VfB Friedberg - Eintracht Frankfurt |
Bezirksliga Main-Hessen, Gruppe Main 1932/33 - 11. Spiel
1:1 (0:1)
Termin: 16.10.1932
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Kratzenberg (Sprendlingen)
Tore: 0:1 Karl Monz (18.), 1:1 Schmidt (80.)
VfB Friedberg | Eintracht Frankfurt |
|
|
Trainer |
Trainer |
VfB. Friedberg — Eintracht Frankfurt 1:1. Der unentschiedene Ausgang dieses Spieles bedeutet für alle deutschen Fußballsachverständige eine tolle Sensation. Der Neuling VfB. Friedberg, Tabellenletzter, neunzigprozentiger Abstiegskandidat und Inhaber des schlechtesten Torverhältnisses aller süddeutschen Bezirksligavereine, spielte gegen den Süddeutschen Meister unentschieden 1:1, während er im Vorspiel am Riederwald mit 9:1 Toren abgefertigt worden war. Allein dieser Vergleich zeigt schon, daß sich der Grundsatz des Neulings, „Lerne spielen ohne zu klagen", bewährt hat. Die Eintracht trat mit veränderter Stürmerreihe an, während die übrigen Mannschaftsteile dieselbe Besetzung aufwiesen wie im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft. Hemmerich und Trumpler bildeten den rechten Flügel, in der Mitte sah man den jungen Mons, Dietrich spielte Halblinks und auf Linksaußen stürmte Kron, allerdings nur fünfzig Minuten lang, denn bald nach Beginn der zweiten Spielhälfte mußte er wegen einer an Ebner begangenen Unsportlichkeit den Platz verlassen. Das Friedberger Publikum hatte gehofft, im Eintrachtsturm den aus der Friedberger Fußballjugend hervorgegangenen, vor drei Jahren nach Frankfurt abgewanderten Innenstürmer Möbs zu sehen. Der „verlorene Sohn" zeigte sich aber nur außerhalb des Spielfeldes, er wollte offenbar nicht in einem Verbandsspiel auf heimischem Boden gegen seinen alten Verein kämpfen. Unter der korrekten Leitung des Schiedsrichters Kratzenberg-Sprendlingen, dessen Treß anscheinend eine Befolgung des Brachtschen Erlasses darstellen sollte, entwickelte sich ein in der ersten Halbzeit recht einseitiges, im großen und ganzen aber trotz des schlechten Bodens doch flottes Spiel. Die Eintracht drängte zunächst ständig mit Ausnahme der letzten Minuten vor Halbzeit, vermochte aber dank der energischen Abwehr der Friedberger Hintermannschaft nur ein Tor zu erzielen. Mons schoß es auf eine Vorlage von Trumpler. Nach der Pause kam der Umschwung. Die Hessen unternahmen plötzlich recht beachtenswerte Vorstöße und hielten das Spiel nunmehr durchweg offen. Zehn Minuten vor Spielende schoß der alte Schmidt, einst ,,der Schrecken des Taunusgaues", nach guter Vorarbeit Roskonis und Wesches, das Ausgleichstor. Die Riederwälder kämpften noch einmal krampfhaft um den Sieg, doch die Friedberger Hintermannschaft hatte sich in eine Form hineingespielt, die keinen Erfolg des Gegners zuließ. Schmidt im Eintrachtstor hatte zwar weniger Arbeit zu verrichten als sein Gegenüber, bewies jedoch verschiedentlich sein großes Können. Auch Schütz und Stubb sowie die Läuferreihe waren auf der Höhe, wenn auch den schwereren Leuten der aufgeweichte Bodetn etwas zugesetzt haben mag. Der Sturm der Frankfurter spielte recht elegant, ist aber in dieser Aufstellung unmöglich durchschlagskräftig genug, um gegen eine starke Verteidigung zu Erfolg kommen zu können. Die Mannschaft des VfB. Friedberg hat durch ihre tapfere Leistung gegen den Süddeutschen Meister die ihr von allen möglichen Sportberichterstattern schon öfters abgesprochene Bezirksligareife bewiesen. Der junge Rothschild im Tor war besser als gut und Rupp, der älteste Spieler der Mannschaft, übertraf diesmal sogar seinen gewiß nicht schlechten Nebenmann Keßler. In der Läuferreihe verdient der unermüdliche Außenläufer Guttmann hervorgehoben zu werden. Der immer noch sehr verbesserungsfähige Sturm hatte in Wesche, der vor wenigen Wochen noch in der Jugendmannschaft spielte, seinen weitaus besten Mann. Es wäre jammerschade, wenn die sympathischen Oberhessen im nächsten Jahre wieder in der Kreisliga spielen müßten. Den sportlichen Anstand, mit dem die stets fair kämpfende Elf und ihr Anhang seither die allsonntägliche Niederlage hinnahmen und dem besseren, oftt aber auch nur glücklicheren Gegner die Punkte überließen, kann man nur anerkennen. Wäre die Spielstärke der Mannschaft von vornherein so gefestigt gewesen, wie ihr Mannschaftsgeist, so wäre aus dem allseits prophezeiten einjährigen Gastspiel in der ersten Klasse bestimmt ein längeres Engagement geworden. Aber auch aus einem anderen Grunde muß man den drohenden Abstieg des Neulings bedauern: Die Wetterauer Kreisstadt mit ihrer fußballbegeisterten Bürgerschaft kann einem Bezirksligaverein mittlerer Spielstärke ohne Zweifel eine sorgenfreiere Existenz bieten, als die mit Vereinen der ersten Klasse reichlich gesegnete Mainmetropole. Dies beweisen vor allem die Zuschauermassen. Auch an diesem naßgrauen, regnerischen Oktobersonntag umsäumten 3000 Sportinteressenten das ,,Burgfeld". Man muß hierbei zwar berücksichtigen, daß der Gast „Eintracht" hieß, doch war auch bei den anderen Spielen, die in dieser Saison im Schatten des Adolfstürmers stattfanden, die Zuschauerzahl stets größer als auf den Plätzen der übrigen nicht zur Spitzengruppe gehörenden Vereine des Maingebietes. - s- (aus dem 'Kicker' vom 18.10.1932)
|
© text, artwork & code by fg