Borussia Fulda - Eintracht
Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1932/33
4:3 (3:1)
Termin: 12.03.1933
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Lohren (Kassel)
Tore: 0:1 Karl Ehmer, 1:1 Leugers (8.), 2:1 Leugers (17.), 3:1 Meisel (19.), 3:2 Hugo Mantel, 3:3 Karl Ehmer (59.), 4:3 Kamerl (66.)
Borussia Fulda | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
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Eintracht Frankfurt in Fulda. Vom Sp. V. Borussia wird uns geschrieben: Wie bereits schon kurz berichtet, ist es der Vereinsleitung des 1. Sp. V. "Borussia" Fulda endlich gelungen, "Eintracht" Frankfurt mit ihrer ersten Mannschaft in ihrer stärksten Aufstellung nach Fulda zu verpflichten. Die Vereinsleitung von Borussia Fulda hat das Risiko in finanzieller Art auf sich genommen, um dem sportliebenden Publikum von Fulda und Umgegend erstklassigen Sport zu zeigen. "Eintracht" Frankfurt gehört zur Elite des deutschen Fußballsports, und wurde in der Saison 1931/32 süddeutscher Meister und Endspielteilnehmer der deutschen Meisterschaft. Der Deutsche Fußballbund hat für das Länderspiel Deutschland-Frankreich am 19. März 1933 in Berlin die Läuferreihe von "Eintracht" Frankfurt mit Gramlich, Leis und Mantel für die deutsche Mannschaft aufgestellt. Dem Fuldaer Publikum ist somit Gelegenheit gegeben, diese drei Auserwählten spielen zu sehen. Das Verteidigerpaar Schütz und Stubb war schon von jeher die Standart-Verteidigung der deutschen Nationalelf; Schütz spielte 11mal und Stubb 9mal für Deutschlands Farben. Der Schweizer Internationale Dietrich hat in der 1. Mannschaft von "Eintracht" Frankfurt auf allen Posten wie Stürmer, Läufer und Verteidiger ganz erstklassige Leistungen gezeigt und spielte in der Schweizer Nationalmannschaft 20mal für die Schweizer Farben. Des weiteren war er berufen, 2mal an der Olympiade teilzunehmen. In der Stürmerreihe mit Trummpler, Hemmerich, Ehmer, Mantel, Kron, ist der Rekordschütze Ehmer vor allem hervorzuheben, denn dieser Spieler verfügt über eine ganz eminente Schußkraft. Der rechte Flügel Trummpler und Hemmerich ist der beste Flügel vom Bezirk Main. Der linke Flügel Kron und Mantel hat sich in den diesjährigen Verbandsspielen um die süddeutsche Meisterschaft sehr gut bewährt. Nun bleibt noch der Torwächter Schmidt. Auch dieser Spieler ist schon des öfteren für Süddeutschland tätig gewesen. All diese großen Könner zu einer Mannschaft vereinigt, geben die Voraussetzungen für eine ganz erstklassige und schlagkräftige Mannschaft. "Borussia" Fulda tritt mit seiner derzeit stärksten Mannschaft an, und hat den Mittelstürmer-Posten durch den Spieler Heuser neu besetzt, so dass der derzeitige Mittelstürmer Pletsch den linken Verteidigerposten einnimmt, und somit die Verteidigung verstärkt wird. Die Mannschaften treten wie folgt an: Eintracht: Schmidt Borussia: Büchner Infolge Verletzung können Bonard und Heßberger in der 1. Mannschaft nicht mitwirken. Das Spiel ist die Generalprobe für die in aller Kürze beginnenden Spiele um die Westdeutsche Meisterschaft, bei der Borussia Fulda wie im vorigen Jahre den Hessen-Hannover-Bezirk zu vertreten hat. Wie soeben bekannt wird, greift Borussia Fulda am 19. März in die Westdeutsche Meisterschaft ein, und spielt voraussichtlich in Kassel gegen den Bezirksmeister vom Niederrhein. (Aus der 'Fuldaer Zeitung' vom 12.03.1933)
Eintracht Frankfurt 4:3 geschlagen. - Halbzeit 3:1. Ecken 3:6. Wir haben in den letzten Jahren in Fulda unsere Borussenelf im Kampfe mit den verschiedensten Elite-Fußballmannschaften gesehen, aber keine dieser Begegnungen wird einen solch nachhaltigen Eindruck beim Fuldaer Sportpublikum hinterlassen haben, wie dieser Kampf gegen die langjährige süddeutsche Meistermannschaft mit ihrer internationalen Verteidigung und den zahlreichen vielfach repräsentativen Spielern. Das Fuldaer Fußballpublikum, seit langem schon begierig, einmal eines Kräftevergleiches seiner heimischen Mannschaft mit einem erstklassigen Frankfurter Verein beizuwohnen, wurde riesig überrascht. Begeisternd war es zu sehen, wie unsere Borussenelf offensichtlich mit der Größe des Gegners wuchs, der überlegeneren und routinierteren Taktik der Gäste einen nicht zu überbietenden Eifer entgegensetzte, die ausgefeiltere Technik des Gegners durch elanvolleren Einsatz ausglich und in ihren Angriffen meist wuchtiger und gefährlicher war. Mit vier prächtigen Toren wurde diese glänzende Leistung belohnt, wurde ein verdienter Sieg errungen, der dem gesamten westdeutschen Fußball zur Ehre gereicht und in der Vereinsgeschichte Borussias einen Ehrenplatz verdient. Angesichts des Eintritts in die westdeutschen Endspiele kommt diesem Siege insofern noch besondere Bedeutung zu, als die Mannschaft sich noch einmal selbst den Beweis ihrer ganzen Kampfkraft liefern konnte. Der Erfolg wird ihr auch den Rückhalt geben, unbeeindruckt von dem Prestige "großer Mannschaften" ihrem Können zu vertrauen und vor allem im Angriff ihre stärkste Waffe zu suchen. An solchem Kampfgeist und Elan muß nahezu jedes Spielsystem scheitern. Der unbeugsame Siegeswille ist für jeden sportlichen Kampf ein ausschlaggebender Faktor. Die Frankfurter Eintracht rechtfertigte ohne Zweifel auch trotz der Niederlage ihren guten Ruf als süddeutsche Standardelf. Jeder Einzelne war technisch überragend und in der Gesamtleistung, in ideenreicher, zügiger Angriffsweise zeigte die Mannschaft mitunter vorbildliche Aktionen, von denen unsere heimische Mannschaft nur profitieren kann. Wenn auch Schütz und Stubb anfänglich nicht sonderlich überzeugten, so trug vor allem für den Ausfall Stubbs die glänzende Spielweise von Meisel bei, der sich gestern geradezu selbst übertraf. Seine blitzschnellen Flügelläufe, seine präzisen Flanken schafften immer wider brenzliche Situationen und ließen deutlich den Wert eines guten Flügelspieles in der Angriffsweise einer Mannschaft erkennen. Wichtig ist dafür naturgemäß der richtige Einsatz des Außenstürmers, den Kamerl stets im richtigen Augenblick und äußerst geschickt vornahm, wie überhaupt auch sein Anteil an dem Siege nicht genug hervorgehoben werden kann. Aber auch Leugers zeigte neben seiner glänzenden Schußkraft einen so herrlichen Kampfgeist und vollwertigen Einsatz, dass ihm eigentlich nur noch das richtige Einsetzen seines Flügelstürmers fehlt, um der linken Sturmseite auch die Durchschlagskraft der rechten zu geben. Pletsch sorgte für den notwendigen Druck, verdarb aber im Uebereifer manch gute Chance. Leider war Maintz in diesem Treffen nicht so vollwertig, klaffte gar manchmal eine gänzlich ungewohnte Lücke zwischen der Läuferreihe und dem Sturme und war wiederum das Abspiel aus diesem Mannschaftsteile mitunter so bedenklich ungenau, dass dem Gegner allein hierdurch schon Gelegenheit geboten war, leichte Angriffsmöglichkeiten zu erhalten. Auch vom Stellungsspiel dieses Gegners wäre noch manches zu lernen, besonders bei Eckbällen. In der Einzelleistung standen verschiedene Fuldaer Spieler gegnerischen repräsentativen Spielern nur wenig nach. Wenn es gelingt, die Gesamtform der Mannschaft noch etwas zu heben und daraus noch wesentlich durchschlagskräftiger zu gestalten, wäre unsere Borussenelf sehr bald in die Reihe der ersten deutschen Mannschaften vorgerückt. Schiedsrichter Lohren, Kassel, war dem Tempo des Spieles anscheinend nicht gewachsen. Er übersah dadurch auch die unverständliche Unfairneß, mit der sich Gästespieler einsetzten. Spielverlauf. Das herrliche Frühlingswetter und der Ruf der Gäste hatte ihre Wirkung auf die sportlich interessierten Kreise unserer Stadt und der weiteren Umgebung nicht verfehlt, so dass sich mehr Zuschauer als beim entscheidendsten Punktekampf einfanden, die mit 3000 nicht überschätzt sind. Dem Spiele voran ging eine Gefallenenehrung am Ehrenmal Borussias. Eintracht trat mit Ersatz für Lindner und Gramlich an, während Borussia Bonard und Heßberger ersetzen mußte. Die Ersatzleute verdienten auf beiden Seiten nicht diese Bezeichnung, da selbst ein Lindner die Spielweise von Berger nur noch unwesentlich übertreffen kann. Die Aufstellung der Gäste lautete: Schmitt, Schütz, Stubb, Tiefel, Leis, Kron, Schaller, Trumpler, Ehmer, Mantel, Berger. Die Fuldaer Elf trat in gewohnter Besetzung an und Heuser vertrat Bonard auf dem linken Flügel. Durch die Platzwahl muß die Platzelf gegen die Sonne spielen. Sofort nach dem abgestoppten Anstoß setzt sich der Eintrachtangriff mit kurzen Paßzügen durch und Christian muß rettend eingreifen. Doch schon geht der Fuldaer Sturm zum Gegenangriff über, der von Leugers knapp verschossen wird. Jetzt folgt auf beiden Seiten eine Serie schnellster Angriffsmomente, die Gäste haben sich eher gefunden und mit kurzer, zügiger Kombination berennen sie das Fuldaer Tor. Zum ersten Male rettet der Außenpfosten. Erster Eckball für Frankfurt, von Berger präzis hereingegeben und von dem ungedeckten Ehmer eingeköpft führt zum 1. Tore der Eintracht. Im folgenden Feldspiel dominiert die größere Routine der Gäste, bis Meisel sich mit einer Vorlage Vöglers blitzschnell durchsetzt, präzis an Leugers vorlegt, der unhaltbar einsendet. 1:1 in der 8. Minute. Kamerl und Meisel zeigen jetzt prächtige Kombinationszüge. Auf der Gegenseite läßt Schaller eine klare Chance aus, doch ist auch Büchner jetzt aufmerksam und fängt einen Schuß von Ehmer, dem Schützenkönig des Mainbezirkes, aus 12 Metern ab. Ein erneuter Schuß von Schaller geht an den Pfosten. Noch steht die Begegnung überwiegend im Zeichen der W-Formation der gegnerischen Angriffsweise, des überlegneren Zuspiels des Gästesturmes, als sich immer offensichtlicher das Spiel offener und verteilter gestaltet. In der 17. Minute schießt dann Leugers wuchtig und flach einen Strafstoß durch die Frankfurter Mauer zum 2. Tore ein. Borussia liegt in Führung und erhärtet dies schon nach weiteren zwei Minuten durch ein Tor von Meisel, der sich mit einer Prachtleistung an Stubb vorbeispielt und mit placiertem Schusse das 3. Tor erzielt. Nun steigert sich noch das Tempo des Spieles. Die Gäste setzen sich mit letzter Kraftreserve ein, kämpfen unnachgiebig und verbittert um den Sieg, aber Borussia zeigt sich ihnen gewachsen. Die Torgelegenheiten werden immer ausgeglichener. Auf der einen Seite verschießen Leugers, Kamerl und Meisel, auf der anderen rettet der Pfosten und Büchner. Büchner läuft zu ganz großer Form auf und wehrt aus allen Lagen. Stubb beschränkt sich darauf, ausschließlich Meisel zu bewachen. Mit Recht fordert das Publikum ein strengeres Durchgreifen des Schiedsrichters gegenüber der teilweise unfairen Spielweise eines Ehmer und Kron. Ein Eintracht-Angriff, der bei Büchner landet, leitet die zweite Spielhälfte ein. Man sieht sofort, daß die Gäste unter allen Umständen bestrebt sind, das Resultat zu verbessern und zu siegen. Für Minuten liegen sie auch ausschließlich im Angriff, verdanken aber weniger diesem Umstande als einer falschen Schiedsrichterentscheidung das 2. Tor. Unnachgiebig und angeeifert durch diesen Erfolg kämpfen die Gäste mit übertriebener Härte. Kamerl hat zweimal Schußpech bei den Fuldaer Angriffen, Ehmer schießt nach einem Alleingang Büchner in die Hände. In der 14. Minute fällt der Ausgleichstreffer, indem Roberg den erneut durchgebrochenen Ehmer nicht zu halten vermag, Büchner zu früh das Tor verläßt und so die Gäste das Resultat auszugleichen vermögen. Der Eintracht-Sturm zeigt jetzt wahre Meisterleistungen, profitiert aber auch nicht unwesentlich von dem Nachlassen der Fuldaer Läuferreihe. Ein Elfmeter für Borussia wird bei einem Borussenangriff übersehen. Allein auf sich gestellt, kämpft der Borussensturm bewundernswert, arbeitet Kamerl sich mit dem Balle durch den Sturm und die gegnerische Läuferreihe hindurch und wird für diese aufopfernde Tätigkeit mit einem 4. Tore, dem endgültigen Siegestreffer, belohnt. So sehr die Gäste sich jetzt auch noch einsetzen, und alles zum Angriff vorwerfen, das Spiel bleibt verteilt. Vögler und Strasser und gegen Schluß auch wieder Maintz erledigen angesichts der vorzüglichen gegnerischen Spielweise ein großes Arbeitspensum und mit ihren Leistungen wächst auch wieder das Können der Fuldaer Verteidigung, in der Christian sich von Anbeginn fast einwandfrei schlug. Nur roberg hat wesentlich an Schnelligkeit eingebüßt. Strasser und Vögler tragen nicht unwesentlich dazu bei, daß Borussias Sieg unangefochten bleibt und die Stürmerreihe sogar noch wiederholt Gelegenheit hat, das Resultat noch günstiger zu gestalten. Büchner glänzte im letzten Drittel noch mit einigen hervorragenden Paraden, die ihm wieder verdienten Beifall einbrachten. (Aus der 'Fuldaer Zeitung' vom 13.03.1933)
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