Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart

Oberliga Süd 1947/48 - 31. Spieltag

3:2 (3:2)

Termin: 02.05.1948 am Bornheimer Hang
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Meißner (Fürth)
Tore: 0:1 Binkert (1.), 1:1 Willi Kraus (10.), 2:1 Heinz Baas (11.), 3:1 Heinz Baas (20.), 3:2 Binkert (38.)

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Eintracht Frankfurt VfB Stuttgart

 


  • Schmid
  • Retter
  • Steimle
  • Dr.Kraft
  • Herberger
  • Langjahr
  • Läpple
  • Binkert
  • Schlienz
  • Maier
  • Juert

 

Trainer Trainer
  • ?

Herrscher im Mittelfeld: Adolf Schmidt

Ein lobenswertes Spiel. Beide Mannschaften zeigten Klassefußball, kämpften mit Schnelligkeit und Härte und blieben doch von Anfang bis zum Ende fair und kameradschaftlich. In das allgemeine Lob darf man den Schiedsrichter mit einbeziehen, der sehr geschickt die Vorteilregel gelten ließ.

Der Sieg der Frankfurter entsprach dem Spielverlauf und hatte seinen Ursprung in der ausgezeichneten Arbeit des rechten Läufers Adolf Schmidt, der nach innen rückend die Aufgabe des offensiven Mittelläufers übernahm und das Mittelfeld vollendet beherrschte. Sein Namensvetter Adam zeichnete sich durch seine guten Vorlagen im Angriff aus. Die Stuttgarter starteten spritzig und effektvoll. Das Bällchen lief zehn Minuten von Fuß zu Fuß, wobei Schlienz und Binkert den Ton angaben. Als aber die Eintracht von der Mittelfeldlinie begann ihr Spiel aufzubauen, kam der VfB-Angriff nicht mehr zur Geltung. Schmid und Steimle verhinderten noch eine höhere Niederlage. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 05.05.1948)

 


 

Eintracht hatte das Spiel immer in der Hand

Die Fußballanhänger haben eine gute Nase. Selten ergoß sich ein so endloser Strom von Fußgängern und Radfahrern nach dem Brentanobad, und die wackere Frankfurter Straßenbahn, die seit einiger Zeit den Sport mit E-Wagen unterstützt, war gespickter denn je, - wie die Oelsardinen waren die Menschen nebeneinander geschichtet. Der VfB Stuttgart hat einen guten Ruf. Mehr noch, von den Spielen der Eintracht mit den Stuttgarter Spitzenmannschaften erwartet man einen Festbraten. Man dachte noch an das 4:3 gegen die Stuttgarter Kickers und bekam ein ebenso leckeres Mahl vorgesetzt.

Freilich, wenn Mannschaften von Beginn an so aus sich herausgehen, wie es hier der Fall war, so fangen sie an zu lahmen, wenn es über die Halbzeit hinausgeht. Wer als 800-m-Mann die ersten 100 m in 10,8 gelaufen hat, muß nachher schnaufen. Wie schwer fällt es manchmal, Tore zu schießen, und wie leicht war es hier. Der eine hatte gerade seinen Hintermann begrüßt, ein anderer sich die Camel aus der Tasche geluxt, da war schon Geschrei. 45 Sekunden war das Spiel alt, und da stand es schon 1:0 für Stuttgart, Binkert hatte in die Maschen geknallt. Henig sich vergeblich gestreckt.

Da wurden sie munter — die 15000 Zuschauer, die 22 Spieler! Hin- und herauf wechselten die Angriffe, mit Exaktheit vorgetragen, und fast hatte man den Eindruck daß Schlienz mit seinen durchreißenden Läufen das Spiel entscheiden würde. Aber dann kam die zehnte Minute, die eine Minute, die zwei Tore brachte. Schmid war herausgeprescht, als Kraus anbrauste, aber der ,,Scheppe" lenkte den Ball ins leere Tor. Und eine halbe Minute später hatte Linken den Anstoß abgefangen, es ging an Wirsching weiter, eine prächtige Vorlage, der wiederum Schmid entgegenstartete, und nun hatte Baas das leere Tor gefunden. Das Spiel lief weiter auf hohen Touren. Man sah etwas was Bewunderung wachrief. Schien es nicht so, als wären jetzt Gärtner und Bechtold Verteidiger, Kolb Adolf Schmidt und Heilig die Läuferreihe? Adolf Schmidt, der Quasi-Mittelläufer, baute ein Offensivspiel auf, wie man es sich nicht schöner denken kann.

Von dieser zehnten Minute an war die Eintracht immer leicht überlegen. Wenn auch nur noch ein einziges Tor in der 20. Minute fiel (Baas Latte, Kopfball Wirsching, Kopfstoß Baas ins Tor), die Schüsse, die der Frankfurter Sturm auf das Stuttgarter Heiligtum losließ, waren phantastisch, nur ein Schmid, der wie ein Aal durch die Luft schnellte, konnte sie meistern. Welche Gelegenheiten soll man erwähnen? Als in der 38. Minute Binkert mit einem Bombenschuß noch einmal den ,,Anschluß" hergestellt hatte, kämpfte die Eintracht darum, den Sieg zu sichern. Da pulverte Linken aus nächster Nähe — Schmid boxte weg, da warf er sich dem angreifenden Wirsching in den Schuß da faustete er Linkens nächsten Schuß und die Bombe Wirschings zur Ecke, und als Adam aus unwahrscheinlich sicherer Stellung schoß, nahm er sich den Pfosten zu Hilfe.

,.Geb'n mer mal rüber ...zum Schmidt". Der Name Schmidt stand im Mittelpunkt des Eintrachtspiels. Adolf machte das, was dem modernen Fußball meistens fehlt, die Vorlagen an die Flügel. Adam im Sturm lenkte mit der stoischen Ruhe des Buster Keaton die Bälle an die jeweils richtigen Plätze, in die leeren Gassen, Dreieckspiel Heilig-Baas-Kraus auf der linken Seite. Hinten war Gärtner überragend, Bechtold sicher, Kolb ein wenig zerfahren (er hatte morgens bei der Anlagenstaffel Zement getrabt). Henig im Tor machte alles gut, was er in Ulm versäumt hatte. Die einzige Enttäuschung: Linken, der allerdings nach Halbzeit auftaute.

Der Stuttgarter Sturm war kurzlebig. Zehn Minuten lang beherrschte Schlienz die Situation. Dann kam ein wechselvolles Durcheinanderspielen und Plätze wechseln, aber Gärtner war überall mit seinem langen Kopf. Binkert gefiel durch Aufbau und Schußkraft. Der Mann der Abwehr war Steimle, schnell und schlaggewandt. Retter (wie der A-Jugend entsprungen) von Kraus ein bißchen konfus gemacht. Herberger selbstbewußt und stark, nicht so rauh wie sonst.
Zum guten Spiel ein guter Schiedsrichter: Meißner-Fürth. der die Vorteilregel beherrscht. (aus 'Der neue Sport'' vom 03.05.1948)


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