1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1946/47 - 29. Spieltag

2:0 (1:0)

Termin: 04.05.1947
Zuschauer: 22.000
Schiedsrichter: Höhn (Mannheim)
Tore: 1:0 Morlock (23.), 2:0 Winterstein (87.)

 

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1. FC Nürnberg Eintracht Frankfurt

  • Lindner
  • Billmann
  • Knoll
  • Uebelein I
  • Kennemann
  • Bergner
  • Herbolsheimer
  • Morlock
  • Pöschl
  • Uebelein II
  • Winterstein

 


 

Trainer
  • Dr. Michalke
Trainer

 

Lindner rettet den Club

(Drahtbericht unseres nach Nürnberg entsandten Mitarbeiters.)

1. FC Nürnberg — Eintracht 2:0

Im Feldspiel sahen die Nürnberger das ganze Spiel über wie die klaren Sieger aus, und doch boten sie der Eintracht so klare Chancen, daß sie nicht unbedingt hätte zu verlieren brauchen. Ohne drei fabelhafte Paraden Lindners, die selbst einem Stuhlfauth Ehre gemacht hätten, wäre es vielleicht möglich gewesen, einen Punkt aus Nürnberg mitzunehmen. Eintracht trat mit umbesetzter Mannschaft an. Adamkiewicz stürmte — den Oberschenkel bandagiert — wieder mit. In der Verteidigung ersetzte Ließem ausgezeichnet den in München verletzten Bechtold. Die Nürnberger erschienen (übrigens im Dreß der Spvg. Fürth) in der Standard-Besetzung der letzten Wochen. Also immer noch ohne Gebhardt, der aber gestern das Krankenhaus verlassen konnte.

Das Spiel bot in der ersten Halbzeit eine wahre Fülle spielerischer Feinheiten. Meist freilich von den Nürnbergern demonstriert, die wieder ihre berühmten Kombinationen aus der Verteidigung heraus ansetzten.

Die Gegenzüge der Eintracht waren mehrfach gefährlich, zumal die Nürnberger Verteidigung sorglos spielte. Wirsching und Adam Schmitt bekundeten ihre Ballkunst, spielten aber allzusehr aus dem Stand heraus. Den stärksten Eindruck machte der hervorragende rechte Läufer Adolf Schmidt.

Nürnberg hatte die Führung längst verdient, als Morlock in der 28. Minute einen von der Latte abprallenden Schuß unhaltbar einschoß. Bald darauf mußte Lindner zweimal durch großartige Paraden retten. Das Spiel flaute nach der Pause etwas ab. Nürnberg blieb weiterhin feldüberlegen. Die Eintracht erzwang dennoch einige schöne Chancen, von denen die besten wiederum durch Lindner vereitelt wurden. Erst zwei Minuten vor Schluß sah Nürnberg seine reifere Spielweise durch ein zweites Tor von Winterstein belohnt.

Nürnbergs stärkste Spieler waren diesmal Lindner, Knoll, Winterstein und Morlock. Der Schiedsrichter irrte sich einige Male sehr offensichtlich, doch benachteiligte er beide Mannschaften gleichmäßig.      Ludwig Maibohm (aus 'Der neue Sport' vom 05.05.1947)

 

 


 

 

„Club"-Schnellpaß zermürbt auch Eintrachtabwehr

In zwei dramatischen Spielphasen drohte dem unbeschwert aufspielenden Nürnberger „Club"' der Sieg entrissen zu werden: Einmal, als Adamkiewicz einen Kopfball aufs unterste Toreck zielte und Lindner tollkühn-tauchend abwehrte und zum andern, als kurz nach dem Seitenwechsel die Eintracht stockend das früher so gefürchtete Quer-Steilpaß-Spiel pflegte und den Tabellenführer in seinen Strafraum drängte. Wie unbefangen sich aber jedesmal der „Club" aus seiner Umklammerung loslöste, das bekundete neuerlich die meisterliche Beherrschung der Umschaltung von der Defensiv-Haltung zum offensiven Stil.

Eben als Ludwig Maibohms Radio-Reportage einsetzte und die Eintracht-Freunde zu Hause mit ihrer Elf auf dem überfüllten Fürther Platz verbanden, da schien auch ihre beste Zeit anzubrechen. Kolb-Liesem wehrten wirkungsvoller ab, Gärtner folgte Pöschl aufmerksamer, Schmidt-Adolf-Schädler entfalteten endlich ihre Aufbaukünste und vorne bemühten sich Adam Schmitt-Wirsching in technischen Paß-Duetts, Nürnbergs Verteidigungs-Mauer aufzuspalten. Mit einem voll einsatzfähigen Adamkiewicz, der schon nach dem ersten Eingreifversuch zu hinken begann und zwei anpassungsfähigeren Flügelstürmern wäre sicherlich auch diesmal Eintracht-Torjubel aufgeklungen. So blieb aber der Nachhalbzeit-Zwischenspurt ein schüchterner Auftakt, der bald wieder abebbte.

Nach diesem Ronhof-Treffen wird die Unentschieden-Rekord-Serie (12!) schon eher verständlich. Die Vorderreihe hält trotz vieler klangvoller Namen einen Kräfte-Vergleich mit der Hintermannschaft nicht stand. Man scheint sich hier nicht nur spieltechnisch, sondern auch kameradschaftlich nicht ganz einig zu sein. Durfte es sonst vorkommen, daß Gärtner, wenn auch einer der Besten, während der 90 Minuten nahezu jeden Zug und Paß seiner Kameraden kritisierte und daß Adamkiewicz, der doch fast nur vom „Stand" aus spielte, für jede Adam Schmitt- oder Wirsching-Aktion ein häßliches Hände-Abwinken übrig hatte?

Es gibt aber auch über manch Erfreuliches in der Frankfurter Mannschaft zu berichten. Mit welch bewundernswerter Ruhe hütete doch der Stellungs- und Fangkünstler Turek sein Tor; wie schneidig fegten Kolb-Liesem in die immer wieder anbrausenden „Club"-Angriffe und mit welchen Energien (und Maßvorlagen) speiste Adolf Schmidt seine Vorderreihe. Trotz allem: Die Eintracht vom November 1945 schien stärker.

Die stets gleichbleibende Form der noch nicht einmal voll ausgereiften großen „Club"-Talente Bergner, Herbolsheimer, Winterstein und Morlock, sowie die unauffällige und dabei doch so bedeutende routinierte Führung der „älteren Garde" Billmann, Kennemann, Uebelein I und II, erweckt viel Bewunderung und warmen Beifall. Wie zuverlässig, startschnell und schlagkräftig wehrten wieder Knoll (aber warum immer so nervös gegen Schiedsrichter-Entscheidungen?) und Billmann ab, mit welcher Ausdauer und Hartnäckigkeit blieb der Gebhardt-Ersatz Bergner dem gefährlichsten Eintracht-Angreifer Wirsching auf den Spuren, wie rasant und explosiv starteten Morlock-Pöschl gefahrvolle Entlastungsspurts!

Kennemann behielt Adamkiewicz stets in den Augen, wenn auch der Eintracht-Sturmlenker oft nach beiden Seiten auszuweichen suchte. Unauffällig und betriebsam betätigten sich die Gebrüder Übelein als Ball-Heranholer im Mittelfeld. Selbstsicher, kaltschnäuzig und entschlußkräftig ist Winterstein geworden. Mit dem spielentscheidenden zweiten Treffer, kurz vor dem Abpfiff, zeichnete er sich in drei Spielen bereits als vierfacher Torschütze aus. Daß Herbolsheimer effektvoll dribbeln und trixen kann, weiß jeder. Diesmal übertrieb er aber zuweilen. Er schadet sich und vor allem seinen Spielkameraden dabei durch zu langes Ballhalten und Fixieren. In der Stellungskunst, der Schußwinkel-Verkürzung und den Fuß-Paraden erinnerte Lindner an seinen berühmten Vereins-Vorgänger Heiner Stuhlfauth. Im eleganten Ball-Herunterholen und der beschwingten Art ähnelt er aber schon sehr dem noch unvergessenen Schorsch Kohl.

Wenn auch Schiedsrichter Höhn manch böse Fehlpfiffe passierten (jedoch keine spielentscheidenden), so sollte man trotzdem auf den Rängen langsam die schwierige Aufgabe respektieren und auch gute Leistungen anerkennen. (aus dem 'Sport' vom 07.05.1947)

 


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