1. FC Kaiserslautern - Eintracht Frankfurt

Gauliga Südwest 1937/38 - 10. Spiel

1:3 (0:2)

Termin: 26.12.1937
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Becker (Ludwigshafen)
Tore: 0:1 Emil Arheilger (5.), 0:2 Albert Wirsching, 1:2 Brill, 1:3 Rudolf Gramlich

 

>> Spielbericht <<

1. FC Kaiserslautern Eintracht Frankfurt

  • Gebhardt
  • Horhammer
  • Jung
  • Volz
  • Fritzinger
  • Schaub
  • Marker
  • Schwelm
  • Müller
  • Brill
  • Abel

 


 

Trainer
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Feine Leistung der Eintracht

Verdienter 3:1-Sieg in Kaiserslautern - Adam Schmitt in großer Form

Drahtbericht unseres O.-Mitarbeiters aus Kaiserslautern

Was weder dem Sportverein Wiesbaden noch dem Fußballsportverein Frankfurt gelang, ist am zweiten Feiertag der Frankfurter Eintracht geglückt. In einem rassigen, temperamentvollen und technisch hochstehenden Kampf schlugen die Frankfurter den in der letzten Zeit wesentlich erstarkten FC. Kaiserslautern auf dem gefürchteten Betzenberg und untermauerten damit ihre Spitzenstellung ganz beträchtlich.

Etwa 8000 Zuschauer wohnten dem außerordentlich lebendigen Kampf bei. Das bedeutete für Kaiserslautern ein seit langer Zeit nicht mehr gebuchten Publikumserfolg. Die Zahl der Zuschauer läßt bereits erkennen, daß man auch gegen die Eintracht mit einem Erfolg der eigenen Mannschaft rechnete. Die Frankfurter ließen sich jedoch von dem Elan der Kaiserslauterner nicht überraschen. Sie führten von Beginn an ein ausgezeichnetes Kombinationsspiel vor, zwangen mit ihrem Flachpaß dem Gegner die Kampfweise auf und sicherten sich in der ersten Viertelstunde bereits durch zwei wunderbare Kopfbälle eine klare Führung, die den Sieg bereits sicherstellten. Kaiserslautern wehrte sich zwar gegen den zunehmenden Druck der Frankfurter mit aller Energie und erreichte wiederum eine kämpferisch ausgezeichnete Leistung, war aber den Gästen technisch doch unterlegen und mußte sich am Ende verdient und einwandfrei geschlagen bekennen. Bei der Eintracht überraschte vor allem das wunderbare Stellungsspiel, das man in den einzelnen Mannschaftsteilen beobachten konnte, dann aber auch das ausgezeichnete Eingehen jedes einzelnen auf die Gedanken seines Kameraden. So lieferte der Sturm mit den ausgezeichneten Außenläufern Gramlich und Lindemann ein verwirrendes Kombinationsspiel, dem die Kaiserslauterner lange Zeit machtlos gegenüberstanden. Auch die Verteidigung der Frankfurter schlug sich glänzend, wenngleich Stubb in der ersten Halbzeit einige Schwächen zu überwinden hatte und den in dieser Zeit gut aufgelegten Marker nicht immer in Schach zu halten verstand.

Nach der Pause war jedoch auch Stubb wieder auf voller Höhe und bildete mit dem außerordentlich schnellen Groß und dem jungen Peutler im Tor einen stabilen Abwehrblock, an dem auch der elanvolle Schlußangriff der Pfälzer scheiterte. Die überragende Figur Frankfurts im Angriff war Adam Schmitt, der aus der zurückgezogenen Position des zweiten Mittelläufers wunderbar aufbaute und ihm durch technische Feinheiten und Dribblings Raum für energische Durchbrüche zu schaffen verstand. Wirsching kam in der ersten Halbzeit groß in Fahrt, ließ dann aber später unter Ermüdungserscheinungen nach und auch Röll erreichte in der zweiten Halbzeit nicht immer die große Linie, die sein Spiel vor der Pause auszeichnete. Ueberrascht war man von der famosen Art, wie sich der Ex-Darmstädter Arheilger als Angriffsführer in die Kombination der Frankfurter Mannschaft eingeführt hat. Auch über die zielstrebige Art des Linksaußen Linken herrschte allseits nur Anerkennung. Gramlich und Lindemann waren als Außenläufer absolut internationales Format und Fürbeth spielte seine Rolle als Stopper von Anfang bis zu Ende konsequent und mit ausgezeichneter Sicherheit. Peutler hatte in der zweiten Halbzeit verschiedentlich ganz schwere Schüsse zu meistern.

Die Eintracht wartete von Anpfiff an mit fein eingefädelten Angriffen auf, die die Kaiserslauterner Hintermannschaft schwer in Verwirrung brachten. Schon in der dritten Minute hatte Röll eine ganz große Torchance, als ihn Adam Schmitt nach einem eleganten Dribbling frei spielte, sein scharfer Schuß aus fünf Meter Entfernung flitzte jedoch knapp am Kasten vorbei. Eintracht diktierte weiter das Spielgeschehen und nach einem neuerlichen Vorstoß von Röll fiel dann auch schon in der fünften Minute die Führung durch den fein platzierten Arheilger, der die Flanke aus der Luft mit dem Kopf ins Netz beförderte. Erst dann sah man den ersten Gegenangriff der Pfälzer, der von Marker durch ein Foulspiel an Stubb zunichte gemacht wurde. Nachdem Lindemann einen Flachschuß knapp vorbei gesetzt hatte, hatten die Pfälzer ihre große Ausgleichschance, als Stubb bei einem Angriff zu Fall kam und Marker ungehindert losziehen konnte. Sein Schuß krachte jedoch von der Strafraumgrenze gegen die Latte und von da ins Aus. Nachdem dann ein Strafstoß für die Pfälzer mit vereinten Kräften abgewehrt worden war, wurde auf der Gegenseite Adam Schmitt hart am Strafraum unfair zu Fall gebracht. Der Ball kam zu dem freistehenden Wirsching und dieser köpfte an dem überraschten Gebhardt vorbei sicher ein. Der Kampf stand nun 2:0 und war damit eigentlich bereits entschieden. Aber die Lauterer wollten es genau wissen und hatten es tatsächlich bis zur Halbzeit noch in der Hand, den Ausgleich herzustellen; sie waren diesmal jedoch wenig vom Glück begünstigt.

Die zweite Halbzeit mußte die Eintracht gegen den scharfen Wind bestehen und die Pfälzer nützten diesen Vorteil zunächst zu einer Generaloffensive aus, die auch schon nach kurzer Zeit durch den Halblinken Brill den Ehrentreffer erbrachte, als dieser aus einem Gedränge heraus scharf und unhaltbar unter die Latte knallte. Der Kampf hatte damit seinen Höhepunkt erreicht, denn Kaiserslautern drückte nun, von den Zuschauern begeistert angefeuert, mit Macht auf den Ausgleich. Die Eintracht mußte ihre ganzen Kräfte in die Verteidigung zurückziehen, um diese gefährliche Zeit gut zu überstehen. Adam Schmitt zeigte sich aber auch jetzt als großer Stratege, denn er verstand es, aus der Verteidigung heraus durch weite Flügelvorlagen Linken und Röll immer neue Durchbruchschancen herauszuarbeiten, und nachdem Röll aus einem dieser Durchbrüche einen gefährlichen Schuß angebracht hatte, den Gebhardt nur noch mit Mühe und Not hatte ablenken können, gelang ihm kurz darauf der dritte Erfolg, als er wiederum frei durchgekommen war, hart an der Strafraumgrenze aber zu Boden mußte. Den Strafstoß schoß er durch zahlreiche Beine hindurch unter dem sich werfenden Gebhardt hinweg ins Tor. Mit diesem dritten Treffer kehrten in die Frankfurter Elf wieder Selbstvertrauen und Zuversicht ein, sie führte wieder ein taktisch und technisch hochwertiges Spiel vor und überstand auch den letzten Endspurt der Pfälzer in ganz sicherer und selbstbewußter Manier. Peutler holte einige scharfe Schüsse unter der Latte heraus und ein anderes Mal war es Hennes Stubb, der auf der Torlinie noch einen Flankenball hinwegköpfte. (aus dem 'Volksblatt' vom 27.12.1937)

 

 


 

 

Eintracht Frankfurt am Main an der Spitze

Unsere ganze Aufmerksamkeit wendet sich jetzt den beiden Spitzenreitern und Rivalen Eintracht und Borussia zu. Wird es die junge, aufstrebende Borussia schaffen und Eintracht zum ewigen Zweiten verurteilen, oder setzt sich die reifere Spielweise, Ausgeglichenheit und Routine der Frankfurter durch? Die scheinbar schwierigere Aufgabe fällt der Eintracht zu. Sie muß nach Offenbach, Worms, Saarbrücken und — Neunkirchen, also lauter böse Brocken! Sie muß auch noch zum Fußballsportverein, wo sie besser als daheim spielt, aber das ist ein Derby! Am Riederwald gegen Opel-Rüsselheim, Wiesbaden und Kaiserslautern hat die Eintracht normalerweise nichts zu befürchten. — Borussia hat weniger und leichtere Auswärtsspiele, muß aber daheim auf der Hut sein und den einen Punkt Vorsprung der Eintracht erst aufholen.

*

Das Spiel der Eintracht in Kaiserslautern war entgegen allen Befürchtungen eine sichere Sache. Bei Halbzeit stand es schon 2:0, am Schluß 3:1. Die Tore der Eintracht schossen Arheilger, Wirsching und Gramlich.. Man wird über den neuen Mann Arheilger noch kein endgültiges Urteil fällen können. Eine für einen Stürmer unheimlich wertvolle Eigenschaft hat er auf jeden Fall: er schießt regelmäßig seine Tore! (aus dem 'Fußball' vom 28.12.1937)

 

 


 

 

Rudi Gramlich schießt ein Tor für die Eintracht

Am Abend des ersten Feiertages. In einem Frankfurter Cafe. Ludwig Schmitt, der Eintracht verdienter Torwart, bringt eine seltsame Kunde. Offenbach habe in Worms 2:0 gewonnen! Wie? Vor acht Tagen hätte man noch akzeptiert, daß den Kickers gelungen wäre, was ihnen vorher nie gelang: ein Sieg in Worms. Aber jetzt, nach dem 9:2 der Wormser gegen Solds Elf? Ein Anruf bestätigt alles. Wormatia verlor daheim. Also doch, sagten die Männer am Stammtisch, also doch!

[...]

Mit der Wiesbadener Sensation wurde es also ebenso wenig, wie mit einer in Kaiserslautern. Die Eintracht ging „auf sicher" und führte bei der Pause schon 2:0. Daraus wurde später ein 3:1. Die Läufer drangen öfter weit nach vorn und bei einer solchen Gelegenheit schoß Rudi Gramlich ein Tor, hört! Die Favoriten zogen die meisten Zuschauer an: 6000 in Wiesbaden, gar 7000 in Kaiserslautern. Aber es ist beinahe noch bewundernswerter, daß um den Kampf des FSpV. Frankfurt gegen Opel Rüsselsheim 3000 Leute standen ... bei der jetzigen mäßigen Form Bornheims und bei dem aussichtslosen Tabellenstand des Gegners. Auf diese 3000 kann sich der FSpV. verlassen, sie gehen mit durch dünn und dick. Das Spiel wurde mit Mühe, knapp vor Schluß gewonnen. (aus dem 'Kicker' vom 28.12.1937)

 

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