Kickers Oxxenbach - Eintracht Frankfurt

Gauliga Südwest 1936/37 - 18. Spiel

0:2 (0:1)

 

Termin: 14.03.1937
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Adam Schmitt (2.), 0:2 Karl Monz

 

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Kickers Oxxenbach Eintracht Frankfurt

  • Lindemann
  • Keck
  • Stein
  • Staab
  • Nowotny
  • Simon

 


 

Trainer
Trainer

 

[...] Auf dem Bieberer Berg dagegen hat man sich nichts geschenkt. Bestimmend für das Spiel war der herrliche Alleingang von Adam Schmidt in der 2. Minute, der die Eintracht in Führung brachte. Dadurch wurde in der Folgezeit den Kickers die Initiative überlassen, so daß sich eine leichte Überlegenheit derselben ergab. In Wirklichkeit aber hatte die Eintracht das Spiel mehr oder weniger in der Hand. Entscheidend wurde in diesem Augenblick die ausgezeichnete Form des Eintrachthüters Schmidt, der die besten Schüsse des Kickerssturmes in einer Form meisterte, wie man sie bei ihm seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Das war wieder der alte Schmidt!

In der zweiten Spielhälfte drängten zunächst die Kickers, aber gegen Ende ging auch die Eintracht zum Gegenangriff über und errang das zweite Tor. Wieder war es eine prächtige Leistung von Adam Schmidt, der gegen den Pfosten schoß. Monz vollendete im Nachschuß.

Auf dem durchweichten Boden haben alle Spieler mit eiserner Energie gekämpft. In der Eintrachtverteidigung überragte Groß, doch waren auch die Läufer sehr solid. Im Angriff stand ein neuer Mann, ein Soldat namens Biswurm, der früher in Ludwigsburg gespielt haben soll. Dieser Spieler zeigte so feine Sachen, daß man ihn, soweit dies nach einem Spiele möglich ist, als wertvolle Verstärkung der Eintracht ansprechen muß. Besonders sein aufbauendes Zuspiel ist sehr gut. Vielleicht kann jetzt die Eintracht mit einem Innentrio Möbs-Schmidt-Biswurm zu ihrem alten, erfolgreichen Svstem des Sturmes in W-Formation zurückkehren.

Leider waren nur die Flügel der Eintracht etwas schwach. Röll ließ mehrere günstige Gelegenheiten aus und Monz war als Linksaußen einen Kopf zu klein. Hoffentlich läßt die Eintracht ihre beiden zukunftsreichen jungen Flügelstürmer Gebrüder Hemmerich nicht in die Versenkung geraten. Es wäre bestimmt ein Fehler, obwohl diesen Jungen auch Ruhepausen nichts schaden können.

Bei den Kickers, die mit Umstellungen laborieren, enttäuschte der Sturm. Besonders von dem Torschützen Nowotny hätte man mehr Schußsicherheit erwartet. Auch der Linksaußen Simon ist nach seinem Beinbruch noch nicht wieder auf die alte Höhe zurückgelangt. Talentiert der Halbrechte Staab, der jedoch erhebliche Unarten ablegen muß. Leider ließ sich auch wieder Stein zu einer Roheit hinreißen, die seinen Platzverweis hätte nach sich ziehen müssen.

Alles in allem ein Großkampf mit höchstem Einsatz, bei dem man die Spieler nur bewundern konnte. Etwa 5000 Zuschauer folgten in der bekannt temperamentvollen Weise dem Geschehen auf dem Spielfelde. Die Leidenschaften loderten auch hier oft mehr als erwünscht auf. Bis sich das einmal ändert, wird es noch jahrelanger Erziehungsarbeit bedürfen. Vorerst müssen wir es hinnehmen.      Dr. C.E.L. (aus dem 'Fußball' vom 16.03.1937)

 

 


 

 

"Kicker"-Tips waren richtig

0:0 und 0:2
Wormatia wieder Meister
Das Torverhältnis entschied

Wir stehen auf dem Bieberer Berg. Die Eintracht will ihre letzte Chance wahren. Sie fällt auf zwei Bergen. Hier, jetzt und auf dem Berg Horeb in Pirmasens. 4000 stehen um das Feld. Es ist nicht mehr die große Stimmung vergangener Jahre. Die Kickers haben nichts mehr mitzureden. Sie können Zünglein an der Waage sein, gewiß, aber diese Rolle reizt die Kickers an sich nicht. Was sie aber reizt, das ist: die Eintracht zu schlagen. Man hat umgruppiert. Lindemann verteidigt, Keck verteidigt, Simon stürmt wieder Linksaußen. Das gelbe Feld hat hundert Wasserlachen. Eintracht kommt mit neuen Leuten. Die Versager des Wormatiaspiels, Knapp und A. Hemmerich sind nicht mehr dabei. Sturmführer ist jetzt Bißwurz, ein Soldat aus Ludwigsburg im Württernbergischen. Schon nach zehn Minuten weiß man: Der Junge ist richtig. Er spielt sehr gescheit seinen zurückgezogenen Mittelstürmer. Fußballblut. Instinkt für Stellungsspiel. Die Fähigkeit, Angriffe des Gegners durch einfaches Dazwischenlaufen zu zerstören. Die Kickers drängen und Eintracht schießt gleich ein Tor. Röll nickte blitzschnell den Ball auf den Fuß von Adam Schmitt, und [...] sohlen über die wässerige Landschaft stob, schoß spritzig ein. Der Rest des Kampfes war kurios. Die Offenbacher drängten viel mehr, hatten viel mehr Chancen, aber die Eintracht wehrte klug, feuerte aus der Gefahrzone, was auch auftauchte, hatte in Ludwig Schmitt den aufmerksamsten Torsteher der Welt und in ihren Außenläufern Hermann und Zipp wendige, schnelle Burschen, soviel auch die Kickers drängen mochten, es half ihnen nichts. Sie wurden nervös, und deshalb geriet ihnen erst recht nichts. Aber die Kickers wurden an einzelnen Stellen ihrer Mannschaft auch recht ruppig, und ein Mann wie Staab sollte einmal von seinen Kameraden gehörig zurechtgestutzt werden. Er bringt sie mit seinen Ungezogenheiten in böse Gefahr. Dies also war peinlich, und Steins häßliches Faul gegen Spielende, das Adam Schmitt als Opfer forderte, sonst aber war es ein schneidiges und interessantes Spiel, aufgelöst in unzählige Einzelgefechte und im Feld fast immer von Kickers diktiert, während Eintracht ruhiger, schlauer und im Grunde deshalb doch erfolgreicher spielte. Jenem geschilderten Eintrachttor folgte Minuten vor dem Abpfiff durch Monz ein zweites. Der „Bubi" hatte einen Gewaltschuß von Adam Schmitt und den mühsam abgewehrten Nachschuß Rölls aufgenommen und eingekickt. Eintracht hatte gewonnen, sie hatte ihre Chance gewahrt.

Aber Wormatia auch. Sie spielte in Pirmasens [0:0 und das] genügte. Das Wormser Torverhältnis heißt 48:23, das der Eintracht 48:31. Das bedeutet, die Sturmreihen waren gleich fleißig, aber die Wormser Schlußreihen waren besser, genau gesagt, entschied wohl die bessere Wormser Läufereihe. In Pirmasens fiel kein Tor mehr. Die Wormatia verteidigte klug und weise und deshalb griffen die Pirmasenser mehr an. Die Männer um Hergert warfen sich ins Gefecht, als ginge es um die Meisterschaft und Hergert selbst deckte Eckert ab, daß er kaum zum Piepsen kam. Aber Winkler und Fries waren herrlich in der Abwehr. Wieder war auch Kiefer einer der besten Wormser. Nach ihrem wirklichen Können stehen die Pirmasenser viel zu tief in der Tabelle.  (aus dem 'Kicker' vom 16.03.1937)

 

 


 

 

Verlorene Meisterschaft - eine Enttäuschung?

Die fast schmerzhafte Spannung ist gelöst. Das Glück hat gegen die Eintracht entschieden und Worms ist Meister des Gaues Südwest geworden! Sind wir enttäuscht?

Wir sind nicht so blöde, nun hinterher sagen zu wollen, wir hätten die Meisterschaft in diesem Jahr noch nicht oder nicht machen wollen. Derartige selbstbetrügerische Märchen liegen uns nicht. wir wollten die Gaumeisterschaft machen und gerade in diesem Jahr aus begreiflichen Gründen ganz besonders gerne. Es hatt' nicht sollen sein!

Sind wir enttäuscht?

Eigentlich müßten wir es ja sein. Daß wir es aber nicht sind, das wird man auch draußen außerhalb der Eintrachtfamilie verstehen, wenn man die Entwicklung unserer Ligaelf in dieser Saison betrachtet. Wie fing es doch an? Das erste Spiel in Wiesbaden 4:0 verloren, jenes verhängnisvolle Spiel, das schließlich die Meisterschaft entschied. In Neunkirchen 4:2 verloren, in Worms 5:1 verloren. 13 Minustore in drei Spielen. Jetzt weiß man, woher das schlechte Torverhältnis am Schluß kommt. War es damals nicht so, daß wir alle im tiefsten Herzen bangten, ob es der Mannschaft gelingen würde, dem Abstieg zu entgehen? Mußten wir nicht in dieser Saison fast eine ganze erste, komplette Mannschaft ersetzen? Wir mussten mitten in der Saison mit jungen Leuten die ganze Mannschaft umkrempeln! Wem würde es da nicht angst und bange?

Und fast wären wir doch noch Meister geworden.

Man bringe uns nicht in den Verdacht, daß wir nun hinterher nach Entschuldigungsgründen für die verlorene Meisterschaft suchen wollten. Das liegt uns nicht. Wir wollen nur dankbar anerkennen, was unsere Jungs der Ligaelf mit ihrem Trainer geschafft haben, um noch ein sehr ernstes Wort mitsprechen zu können. Das war nur möglich, weil in unserer Ligaelf der alte, echte Kameradschaftsgeist, der alte Eintrachtgeist eingezogen ist. Gewiß, es war viel Verkrampfung in jenem nervenbelastenden Spiel gegen Worms bei manchem unserer jungen Spieler festzustellen, aber man werfe auf die Jungs keine Steine! Sie haben mehr als ihre Pflicht getan und wenn bei manchem die Nerven dieser schweren Belastung nicht standgehalten haben, dann ist das eine höchst menschliche und verständliche Angelegenheit. So wurde aus dem möglichen Sieg gegen Wormatia ein 1:1. Wie aber unsere Jungs in Offenbach im letzten Spiel ihre kleine Chance wahrten, wie sie in Dreck und Schlamm wie die Löwen um die Punkte kämpften, das war so heroisch, daß alle Schwächen der Saison sich wie ein Schemen verflüchteten vor solchem Geist und solcher Einsatzbereitschaft. Das 2:0 auf dem Bieberer Berg wiegt mehr als eine glückliche Meisterschaft, weil es uns das Vertrauen in unsere Ligamannschaft restlos wiedergegeben hat, weil wir jetzt wissen, daß die Zukunft unseren jungen Leuten gehört!

"Es ist ein langer Weg nach Tipperary" heißt ein altes englisches Soldatenlied. Wir wissen, wie steinig und dornenvoll ein Weg zur Meisterschaft ist. Wir glauben daran, daß dieser Weg im kommenden Jahr ein Ziel findet, das wir dieses Jahr noch nicht erreichen konnten.

In unsere Trauer mischt sich eine große Freude. Die Meisterschaft ist an einen Würdigen gefallen. Wir beglückwünschen unsere Sportkameraden von der Wormatia zu ihrer großen Leistung. Hatten doch auch die Wormser einige ihrer besten Spieler zu ersetzen und es ringt schon jedem Fußballfreund Bewunderung ab, mit welcher Zähigkeit und Kraft Wormatia alle Hindernisse nahm, um zum Ziel zu gelangen. Wir freuen uns schon auf die kommenden Spiele in der nächsten Saison und versichern dem neuen Meister, daß wir nur eines wünschen. Wir wollen wieder dabei sein, wenn es um die letzten Punkte geht und würden uns freuen, wenn auch die Wormaten wieder so faire und tapfere Waffenbrüder sind wie in diesem Jahr!

Wir stehen mit Wormatia punktgleich, das bessere Torverhältnis entschied gegen uns. Die Punktdifferenz der beiden Ersten zu dem Dritten ist aber so deutlich, daß wir stolz sind, uns heute spielerisch ebenbürtig mit dem Meister nennen zu dürfen. Damit haben wir für diese Saison mehr erreicht, als wir zu Beginn in unsern kühnsten Träumen zu hoffen wagten. Wir schließen aufs Neue die feste Phalanx, stehen in altem Eintrachtgeist weiter treu zu unseren Jungs und unserer Vereinsführung, damit wir bald im Konzert der "Großen", will heißen bei der Vergebung des deutschen Meistertitels die Geige spielen können, die wir einmal gespielt haben und die uns gemäß unserer Leistung zukommt. Ueber allem aber [...] der Geist der Kameradschaft und der Sportlichkeit!


Splitter und Späne.

Die Tribüne wächst! Man mache einmal einen kleinen Spaziergang nach dem Riederwald und sehe sich das Werden des neuen Gebäudes an! Wenn alles gut geht, dürfen wir mit der Einweihung im Monat Mai rechnen!

Daß die Zeit der Biertisch-Politiker (in unserm Fall Kaffeehaus-Jongleure) leider Gottes immer noch nicht vorbei ist, mußten wir in den letzten Wochen wieder erleben. Was manche nicht wissen. 'Oh Gottogott'. Es ist geradezu erstaunlich, wie da mit faulen Aepfeln jongliert wird. Aber mag eine Anzapfung dieser im Trüben fischenden Kaffeetanten auch Freude machen, uns macht es Freude, daß wir Vereinsmitglieder haben, deren Selbstaufopferung für die Eintracht so groß ist, dass sie zur Zielscheibe des Spottes anderer werden können!

Ist der Sportlehrer für etwas verantwortlich? Man sollte es meinen. Aber man kann da auch andere Meinungen hören. Gewinnt unsere Ligamannschaft, dann heißt es: Dafür kann der Trainer nun auch nichts, ein Wunder, daß eine Mannschaft bei einem solchen Trainer überhaupt gewinnen kann. Verliert die Elf, dann geht es los. Kein Wunder, bei solch einem Trainer! Da muß ja die Mannschaft verlieren. Wie der schon die Aufstellung gemacht hat! Leiber Eintrachtler! Wenn du solch blühenden Unsinn hörst, bitte tritt dem Betreffenden auf die Hühneraugen. Quatsch wird keinen Deut vernünftiger, wenn man ihn sich anhört und wenn solcher Quatsch statt aus Unkenntnis aus boshaftem Herzen kommt, dann wird dieser Quatsch zur Gemeinheit!

(Aus den Vereins-Nachrichten der Eintracht vom März 1937)

 

 

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