Eintracht Frankfurt - Kickers Oxxenbach

Hessenpokal 1949/50 - Finale

1:4 (0:2)

Termin: 26.12.1949 am Bornheimer Hang
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Reinhardt (Stuttgart)
Tore: 0:1 Wirsching (2.), 0:2 Picard (20.), 0:3 Picard (75.), 0:4 Maier (84.), 1:4 Heinz Kaster (87.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Kickers Oxxenbach

 


 

Trainer Trainer

 

Offenbach Pokalsieger von Hessen

Einfädler Wirsching - Vollstrecker Picard

Aber Eintracht mit fünf Ersatzleuten — Geglückter Torüberfall

Acht Tage nach dem Meisterschaftskampf trafen sich die Frankfurter Eintracht und der süddeutsche Meister heute zum Endspiel um den hessischen Fußball-Pokal. Während die Offenbacher mit kompletter Mannschaft antraten — wenn man davon absieht, daß an Stelle von Baas diesmal wieder Weber auf Linksaußen eingesetzt war, was bezeichnenderweise im Kickers-Lager als "Ersatz" bezeichnet wurde — fehlten bei der Eintracht fünf der besten Kräfte, nämlich Krauß, Schieth, Lemm, Heilig und Bechtold. Die Ersatzspieler bewährten sich nur zum Teil. Es wäre aber verfehlt, ihr Selbstvertrauen zu untergraben, wollte man ihnen auf Grund der heutigen Leistungen die Fähigkeiten zur Mitwirkung in der Eintracht-Elf absprechen.

Neues Lob für Adolf Schmidt

Daß die komplette Elf der Offenbacher gegen den Mannschafts-Torso der Eintracht mit dem Pokal in den Händen vom Platz gehen würde, darüber gab es zu keiner Minute des Spiels Zweifel. Die Offenbacher begannen in einem Stil, der deutlich werden ließ, daß sie die Entscheidung schon so früh wie möglich erzwingen wollten. Adolf Schmidt, der beste Mann des Tages, gab aus der Tiefe des Raums eine Vorlage an Picard, die dieser sofort in den freien Raum zwischen die Frankfurter Verteidiger leitete, wo sie Wirsching mit sattem Schuß ins Tor schmetterte. Noch zwanzig Minuten war dann das Rennen gelaufen, als Picard nach zweimaliger erfolgreicher Abwehr Henigs den Eintrachthüter im dritten Versuch überwand.

Bis dahin haben die Kickers meisterhaft gespielt. In der Folge ließen sie nach. Manche bisher unverständlich gebliebene Niederlage wurde einem in dieser Periode klar, denn nicht immer hat man es mit einem ersatzgeschwächten Gegner zu tun und nicht immer glücken gleich zu Beginn und dann wieder kurz vor Schluß die zum Sieg nötigen Tore. Nach dem Wechsel nahm die Eintracht eine Umstellung vor. Kaster spielte Mittelstürmer und Wloka ging in die Verteidigung zurück. Immer wieder warfen sich, Kesper und der unermüdliche Kudras in die Angriffswogen der Offenbächer, deren Zuspiel jetzt nicht mehr exakt genug war, um sich durchsetzen zu können.

Immer stärker: Nagel

Dann wuchs das Offenbacher Spiel plötzlich wieder in die anfängliche Reife hinein. Magel macht sich als Ergänzung zu Schmidt immer besser. Kämmerer entwickelt sich zu einemäußerst wirkungsvollen Verteidiger, muß sich aber hüten, die Grenzen der erlaubten Härte zu übertreiben. Der Angriff hatte in Wirsching den Spielmacher, in Picard einen stets gefährlichen und immer schußbereiten Vollstrecker. Freilich hätte Picard in zwei Situationen anstatt selbst zu schießen zu einer Erhöhung des Ergebnisses beitragen können, wenn er den Ball nach links zu dem jedesmal freistehe nden Weber g elenkt hätte. So blieb es bei zwei weiteren Treffern von Picard und Maier, denen Kaster mit sauberem Flachschuß den verdienten Ehrentreffer entgegensetzte.

Schiedsrichter Reinhardt leitete nicht schlecht, hatte aber auch keineswegs seinen besten Tag. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 28.12.1949)

 

 


 

 

Offenbach gewann den Hessen-Pokal

Komplette Kickers-Mannschaft schlug Eintracht-Torso 4:1 / Die Leute vom Bieberer Berg nie gefährdet

Die Olfenbacher Kickers waren einfach zu stark für die Eintracht — vor allem für diese Eintracht! Mit fünf Ersatzleuten spielend, ohne rechtes Zutrauen, ohne große Begeisterung ging die Elf der Adlerträger unter. Schon beim Pausen-2:0 hatte man nicht mehr die Empfindung, daß diese Elf noch gewinnen könne: ohne Schieth, ohne Kraus, ohne Lemm.

Die Kickers spielten auch nicht wie die Himmelstürmer. Sie traten viel eher mit der Gelassenheit ihrer großen Tage an. Einzelne ihrer Spieler wie Wirsching, Adolf Schmitt, Emberger und der neue Verteidiger Kemmerer waren überragende Figuren. Das 4:1-Ergebnis des bemerkenswert fairen Spiels geht in Ordnung. Müde, graue Weihnachtsstimmung lag über dem Bornheimer Hang, um den nur 5000 Zuschauer standen. Die Offenbarer sind Hessischer Pokalmeister ...

Trübes Wetter — müdes Spiel

NP Dieses Endspiel um den Hessenpokal war keine Offenbarung. Ja, man darf ruhig behaupten, daß die Entscheidung im vergangenen Jahr zwischen einer Landesliga- und einer Bezirksklassenmannschaft, zwischen dem KSV Hessen Kassel und Olympia Lampertheim, mehr Einsatz zeigte und damit auch mehr Spannung brachte als diese Begegnung der beiden Vertreter der obersten Klasse. Das Spiel am zweiten Weihnachtsfeiertage verlief so trübe und glanzlos wie das Wetter. Weder die Eintracht noch die Männer vom Bieberer Berg bescherten den schätzungsweise 5000 Fußball-Enthusiasten am Bornheimer Hang eine festliche Ueberraschung. Müde holperte das Leder über den schweren, glitschigen Boden, nur wenige Kombinationszüge fügten sich zu einem geschlossenen Netz, in dem der Gegner sich rettungslos verfangen mußte. So wurden die Zuschauer es auch bald überdrüssig, ihre Mannschaften anzufeuern.

Nur einmal in den ersten 45 Minuten gerieten sie in Bewegung. Als in der 20. Minute eine schulmäßige Kombination der Offenbacher Außenläufer mit den Halbstürmern den Ball in vier bildschönen Zügen nach vorn brachte, wo der Mittelstürmer den Rest besorgte. Aber Picard mußte dreimal schießen, bis er Henig überwunden hatte. Das war das 2:0.

Die Eröffnung hatte der gut aufgelegte Wirsching bereits in der ersten Minute besorgt, als er mit einer Picard-Vorlage auf und davonging, zwei, drei Eintrachtleute im blauen Hemd umspielte, sich auch von Kudras nicht bremsen ließ und den Schlußmann mit einem Pfundschuß in die kurze Ecke überwand. Auch die Riederwälder halten zwei derartige Chancen, aber sie verstanden sie nicht zu nutzen. Nach dem 1:0 hatte der kleine Reichert einmal das leere Tor vor sich (als Ricker übereifrig herausgelaufen war), aber er hatte nicht die Ruhe, um den Ball zu placieren und hob ihn über die Latte. Später übernahm Vogel, der sonst sehr wenig zeigte, eine sehr gescheite Vorlage von Giller. Aber diesmal war Ricker auf dem Posten und wehrte zur Ecke ab. Im übrigen, wie gesagt, ein sehr behäbiges, in die Breite gezogenes Spiel ohne Glanzpunkte. Die Eintracht war durch die vielen Ersatzleute (Bechtold, Schieth, Heilig, Lemm und Krauß fehlten) vor allem im Sturm gehandicapt. Wloka war zu langsam, Pfaff zu verspielt und Reichert, der noch am besten gefiel, zu leicht gegen den stämmigen Kemmerer. So hatte die Abwehr die Hauptlast zu tragen. Auf der Gegenseite tat man sich auch nicht weh. Aber Emberger und Kemmerer hielten hinten dicht, Adolf Schmidt verteilte die Bälle im Mittelfeld kühl und überlegt. Wirsching übernahm sie und setzte den Innensturm geschickt ein, während Maier und Weber an den Außenlinien abfielen. Reinhard (Stuttgart) leitete korrekt.

In der zweiten Halbzeit kam die Eintracht mit einer veränderten Aufstellung auf den Platz. Ihren besten Verteidiger Kaster beauftragte sie jetzt mit der Sturmführung, für den Wloka den Posten des rechten Verteidigers übernahm. Zunächst wirkte sich diese Maßnahme vorteilhaft aus, denn mit mehr Schwung kämpfend, konnte der Frankfurter Oberligist das Spiel etwas offener halten. Eine längere Angriffsperiode wurde in der 53. Minute mit einem prächtigen 40-Meter-Freistoß von Giller abgeschlossen. Doch prallte der Ball — Ricker war schon geschlagen — am rechten Torkreuz ab. Auch weiterhin blieb der Eintrachtsturm überraschend oft am Ball, und wiederum wurde — diesmal in der 60. Minute - eine klare Chance vergeben. Nach gutem Zusammenspiel zwischen Vogel und Pfaff verschoß Kaster aus nächster Nähe. Dann machte Offenbach wieder Ernst, und eine Minute später konnte Henig einen Prachtschuß von dem jetzt sehr agilen Schreiner gerade noch zur Ecke abwehren. In dieser Phase fiel Wirsching der bis dahin — wie immer gegen die Eintracht — ein gutes Spiel geliefert hatte, etwas ab. Kaster und Vogel hatten zwischendurch Gelegenheit, das Ergebnis zu verbessern, aber Ricker und Torlatte waren unüberwindlich, und der Torschrei der Eintrachtanhänger kam zu früh. Zusehends wurde jetzt der „Kontakt" zwischen Picard-Schreiner und Maier besser, und deutete auf eine weitere Torerhöhung hin.

Zunächst hielt zwar Henig alles, aber in der 75. Minute schoß Anton Picard von halbrechts den Ball so scharf durch die ganze Abwehr, daß für den Eintrachtkeeper nichts mehr zu tun übrig blieb. Dieses Prachttor ergab das 3:0 für Offenbach. In der Folge wurde Nees immer öfters "ausgespielt", und laufend drohte dem Eintrachttor Gefahr von dieser Seite. Als der kleine "moppelige" Verteidiger" wieder einmal durch Schreiner schachmatt gesetzt wurde, stand es in der nächsten Sekunde auch schon durch diesen Offenbacher Stürmer 4:0. Unverdrossen aber spielte die Eintracht weiter, und nach einem guten Angriff der rechten Seite (von Krömmelbein eingefädelt) glückte Kaster durch placierten Schuß das Ehrentor.

Bei diesem 4:1 für die in vielen Belangen einwandfrei besseren Gäste aus Offenbach blieb es bis zum Abpfiff. In der Siegerelf fiel eigentlich nur Weber aus dem Rahmen. Er scheint zurzeit völlig überspielt. Ausgezeichnet die beiden Verteidiger und wieder einmal Adolf Schmidt. Mit ihrer völlig umgekrempelten Mannschaft leistete die Eintracht überraschend guten Widerstand.

Nach Schluß des Spieles überreichte Willi Linnenberg, der 1. Vorsitzende des Hessischen Fußballverbandes, der siegreichen Mannschaft auf dem Platz den vom Hessen-Toto gestifteten neuen Pokal. (aus 'Frankfurter Neue Presse' vom 27.12.1949)

 

 

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