FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1950/51 - 9. Spieltag

1:2 (1:1)

Termin: 15.10.1950
Zuschauer: 30.000
Schiedsrichter: Fritz (Oggersheim)
Tore: 0:1 Willi Kraus (27.), 1:1 Niebel (42.), 1:2 Alfred Pfaff (54.)

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FSV Frankfurt Eintracht Frankfurt

  • Rado
  • Nold
  • Dehm
  • Frank
  • Schwarz
  • Neuser
  • Erich Dziwoki
  • R.Herrmann
  • Hasse
  • Wirth
  • Niebel

 


 

Trainer
  • ??
Trainer

Kudras-Bechtold in der Rolle Neuser-Franks

Frankfurter Derbystimmung und ein gestürzter Favorit

Wieder einmal verlor, wie so oft, der Favorit das Derby. Der Tabellenführer, FSV, fand gegen die Eintracht nicht die Form, die ihm die erste Stelle eingebracht hatte, während die „Adlerträger" an ihre guten Leistungen der letzten Wochen anknüpften, die seltsamerweise gerade in Frankfurt nicht recht gewürdigt wurden. Am Vorsonntag beim 1:1 gegen Schweinfurt kam die Eintracht gerade in der Kritik der Heimatstadt recht schlecht weg, wobei man aber vergessen hatte, die ausgezeichnete Leistung der Männer aus der Stadt der Kugellager gebührend zu berücksichtigen.

Daß die Eintracht im diesmaligen Lokalderby einwandfrei und verdient als die bessere Mannschaft gewonnen hat, wird ihr selbst im gegnerischen Lager nicht abgestritten werden können. Die Zahl der Torgelegenheiten, die größere Schnelligkeit, taktische Klugheit, das alles rechtfertig den Sieg derer, die man als die Unterlegenen erwartet hatte.

Kudras-Bechtold dirigierten im Mittelfeld

Der Eintracht gehörte das Mittelfeld. Diesmal machten die Außenläufer des FSV, Neuser und Frank, einen grundlegenden Fehler. Sie spielten beide allzusehr offensiv, vernachlässigten die Deckung ihrer Gegenüber Schieth und Pfaff und boten so dem Eintracht-Angriff immer wieder Gelegenheit, Lücken zu finden, um in den Strafraum der „Blauschwarzen" einzudringen. Schwarz und Dehm waren allein auf voller Höhe. Aber insgesamt war die blauschwarze Deckung an diesem Tage ihrer Aufgabe nicht gewachsen. Das 1:2 ist schmeichelhaft für die Bornheimer, das Ergebnis hätte höher lauten können, ohne daß sich die Anhängerschar der auf eigenem Platz so lange Ungeschlagenen hätte .beklagen" dürfen.

Kraus und Frank bestachen durch ihr technisch versiertes Spiel. Bei dem langen aufgeschossenen Neuser muß man immer wieder das feine, gefühlvolle Zuspiel bewundern. Aber zu den Aufgaben des Seitenläufers im modernen Spiel gehört es nun einmal, in erster Linie den Gegenüber, also den Halbstürmer auf der anderen Seite, in seiner Bewegungsfreiheit möglichst einzuengen, und das verabsäumten Neuser und Frank, während auf der anderen Seite Bechtold und Kudras so aufmerksam und konsequent deckten, daß die Verbinder der Bornheimer, Hermann und Bruno Wirth, kaum zum Zuge kamen. Das war wohl die Ursache für den Sieg der Eintracht, der nicht zufällig, sondern verdient und zahlenmäßig eher zu niedrig ausgefallen ist, als in dem 1:2 zum Ausdruck kommt.

Kraus I unwiderstehlich

Die Eintracht hatte eigentlich keinen schwachen Punkt. Mitunter brachten die Verteidiger die Bälle nicht schnell und weit genug weg. Bei einer solchen Gelegenheit fiel auch der Ausgleich, als der schwächste Bornheimer Stürmer, der Linksaußen Niebel, plötzlich im Besitz des Leders war und dabei so günstig stand, daß er mit bestem Willen nicht anders konnte, als die Kugel über die Linie zu bugsieren. Zu allem Pech für „Blauschwarz" hatte auch der Linksaußen Kraus I einen jener Tage, an denen er einfach unwiderstehlich ist, und ausgerechnet zur gleichen Zeit hatte Nold Schwächen, die er sonst nicht aufweist. So bedrohten. die gescheit zusammenspielenden Pfaff-Kraus I immer wieder Rado und wenn der Bornheimer Hüter nicht auf der Höhe gewesen wäre, das Ergebnis wäre weit höher geworden.

Eintracht machte von Beginn an einen fischen, zielstrebigen Eindruck. Sie spielte vor den 30 000 ohne jede Befangenheit, die man früher so oft bei ihr feststellen mußte. Henig war allen Aufgaben gewachsen. Beim Gegentreffer war ihm wohl — genau wie uns auf der sogenannten Pressetribüne — die Aussicht versperrt. Mit fortschreitender Zeit wuchs auch Giller immer mehr in seine Aufgabe hinein und ebenso verloren sich Kasters Unsicherheiten, die er zu Beginn zu überwinden hatte.

Beim FSV klappte es heute nicht. Die Mannschaft kam nicht ins Spiel. Das eiserne Zerstören der Eintrachtdeckung, Wlokas wirkungsvolles Verteidigungsspiel gegen Dziwoki, das schnelle Angriffsspiel, vornehmlich des linken Eintrachtflügels, das alles mag den Tabellenführer aus den Fugen gebracht haben.

...und rollte ins Tor

Das erste Tor fiel nach einer knappen halben Stunde, als ein wirbelndes Durchspiel des Eintrachtsturms den Ball zur Mitte gelangen ließ, wo der nach innen spurtende Kraus I vor dem etwas zögernden Rado zum Schuß kam und mit ein paar Saltos dem Leder nach in Richtung Netz flog. Der Ausgleich fiel auf die geschilderte Weise. Kurz nach dem Wechsel machten wieder einmal Pfaff und Kraus I ein Tänzchen für sich. Zuletzt war Pfaff am Ball, täuschte nun eine Hereingabe vor und es war mehr oder weniger Zufall: die Kugel schlich sich in die lange Ecke. Wohl gab es hüben und drüben noch Gelegenheiten für Ergebnisänderung, aber es blieb bei dem 1:2 für die Eintracht, die von ihren Anhängern stürmisch gefeiert wurde.

Schiedsrichter Fritz (Oggersheim) machte am Anfang einige Fehler, leitete aber das ganz gewiß nicht leichte Spiel mit souveräner Ueberlegenheit und Ruhe. Im übrigen war es ein echter Frankfurter Derbytag. 30 000 Besucher, Taxis mit weißroten und blauschwarzen Fähnchen, Kampf um die Plätze, es war ein Derby mit allem Drum und Dran und einem herrlichen blauen Herbsthimmel darüber. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 18.10.1950)

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