FSV Mainz 05 - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1948/49

2:5 (2:3)

Termin: 14.05.1949
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter:
Tore: Jakob Schallmeyer (2), Helfmann, Host Schreiber, Eigentor; Mainz: Meinhardt, Wettig

 

 

>> Spielbericht <<

FSV Mainz 05 Eintracht Frankfurt

  • Higl
  • Reith
  • Meinhardt
  • Wettig

 


 

Trainer
  • Albert Heitz
Trainer

 

Kein Lehrspiel, aber lehrreich

Eintracht Frankfurt siegte in Mainz 5:2

Warum standen am Samstagabend beim Spiel der Eintracht Frankfurt gegen Mainz 05 nur knapp 3000 Zuschauer auf dem Platz am Bruchweg ...? Die Frage ist es wert, daß man sich einmal einige Gedanken um sie macht. Man wird dabei auf eine der Ursachen stoßen, die eine ruhige und befriedigende Entwicklung des Mainzer Fußballs verhindern. Wenn schon im Fußballpublikum soviel Instinkt- und Interesselosigkeit anzutreffen ist, wie will man sich dann über die Mannschaften wundem? Sie leiden an der gleichen Krankheit, die anscheinend hier in der Luft liegt. Mainz ist keine Sportstadt. Kurzlebigen Höhepunkten folgt auf den meisten Gebieten (es gibt nur wenige Ausnahmen) immer wieder Leere und Verflachung. Im Grunde genommen ist alles da, was man braucht: nämlich vor allem Talente genug, aus denen etwas zu machen wäre und die etwas bedeuten könnten. Weil aber der nötige Ernst und die Ausdauer fehlen, bleibt schließlich alles nur unbefriedigendes Stückwerk. Ein kluger Beobachter sagte wihrend des Spieles am Samstagabend: "Die Leistungen dieser (der Mainzer) Mannschaft bewegen sich wie eine Fieberkurve, einmal steil nach oben, ein anderesmal ebenso jäh nach unten." Ja, hier ist allzuvieles unstet und ungesund. Nicht nur bei den Mannschaften. Und auch nicht nur beim Publikum. Wenn sich, um ein kleines Beispiel zu nehmen, derartige Konditionsschwächen zeigen, wie man sie nun wieder bei den Mainzern beobachtete, dann sind dafür zwar auch die Spieler verantwortlich, aber sie nicht allein.

Es war ein schöner Abend. Heiter und mild. Auf den Plakaten lockte der Name Eintracht Frankfurt. Ein klangvoller Name, ein Name, hinter dem - wie man dann deutlich sah - immer noch etwas steht. Da zudem Mainz 05 in der letzten Zeit einige vertrauenserweckende Spiele geliefert hatte, durfte doch wohl ein guter Besuch zu erwarten sein. Mindestens das Doppelte von dem, was dann wirklich kam. Solche Gegner und solche Spiele sind nicht billig. Pleiten brechen aber die Unternehmungslust, und wenn sie iwder einmal dahin ist, greift die Interesselosigkeit erneut um sich. Interesselosigkeit aber ist der Todfeind einer jeden guten Entwicklung.

Die Frankfurter Eintracht hatte in der letzten Saison auch einige Krisen zu überwinden. Nach dem Verlust seines Platzes ist der Verein heimatlos, und es hat auch intern einiges an Störung gegeben. Aber das Fundament ist doch augenscheinlich unzerstört. Dieser Verein, der immer wieder auf so vielen Sportgebieten Erstaunliches leistet, strebt auch im Fußball wieder nach oben. Die mit wenigen Ausnahmen noch sehr junge Mannschaft spielt wieder sehr ordentlich, und da sie demnächst auch einige Verstärkungen erwarten kann, wird zweifellos der Eintracht-Adler wieder fliegen.

Was sie uns am Samstagabend zeigte, war zwar kein Lehrspiel, aber doch lehrreich. Ein Lehrspiel setzt einen Klassenunterschied voraus, der hier in Wirklichkeit nicht vorhanden war. Die Mainzer mischten 20 Minuten lang munter mit, und sie hätten es während des ganzen Spieles tun können, wäre ihre Kondition besser und würde man mehr mit Verstand gespielt haben. Das Spiel der Eintracht wurde mit der Länge den Kampfes nicht langsamer, sondern schneller. Den Mainzern kann man zugute halten, daß sie einige unglückliche Treffer hinnehmen mußten und zudem mit einigen verletzten (Higl) und kranken Spielern (Reith kam mit Fieber) antraten. Aber ihre Kräfte ließen doch allzu früh nach, und als man erst einmal im Tempo nicht mehr mitkam, wurde das ganze Spiel zerrissen und zum Stückwerk. Man mußte sich dem Gegner unterordnen und ihn bestimmen lassen. Die Läufer kamen von der Linie ab (vor allem vom Aufbau), die Abwehr wurde verwirrt und der Sturm verlor jede Konzentration. Meinhardt allein brauchte neben den Beinen auch noch den Verstand. Für zwei von den fünf Treffern hat man den Tormann verantwortlich gemacht. Gewiß, diese zwei Treffer waren vermeidbar, aber man sollte hier nicht gleich verurteilen, sondern ruhig urteilen. Der junge Debütant litt von Beginn an unter Lampenfieber, das kann sich legen, und dann wird das zweifellos vorhandene Talent wohl auch schlackenreiner sein.

Die Eintrachtspieler brachten neben der besseren körperlichen Verfassung und der größeren (erlaubten) Härte noch einiges mehr mit: Die eindrucksvolle Ballannahme, das flüssige Weiterleiten, das konsequent betriebene, sauber ineinandergreifende Flachspiel, mit dem man den Gegner immer wieder ausmanövrierte, und das bescheidene Einordnen aller Kräfte in das Mannschaftsspiel, während man auf der Gegenseite gerade bei einigen jüngeren Kräften auch noch eine durch nichts gerechtfertigte Ueberheblichkeit beobachtete. Sah man in der Eintracht-Mannschaft auch nur bei einem einzigen Mann Starallüren oder Primadonnalaunen?

Treffer der Flügelstürmer (!) Schallmeyer (2) und Helfmann, des Halbstürmers Schreiber und ein Selbsttor führten zu den Erfolgen der Eintracht. Meinhardt und Wettig schoseen die beiden Gegentore der Mainzer.

 

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