Eintracht Frankfurt - Rot-Weiss
Frankfurt |
Bezirksliga Main-Hessen, Gruppe Main 1932/33 - 12. Spiel
5:1 (3:0)
Termin: 23.10.1932
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Krotz (Uhingen)
Tore: 1:0 Bernhard Leis, 2:0 August Möbs, 3:0 Hugo Mantel (Elfmeter), 4:0 Bernhard Leis, 5:0 Heinz Berger, 5:1 Scheuermann (89.)
Eintracht Frankfurt | Rot-Weiss Frankfurt |
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Trainer | Trainer |
Eintracht — Rotweiß Frankfurt 5:1 (3:0). Das blamable 1:1, das der Süddeutschen Meister vor acht Tagen aus der Heimat des Schlappenstinnes mitgebracht hatte, hat Wunder gewirkt. Die Eintracht hat sich auf taktische Umstellung festgelegt Sie spielte gegen Rotweiß vom Anstoß ab mit aller Energie, so lange, bis sie einen hinreichend gesicherten Vorsprung in der Tasche hatte, mit anderen Worten: sie kauften dem Gegner von vornherein die Courage ab und erzwang sich ihren Sieg bereits in den Anfängen des Spiels. Zudem hatte sie bei der Mannschaftsaufstellung vorsichtig laboriert. Mit Leis als Mittelstürmer und den beiden Aushelfern Berger I auf links-außen und Monz auf halbrechts hatte man natürlich im voraus nicht wissen können, wie sich der Versuch bewährte. Deshalb hatte man schlauer Weise mit Mantel, Gramlich und Dietrich die denkbar stärkste Läuferreihe aufgestellt. Sie trug denn auch mit ihrem tadellosen Spiel die Hauptlast des ganzen Kampfes. Die neue Stürmeraufstellung bedeutete ebenfalls keinen Fehlschlag. Leis mit seinem riesigen Drang nach vorne riß auch Möbs in lange nicht gesehenem Eifer mit sich, und Monz arbeitete auffallend überlegt. Schaller war ebenfalls gut aufgelegt, aber seine Absichten mißglückten leider einige Male. Eine ganz große und äußerst angenehme Ueberraschung lieferte der junge Berger I. Schnell hatte er seine anfängliche Unsicherheit überwunden und wuchs dann immer besser in seine Aufgabe hinein. Allein sein Durchbruch gegen Spielende wäre auch dann eine Prachtleistung gewesen, wenn ihn der erstaunlich überlegt spielende Junge nicht mit einem solch sicheren Torschuß abgeschlossen hätte. Dafür gab es Sturmapplaus auf offener Szene, und Berger Senior fühlte sich in seinem Vaterstolze! Rotweiß hatte an diesem Tage Pech. Kornrumpf schied bereits beim Stande von 0:2 verletzt aus. Mit nur zehn Mann verbesserte sich die ohnedies nicht rosige Lage der Bockenheimer keineswegs. Die Elf war bereits durch die beiden Tore von Leis und Möbs entmutigt und sah dann ihren Spielführer ausscheiden. Zu allem Unglück verschuldete der unglückliche Beck noch einen Elfmeter, den Mantel scharf, aber nicht unhaltbar verwandelte. Nach der Pause fielen dann noch durch Leis und Berger zwei weitere Treffer, denen erst zwei Minuten vor Schluß Rotweiß durch Scheuermann ein allerdings mehr als verdientes Ehrentor entgegensetzen konnte. Unter dieser Kette von mißlichen Umständen läßt sich die Bockenheimer Elf schwer beurteilen. Eines ist sicher: der diesmalige Spielverlust ist alles andere eher, als eine Folge der bekannten Vereinskrise, über die man endlich einmal Schweigen herniedersteigen lassen sollte. Es scheint, als habe die Mannschaft die Palastrevolution längst überwunden, und auch die Vereinsleitung dürfte allem Anschein nach in Kürze über alle Schwierigkeiten hinwegkommen, man sollte ihr nur von außen her die unbedingt erforderliche Ruhe lassen. Torwart Fischer war nicht ganz schuldlos an einem Teil der fünf Tore, dafür rettete er aber auch wieder in vielen anderen Fällen aus schwerer Bedrängnis. Mit Kornrumpfs Ausscheiden war der Verteidigung im wesentlichen das Urteil gesprochen. Der Sturm hatte abermals in Dietzel seinen, besten Mann, aber mit nur vier Mann lässt sich gegen die beiden Internationalen in der Eintracht-Verteidigung nur schwer etwas ausrichten. Sehr schwach war die Spielleitung des vorläufig noch wenig erfahrenen Schiedsrichter Krotz aus Uhingen. Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 25.10.1932)
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