VfB-Zwischenspurt glich Frankfurts 2:0-Überfall aus ...
Schmitts Elan und Tore schlugen den VfB
Neuformierung des Eintracht-Sturms ein Volltreffer! - Otterbach
auf halblinks
Als wir während der Pause den Spielausschuß-Vorsitzenden
der „Eintracht", Balles, trafen, strahlte er über das
ganze Gesicht. Er hatte allen Grund dazu, denn seine Mannschaft hatte
in der ersten Hälfte ein Spiel gezeigt, wie wir es hier schon lange
nicht mehr gesehen haben. Der deutsche Meister VfB Stuttgart schien bereits
zu dieser Zeit aussichtslos geschlagen, so eindeutig hatte die „Eintracht"
das Geschehen bis dahin beherrscht!
Schmitt-Pfaff ein idealer Flügel
Die
Neuformierung des Angriffs mit dem linken Flügel Schmitt—Pfaff
bewährte sich großartig. Der junge Schmitt brachte mit seinem
gescheiten Stellungsspiel und guten Vorlagen den Schwung in das Frankfurter
Quintett, den man bisher vermißt hatte. Pfaff, dessen Mitwirkung
wegen eines Hexenschusses am Morgen noch fraglich war und der erst durch
eine Spritze aktionsfähig gemacht werden mußte, bildete die
ideale Ergänzung zu Schmitt. „Bubi" Krauß ist schneller,
wendiger und selbstsicherer geworden. Schieth fiel zwar nicht so auf wie
sonst, wurde aber durch schnelles Ballabspielen seiner Mannschaft wesentlich
wertvoller als früher und der. Rechtsaußen Reichert ergänzte
den Angriff ausgezeichnet.
Hinter der Fünferreihe arbeiteten Heilig und vor
allem Bechthold im Mittelfeld so ausgezeichnet, daß man nach den
ersten 45 Minuten an einem Sieg der „Adlerträger" kaum
noch zweifeln konnte. Für die Verteidigung blieb in diesem Zeitraum
nicht allzu viel zu tun.
Der VfB Stuttgart mußte auf Linksaußen Blessing
verzichten, den eine Infektion zum Pausieren zwang. Das bedeutete eine
Umstellung, die sich recht nachteilig bemerkbar machte. Außenläufer
Otterbach hatte die Aufgabe, den Posten des linken Verbindungsstürmers
zu übernehmen und der sonstige Halblinke Baitinger trug die Nummer
„11". Es ging beim deutschen Meister einfach nichts zusammen.
Henig im Eintrachttor bekam bis zur Pause keinen einzigen schweren Ball
zu halten! Der verzweifelt kämpfende Barufka konnte daran nichts
ändern. Sein weiträumiges Spiel wurde durch den starken Seitenwind
beeinträchtigt, weil die langen Vorlagen meistens zu den „Eintracht"-Verteidigern
kamen. So stand die Stuttgarter Hintermannschaft vom Beginn an unter Hochdruck
und nicht immer war sie allen Aufgaben gewachsen. Zwar rechtfertigte auch
diesmal wieder Retter seinen Ruf als Verteidiger allererster Klasse, aber
sowohl ihm wie seinem keineswegs schwachen Kameraden Steimle und Ledl
unterliefen doch im Wirbel der „Eintracht"'-Angriffe einige
verhängnisvolle Schnitzer.
Schmitt fegte dazwischen: 2:0!
In
der fünften Minute schon bewegte sich das Netz hinter Schmitt, Pfaff
hatte einen Freistoß gut vor das Tor gegeben. Der erste Schuß
aus dem Eintracht-Innentrio konnte abgewehrt werden, aber Schmitt fegte
dazwischen und schoß aus kurzer Entfernung ein. In der 14. Minute
brauste der überaus aktive Schmitt in der Mitte durch, gab im richtigen
Moment an Pfaff und dessen Schrägschuß saß in der linken
Ecke. Mit allen Kräften hatte dann die gesamte Stuttgarter Deckung
zu arbeiten, um es wenigstens bei diesem 0:2 bis zur Pause zu belassen.
Die einzige Chance der Gäste in diesem Abschnitt vergab Otterbach
kurz vor der Pause, als er in günstiger Position hoch über das
Tor schoß.
Henig zu weit außen: 2:2
Im zweiten Akt schien es zunächst so weiterzugehen
wie vorher. Aber auf einmal war der Faden des „Eintracht"-Spiels
abgeschnitten. Nun kamen die Stuttgarter groß heraus. Jetzt lief
der Ball beim deutschen Meister wie vorher bei der „Eintracht".
Läpple überrannte Kudras eins ums anderemal und als er die Latte
anschoß, brauchte der aufmerksame Schlienz den Abpraller nur sachte
einzuschieben. Nach einer Stuttgarter Ecke blieb Henig weit vor seinem
Tor und Otterbach schoß
aus dem Hinterhalt zum Ausgleich ein. Aber damit war die Dramatik dieses
Spiels noch nicht erschöpft. Die „Eintracht" kam wieder
zu sich und als die Stuttgarter Deckung einmal leichtsinnig war, witterte
Schmitt sofort Morgenluft, raste in der Mitte durch und schoß erneut
die Führung heraus. Schließlich kam es noch zum 4:2, für
das „Bubi" Krauß verantwortlich zeichnete.
Es
war ein Spiel wie man es gern sieht: Fair, schnell, mit guten Leistungen
auf beiden Seiten, einer dramatischen Torfolge und unter der ausgezeichneten
Leitung des Schiedsrichters Winkler (Nürnberg), der seine Person
ganz in den Hintergrund stellte und doch zu jeder Zeit das Geschehen fest
in der Hand hatte. Freilich blieb eine ganz leise Enttäuschung zurück,
wenn man sich von Zeit zu Zeit daran erinnerte, daß die eine der
beiden Mannschaften der derzeitige deutsche Meister ist. Nur 20 Minuten
nach der Pause machten die Stuttgarter ihrem stolzen Titel alle Ehre ...
(aus dem 'Sport-Magazin' vom 21.03.1951)
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