Phönix Karlsruhe - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1946/47 - 13. Spieltag

3:2 (3:0)

Termin: 22.12.1946
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Ruhmann (Regensburg)
Tore: 1:0 Kucan (17.), 2:0 Kucan (18.), 3:0 Auer (23.), 3:1 Edmund Adamkiewicz (62.), 3:2 Albert Wirsching (80.)

 

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Phönix Karlsruhe Eintracht Frankfurt

  • Bartelmeß
  • Kühn
  • Finkbeiner
  • Schmidt
  • Nied
  • Kunz
  • Auer
  • Kucan
  • Gizzi
  • Skozen
  • Bayer

 


 

Trainer
  • Karl Wegele
Trainer

 

In 3 Minuten 2 Punkte .. verloren!

Phönix Karlsruhe — Eintracht Frankfurt 3:2

Als Turek in der 20. Minute den Ball aus den Tor holen mußte, ahnte keiner der 3000, daß in den nächsten zwei Minuten zwei weitere Tore das Spiel für Karlsruhe entscheiden würden. Die Eintrachtler brauchen den Kopf nicht hängen zu lassen. Sie lieferten ein hervorragendes Spiel — und dies bestätigen selbst die Karlsruher.

Die wenigen Frankfurter Schlachtenbummler (und in der Pause sicherlich auch die Spieler) werden sich gefragt haben, wie der 3-Tore-Ueberfall eigentlich passieren konnte. Es war eine ausgesprochene Schwächeperiode der gesamten Frankfurter Hintermannschaft. Sowohl von rechts — wo die Tore fielen — wie auch von links — wo sie eingefädelt wurden. Fünfmal war der Phönixsturm durchgebrochen, dreimal glückte ihm ein Erfolg! Das erste Tor erzielte Rechtsinnen Skozen, die beiden anderen Rechtsaußen Auer, frei und ungehindert jagte er den Ball in die Maschen. Der Jubel des ersten Torerfolges verwehte noch im Geschrei des dritten Tores. Trotz schön vorgetragener Angriffe, trotz herrlicher Flanken von Csakany und Muth, die wie am Lineal gezogen sich vors Tor senkten, kein Tor für die Eintracht. Eine prachtvoll geschossene Ecke von Muth köpfte Adamkiewicz an die Latte. Adam Schmitt — übrigens der beste Mann auf dem Felde — begeistert innner wieder die Karlsruher durch bestechendes, elegantes Spiel.

Die. zweite Spielhälfte beginnt mit einem Sturm der Frankfurter auf das Tor der Karlsruher. Man will das Resultat korrigieren, mit aller Gewalt. Bereits in der zweiten Minute hätte es 3:1 heißen müssen. Csakany schießt auf Vorlage von Adam Schmitt in die kurze Ecke. Dem Karlsruher Hüter springt das Leder aus der Hand (über die Torlinie), aber der Schiedsrichter steht im Mittelfeld und läßt weiterspielen. Die zahlreiche Verteidigung des Gastgebers lenkt das Leder immer wieder in eine andere Richtung. Erst die 15. Spielminute bringt den ersten Eintracht-Erfolg. Adamkiewicz köpft eine der vielen guten Flanken von Csakany ein. Kein Applaus, die Karlsruher fühlen, der Sieg ist noch nicht gesichert. Frankfurt stürmt und kombiniert weiter, es ist eine Freude, diesem Spiel zuzusehen. Dazwischen brechen die Karlsruher vor. Mehr als einmal stehen vier Karlsruher Stürmer nur zwei Frankfurter Verteidigern gegenüber. Aber auch sie haben nicht mehr den Erfolg von vorher, denn vor allem Bechtold und Turek beherrschen jetzt den Strafraum, Zehn Mi-

nuten vor Schluß wieder ein Kopfballtor für Frankfurt. Diesmal ist es Wirsching, der den Enderfolg einer schönen Kombination erzielt. Wieder kein Beifall, die Sorge um den Sieg lähmt den Karlsruhern die Glieder. Schaffen die Eintrachtler in den noch zu spielenden 10 Minuten wenigstens den Ausgleich? Obwohl nur mit zehn Mann spielend (Liesem mußte verletzt ausscheiden) ist Eintracht in Front. Indessen geht der Zeiger unerbittlich der 45. Minute entgegen. ('Der neue Sport' vom 23.12.1946)

 

 


 

 

Die Punkte blieben in Karlsruhe

Vor 3000 Zuschauern überraschte die Phönix-Mannschaft nicht nur ihre Anhänger, sondern auch die Gäste aus Frankfurt. Durch einen tollen Zwischenspurt, den die Phönix-Elf in einer verblüffenden 3:0-Führung krönte. Dabei sah es in den ersten 20 Minuten durchaus nicht so vielversprechend für die Einheimischen aus. Als aber in der 23. Minute der ukrainische Halblinke Kozzen den Ball wunderschön an seinen Nebenmann Kudzan weitergab und dieser mit Bombenschuß verwandelte, war es um die Sicherheit der Eintrachtabwehr geschehen. Zwei Minuten später lief der Ball in der gleich klugen Weise von den Ukrainern zwischen der Eintracht-Abwehr vorbei, und Kudzan hatte Nummer zwei erzielt. Drei Minuten später gab Kozzen den Ball an Auer, der das 3:0 erzielte. Nach der Pause waren die Frankfurter fast dauernd überlegen, glänzten durch ein zeitweise bestechendes Kombinationspiel, aber sie mußten sich mit 2 Gegentoren begnügen und beide Punkte den Karlsruhern überlassen. In der 17. Minute konnte Adamkiewiez durch Kopfball ein Tor aufholen, und drei Minuten vor Spielende kam Wirsching zum zweiten Erfolg. ('Frankfurter Neue Presse' vom 23.12.1946)

 

 


 

 

Phönix überrumpelte Eintracht

Diesen unerwarteten Erfolg verdankt Phönix einer sehr guten Gesamtleistung. Wohl wirkte die Eintracht in der Gesamtheit reifer, aber Phönix hatte einen schwer zu überwindenden Abwehrriegel, an dem alle noch so geschickt eingefädelten Kombinationszüge zerbrachen. Und weil nicht nur die Abwehr in Höchstform spielte, sondern auch im Sturm die Könner Kucan und Skozen verwirrende Kombinationszüge mit Torerfolgen inszenierten, gelang ein Sieg über die ausgezeichnet spielende Eintracht.

Die Frankfurter zeigten trotz der Niederlage ein Spiel, das jeden Fußballkenner begeisterte. Die rasch aufeinander folgenden Treffer brachten die Gäste jedoch vor dem Wechsel aus dem Tritt. Nach Seitenwechsel drückte sie zeitweise bedrohlich. Den naheliegenden Ausgleich verhinderte die aufopfernd spielende Phönix-Verteidigung. Turek auf der anderen Seite konnte die Erfolge nicht verhindern. Die wirkungsvollste Erscheinung in der Verteidigung war der Stopper Gärtner. Von den Außenläufern übertraf Heilig Farschon. Im Sturm war der Ballartist Adam Schmidt die markanteste Figur. Auch Wirsching und vor allem Szakany glänzten durch ausgezeichnetes Können, während der Torjäger Adamkiewicz nicht aus dem Rahmen ragte.

Im Gegensatz zum Vorsonntag fand die Phönixdeckung die richtige Einstellung. Sie trug die Hauptlast. Für den erkrankten Rohrer hütete Bartelmeß ausgezeichnet. das Tor. In der guten Deckung arbeitete besonders Kunz sehr zweckmäßig. Der Sturm litt unter dem Ausfall des Links-. außen.

Bei ausgeglichenen Leistungen erzielte Kucan in der 17. Minute durch einen wundervollen Schuß den ersten Treffer. Vom Anspiel weg wanderte der Ball über Skozen zu Kucan, der wiederum mit einem unhaltbaren Schuß Turek erneut schlagen konnte. In der 23. Minute krönte Auer eine schöne Kombination der gesamten Stürmerreihe mit dem dritten Treffer. In der 62. Minute verkürzte Adamkiewiez durch (allerdings haltbaren) Kopfball auf 3:1. Obwohl auch die Eintracht weiterhin das Spielgeschehen überlegen gestaltete, gelang nur Wirsching 10 Minuten von Schluß ein weiteres Kopfballtor.

Schiedsrichter Ruhmann war eine Persönlichkeit, wie man sie gerne immer sehen würde. (aus dem 'Sport' vom 24.12.1946)

 

 


 

 

Die Schreckminuten von Karlsruhe

Es ging keinem der Frankfurter in Karlsruhe in den Kopf: In drei Minuten drei Tore für Karlsruhe!!! Die Schuld daran trugen die sonst so zuverlässigen Abwehrspieler, deren Nerven für Minuten kapitulierten. Sie machten später vieles wieder wett, aber in diesen Minuten war alles zu ungenau, besonders das Abdecken des Gegners. Sowohl der ukrainische Rechtsinnen, wie auch der Rechtsaußen Auer, die die beiden ersten Tore schossen, standen vollkommen frei. Diese Schüsse konnte auch Turek nicht meistern. Der Jubel der Karlsruher war nicht zu beschreiben. Und doch spielte die Eintracht begeisternd. Vor allem der Sturm gab Anschauungs-Unterricht, wie Angriffe schulgerecht geformt werden. Und wiederum verdient Adam Schmitt ein besonderes Lob. Sein Annehmen der Bälle, die Weitergabe an die Kameraden waren mustergültig. Die Außenstürmer Csakany und Muth gaben die Bälle vorbildlich zur Mitte. Eckbälle kamen herein, von denen jeder ein halbes Tor schien. Aber wo blieben die Erfolge? Nach dem Wechsel wurde die Ueberlegenheit der Eintracht erdrückend. Auf die Dauer konnte der Gegner nicht standhalten: immer wieder kamen Csakany und Muth durch. Es wurde geschossen, geköpft und wieder geschossen, immer wieder sah man Wirsching, Adamkiewicz und Adam Schmitt in Aktion. Aber erst in der 15. Minute köpfte Adamkiewicz eine der vielen und guten Flanken von Csakany zum ersten Gegentreffer ein. Dann dauerte es 20 Minuten, bis wiederum ein Kopfballtor, diesmal von Wirsching, fiel. Keine Hand rührte sich zum Beifall, denn die Karlsruher bangten zu sehr um den Sieg. Aber die Frankfurter schafften es nicht mehr, zumal Liesem in der 70. Minute verletzt ausschied. ('Frankfurter Rundschau' vom 24.12.1946)

 



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