Eintracht Frankfurt - Borussia Neunkirchen

Gauliga Südwest 1937/38 - 7. Spiel

1:1 (0:1)

Termin: 07.11.1937
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Heß (Stuttgart)
Tore: 0:1 Fuhrmann (11.), 1:1 Albert Wirsching (51.)

 

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Eintracht Frankfurt Borussia Neunkirchen

 


  • Müller
  • Maus
  • G. Welsch
  • Litzenburger
  • K. Welsch
  • Theobald
  • Schneider
  • Schmelzer
  • Petry
  • Leibenguth
  • Fuhrmann

 

Trainer Trainer
  • Regitz

 

Respekt vor der Borussia

Die Landschaft war so friedlich, wie sie nur sein konnte. Altweibersommer im November! Sonnengold und Laubgold, alle Herbstfarben am Frankfurter Riederwald, 12.000 Zuschauer hangend und bangend in schwebender Pein. Zwei Mannschaften, beide wert und würdig, Meister zu heißen, in heftigen, glänzenden Zweikämpfen. Jede Elf mit einer großen Halbzeit — zum Schluß der Frankfurter Generalansturm scheiternd an der glasklar sicheren und unbarmherzigen Verteidigung Borussias. Fiel mir sonst noch etwas auf? Ja, daß die Borussiastürmer auffallend schlechte Schützen sind.

Natürlich bleibt die Frage nach der Südwestmeisterschaft. Ist sie nach dem Spiel am Riederwald entschieden? Sie ist mit den beiden Punkten des Borussiavorsprunges nicht entschieden. Denn die zweite Halbzeit zeigte aufs neue die geradezu großartige Form der Eintracht auf, und wenn es auffallend bleibt, daß Eintracht zu oft „nur eine Halbzeit" hat, so bleibt genau so auffallend, daß Borussia zu wenig schießt. Das kann einmal schief gehen. Eintracht hatte nach der Pause unzählige Chancen. Sie wurden nicht nur von der großartigen Hintermannschaft Neunkirchens zunichte gemacht — auch von ausgesprochenem Pech. Und wenn eine andere Mannschaft dieses Pech einmal nicht hat, dann kann es auch bei Borussia krachen. Aber zwischen diesen beiden Mannschaften, so sieht es jedenfalls im Augenblick aus, liegt die Südwestmeisterschaft zu allererst. Daß die Frage „Wer aber nun?" offenbleibt, kann allen Beteiligten recht sein. Es hält die Anteilnahme der Massen wach.      r.o.k. (aus dem 'Kicker' vom 09.11.1937)

 

 


 

 

Viermal „Unentschieden" in Südwest

Wir haben sie also jetzt kennengelernt, die ungeschlagenen Borussen. Sie haben sich auch der Eintracht nicht gebeugt und einen Punkt am Riederwald geholt, der in der Meisterschaft schwer wiegt. Sind aber die „schwarzen Teufel" der große Meisterschaftsfavorit, wie es ihre Tabellenstellung anzudeuten scheint? Diese Frage wurde keineswegs klar entschieden. Gewisse Zweifel sind schon gerechtfertigt. Es sei zugegeben, daß Neunkirchen seit der neuen Gaueinteilung noch nie so gut in Frankfurt gespielt hat wie in der ersten Halbzeit dieses Spiels gegen die Eintracht. Trotzdem schien der Sturm recht schwach zu sein. Das einzige Tor in der 11. Minute durch Fuhrmann resultierte aus einem mäßigen Schuß, der nur das Glück hatte, einer noch viel mäßigeren Torhüterleistung zu begegnen ... Mehr gelang dann während des ganzen Spieles den schwarzen Stürmern nicht, obwohl Gorka beängstigend schwach und die Verteidigung Stubb-Ehmer auch nicht sattelfest war. Um so stärker war die Verteidigung Neunkirchens mit den Brüdern Welsch, Maus und Torwart Müller. Schnelligkeit, Härte und Sicherheit ließen nichts zu wünschen übrig. Der Internationale Kurt Welsch als Mittelläufer (besser: Drittverteidiger) überragte. Auf diese Hintermannschaft stützt sich Borussia. Außerdem waren die von dem alten Kämpen Regitz betreuten Neunkirchener in viel besserer Kondition als die Zöglinge Oswalds.

Die etwa 12.000 Zuschauer fanden Gefallen an den fair kämpfenden Gästen. Dagegen wurden sie von den Leistungen der Eintracht enttäuscht. Es ist schade, daß die Riederwälder von ihrem altbewährten System abgekommen sind. Ihr Stopper-Mittelläufer Fürbeth ist zwar als Stopper überragend, dagegen kein Mittelläufer. Er stößt kaum zur Mittellinie vor und beherrscht die weite Vorlage nicht. Dafür mußte Adam Schmidt den großen, feldbeherrschenden Verbindungsmann spielen. Er erfüllte diese Aufgabe so glänzend, daß sich Vergleiche mit Spielern von unvergeßlichem Namen aufdrängen. Im Sturm standen aber dafür nur vier Mann ...

Der Sturm der Eintracht war ein farbloses Gebilde. Es fehlte jeglicher Zusammenhang. Wirsching ist zwar vor dem Tore äußerst gefährlich und in jedem Spiel für mindestens einen Treffer gut, den er auch in der 6. Minute nach Halbzeit nach Zusammenspiel mit Schmidt und Hemmerich erzielte, aber im Feldspiel hat der erst 17jährige noch viel zu lernen. Es fehlt ihm auch die Führung durch seine Nebenleute. Rechts stand der völlig versagende Röll, der nicht einmal bei drei sicheren Gelegenheiten schießen konnte; links von ihm versuchte Mittelstürmer Heil zu rammen, was zu rammen war, aber das war auch alles. Einzig und allein Stephan Hemmerich, als Linksaußen eingesetzt, steigerte in der zweiten Halbzeit seine Form zu sehr hübschen Leistungen.

Es wäre übrigens ungerecht, den Läufer Lindemann nicht zu erwähnen, der einer der besten und zuverlässigsten und auch schnellsten Spieler der Eintracht ist. Diese Eintracht kann aber nur dann Meister werden, wenn sie offensiver spielt und die zu großen Schwächen (Torwart, Rechtsaußen und Mittelstürmer) behebt.

Die Maul- und Klauenseuche wirft den ganzen Fußballkalender über den Haufen. Da die Spiele möglichst in die noch nicht verseuchten Gebiete verlegt werden, finden schon manche Treffen der Rückrunde statt.

[...]

Der Dreikampf Borussia -Wormatia - Eintracht verspricht spannend zu werden.

Was nächsten Sonntag für Spiele kommen, ist noch nicht heraus. Sicherlich wird alles nach Main-Hessen verlegt werden.      Dr. C.E.L. (aus dem 'Fußball' vom 09.11.1937)

 

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