Eintracht Frankfurt - FSV Frankfurt

Oberliga Süd 1947/48 - 33. Spieltag

0:0

Termin: 16.05.1948 im Stadion
Zuschauer: 40.000
Schiedsrichter: Eberle (Stuttgart)
Tore: ./.

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Eintracht Frankfurt FSV Frankfurt

 


  • Kreß
  • Lautz
  • Dehm
  • Blechschmidt
  • Dietsch
  • Schuchard
  • Riedl
  • Scheibe
  • Färber
  • Hermann
  • Kircher

 

Trainer Trainer
  • ?

Ueberragender Stürmer im Frankfurt-Derby: Hermann

Starke Stopper hauptverantwortlich für das 0:0 vor über 40 000 im Stadion

Zu dem festlichen Rahmen um das Frankfurter Derby paßte das 0:0-Drama nicht ganz, denn trotz allem kam keine Festtagsstimmung auf. Das Spiel konnte gar zu hoch gespannte Hoffnungen nicht erfüllen. Akteure, von denen man sich besonders viel versprach, enttäuschten ihre Anhänger, darunter vor allem Kircher, der gegen Kolb nicht aufkam. Die sommerliche Temperatur schien sich auf den Spielverlauf übertragen zu haben, wobei weniger die Beine als die Gedanken eingeschlafen zu sein schienen.

Die erste Halbzeit stand im Zeichen der Blauschwarzen. Hermann lieferte ein geschicktes und technisch vollendetes Halbstürmerspiel, nur die Begleiter fehlten. Die zweite Hälfte hatte mehr Niveau. Nun zeigte die Eintracht ihr zügiges Mittelfeldspiel, mit dem sie ihren Gegner ausmanöverierte. Aber es hatte nicht viel Durchschlagskraft. Linken und Baas waren die Pechvögel mit Lattenschüssen, und den übrigen Versuchen war Kreß meist schon durch sein gutes Stellungsspiel gewachsen.

Im ganzen trafen sich zwei gute Mannschaften mit einem wesentlich verbesserten Lautz, mit prächtigen Stoppern von bewährter Klasse: Gärtner und Dietsch, mit ansprechenden Außenläufern, aber nur einem einzigen vollendeten Stürmer: Hermann. Neben ihm war Adam Schmidt durch manchen tadellosen Aufbaueinfall hervorzuheben. Er war vor Beginn für seine 12jährige Ligazugehörigkeit geehrt worden.

In dem fairen Spiel, daß durch Frankfurts Oberbürgermeister Kolb angestoßen wurde, hatte der Schiedsrichter wenig Mühe. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 19.05.1948)

 


 

40000 beim Pfingstsport im Frankfurter Stadion

Das Derby ohne Tore

Es gibt Menschen im Leben, die man als Sonntagskinder ansieht. Zu ihnen zählen wir von der Gilde der Sportjournalisten. Wo anderer Leute Vergnügen und Entspannung anfängt, ist das Arbeitsfeld der Sportpresse, und was gibt es Schöneres, als sonntags sich auf den Sportplätzen zu tummeln und mit gespitztem Bleistift die Wichtigkeiten aufzunotieren.

Zugegeben, wir hatten uns auf diese Arbeit, auf den Derbybericht, genau so gefreut wie die 40000, die uns im strahlenden Sonnenschein umgaben. Wir hatten uns innerlich sogar geschworen, einen Bericht zu schreiben, der so unübertrefflich sein sollte, wie es das Spiel zu werden versprach.

„Macht wenigstens en schöne Bericht", das bekamen wir beider Abfahrt gerade noch von einem schadenfrohen Bekannten zu hören. Und nun, sehen Sie, lieber Leser: Während Sie den Sonntagabend im trauten Kreis der Familie verlebten, saßen wir daheim und kauten an dem Bleistift herum. Woher; die geflügelten Gedanken nehmen, wenn die Flügel, des Derbys so schlaff wie durchlöcherte Segel in der bewegten Luft hingen?

Ja. es war so, daß wir alle nicht mitgingen. Es war ein heißer Tag, und just, als wir das Volksfest des Frankfurter Fußballs zu feiern gedachten, schlichen sich die Gedanken des „Sommerfußballes" in die Herzen der 40000. Dachten wir daran, daß es jetzt bald Schluß ist mit dem Kapitel 47/48, daß die Eintracht und der Sportverein gerettet sind, und wie schnell wird der Tag sich einstellen, da alles mit frischen Kräften von vorn anfängt!

Als die erste Halbzeit herumging, ohne daß sich Besonderes tat, warteten wir auf die zweite, und auch die zweite schlich dahin wie eine Postkutsche des Traditionsjahres 1848. Gewiß, diese zweite Hälfte war die „bessere Hälfte", weil die Eintracht auf einmal ans Flachspielen dachte und mir manchen wohlbedachten Zügen an Willibalds Weekendhäuschen heransprang. Die letzte Konzentration fehlte aber, sagen wir es ruhig, auch das Tor fehlte, denn ein 0:0, das wissen sogar die Großmamas, die noch nie beim Fußball waren, ist ein fades Süppchen.

Der FSV-Sturm hat nicht gehalten, was man sich versprach. Kircher, vielleicht durch seine Blutvergiftung behindert, schwächer als in allen Spielen zuvor. Dagegen hatte Hermann, lautlos um seine Gegenspieler huschend, Spiellaune, und es war schade, daß seine Nebenleute wenig auf seine Ideen eingingen. Die Deckung, in der zweiten Halbzeit sehr unter die Lupe genommen, tat ihre Pflicht. Schuchardt war dem Aufbau nicht so zugetan wie sonst, aber Blechschmidt um so aggressiver, Dietsch und endlich auch Lautz waren auf Draht und ersparten Kreß jede hastige Bewegung.

Auch bei der Eintracht bestach zuvörderst die Deckung. Da war Heilig der unauffällige Dienstmann, der überall eingriff. Gärtner, wiederholt aufrückend, hatte Format eines Klassespielers, und die Hintermannschaft tat alles, was von ihr verlangt wurde. Im Sturm hatte Adams Spielkunst Ansehen, Linken war sehr verbessert, die übrigen ein wenig blaß.

Freuen wir uns jedoch über das eine: daß das Spiel sehr fair war und Eberle-Stuttgart keine große Mühe machte.

Mit einem Überraschungsangriff des Sportvereins begann das Spiel, Henig riß Ferbers Kopfball herzhaft an sich. Die Eintracht hatte Rückenwind, aber die Bornheimer Angriffe waren zügiger. Bechtold köpfte einmal in großer Gefahr über das Tor. Klare Chancen für Kircher, dessen Ball am leeren Tor ungenutzt vorbeistrich, Hermann-Schüßchen nach glänzendem Sololauf, im Sitzen leicht genommen. Jetzt war Ferber durch, hob über den herausgelaufenen Henig und — über die Latte.

Die letzten drei Minuten bewegt: phantastischer 25-Meter-Schuß Ferbers, groß gehalten, und dann der 5. Eintracht-Eckball von Baas, den Kreß, etwas nervös, gerade auf der Linie fing. Protest. Zweifel (hinter der Linie?).

Dann kam die Halbzeit, in der die Eintracht oft in Derbyform zu sein schien. Aber die Schußkraft war gering, das Pech um so größer. Linkens Durchbruch endete mit einem kolossalen Lattenschuß, Wirsching vergab frei am Tor. Einen Nachschuß Adams wehrte Schuchardt mit der Brust am leeren Tor, und noch einmal donnerte Baas den Pfosten an. Auf der anderen Seite hatte nur noch einmal Scheibe als er über die Latte köpfte, die Entscheidung am Fuß. Das Spiel endete, wie es begann. (aus 'Der neue Sport'' vom 18.05.1948)


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