Flankenball in ungünstiger Stellung mit dem Kopf noch voll erwischt. Das Leder mußte eine leichte Beute Henigs werden. Da griff dieser ins Leere und der Ball segelte ganz gemächlich ins Netz. Lähmendes Entsetzen des ganzen „Eintracht"-Anhangs, stürmischer Jubel im Kickers-Lager.

Nun ging die „Eintracht" aufs Ganze. Innerhalb von drei Minuten krepierten zwei Volltreffer bei Dr. Ruscher: Flanke von Jänisch, 20-Meter-Schuß von Tempel hoch in die Torecke und wiederum auf Flanke von Jänisch fast haargenau an die gleiche Stelle der Schuß aus der Mitte, diesmal von Geier — und „Eintracht" lag 2:1 in Front! In beiden Bällen hatte man das Gefühl, daß ein körperlich größerer Torhüter als der sehr kleine Dr. Ruscher das Unglück hätte verhindern können.

Nun setzten die Kickers alles auf eine Karte, jetzt sah man Fluß in ihren Aktionen und Kaufhold, Preißendörfer (der mir im Feldspiel bedeutend besser gefiel, als ich es nach den vielen negativen Kritiken vermuten konnte), Baas, Weber, allen voran aber der großartige Schreiner, setzten die „Eintracht"-Hintermannschaft schwer unter Druck. Aber diese hielt stand. Mit zwei glänzenden Paraden machte Henig den Fehler, der ihm beim ersten Treffer unterlaufen war, mehr als wett. Kaster und der schon vor der Pause angeschlagene Kudras bissen die Zähne zusammen. Kesper hatte einen seiner besten Tage: Heilig und Bechtold schafften in der Defensive unheimlich.

Die aufopfernde Arbeit der nun mächtig aufkommenden Offenbacher Außenläufer Magel und Schmidt, die zusammen mit Emberger (!) ihren Angriff immer wieder nach vorn warfen, schien ergebnislos zu bleiben. Da entschloß sich Weber zu einem plötzlichen Gewaltschuß. Der Volley-Ball kam mit unheimlicher Wucht tief unten an den Pfosten neben Henig, der ihn, blitzschnell tauchend, beinahe noch erreicht hätte, tänzelte dann die ganze Länge der Torlinie entlang und sprang vom gegenüberliegenden Pfosten ins Netz. Damit war die Kraft beider Mannschaften erschöpft. Es blieb beim gerechten 2:2.

Es war kein großes Spiel, aber es offenbarte doch, daß Mannschaften am Werk waren, die zu unseren besten zählen, wenn auch ihre Mannschaftsleistungen in diesem Treffen nicht zur vollen Auswirkung kamen. Selbstverständlich wurde hart und erbittert gekämpft, aber von geringen Ausnahmen abgesehen, gab es keine Entgleisungen. An dem sauberen Ablauf des Kampfes hatte die energische und glänzende Uebersicht beweisende Leitung des Mannheimer Schiedsrichters Pennig wesentlichen Anteil. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 03.10.1951)

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