Eintracht Frankfurt - VfL Neu-Isenburg |
Bezirksliga Main-Hessen, Gruppe Main 1932/33 - 10. Spiel
2:0 (0:0)
Termin: 09.10.1932
Zuschauer: 2.000
Schiedsrichter: Maul
Tore: 1:0 Karl Ehmer (49.), 2:0 Stefan Hemmerich (88.)
Eintracht Frankfurt | VfL Neu-Isenburg |
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Trainer | Trainer |
Eintracht Frankfurt — VfL. Neu-Isenburg 2:0 (0:0). So etwas nennt man auf gut Deutsch „Duplicität der Ereignisse"! Wie im Vorspiel auch diesmal wieder ein 2:0-Sieg des Süddeutschen Meisters über den VfL. Neu-Isenburg, und wie im Vorspiel auch diesmal strömender Regen, wenn auch nicht ganz so stark wie damals, als die Zuschauer so gottserbärmlich „gewaschen" wurden. Ueberdies hat der Riederwaldplatz eine Tribüne mit einigem Fassungsvermögen für zahlungsfähige Interessenten. Die armen Zuschauer auf den ungedeckten Stehplätzen aber mußten sich ihr teures Sonntagszeug verregnen lassen und durften dafür den für die Jetztzeit viel zu hohen Preis von achtzig Pfennig bezahlen. Eintracht war mit ihrem technisch wieder sehr guten und taktisch sehr klugen Kombinationsspiel ihrem Gegner so stark überlegen, daß sich in dieser ganz einseitigen Partie die Torchancen geradezu häuften. Trotzdem gab es nur die sehr magere Torausbeute von 2:0 Treffern. Schuld war natürlich zunächst der schlecht und vor allem viel zu spät schießende Sturm. Aber das häufige Versagen der Eintrachtstürmer, wenn es ans Schießen geht, ist nur zum Teil ihre Schuld. Hier versagt auch die Läuferreihe, die bei ihren taktisch gut aufgebauten Angriffen und ihren vorbildlich genau zugespielten Bällen ihre Aufgabe als erschöpft betrachtet, statt ihren Stürmern nachzurücken. Als Folge hiervon haben sich die Angriffsspieler ihre Schußgelegenheit vollständig allein herauszuarbeiten und sind erschöpft und abgekämpft, wenn sie zum Schusse ausholen sollen. Die Torgelegenheiten sollten mehr von den Läufern geschaffen und von den Stürmern dann nur noch ausgewertet werden. In der Frankfurter Mannschaft bekam man diesmal von dem jungen Linksaußen Hemmerich ein hoffnungsfrohes Bild. Hemmerich spielte recht gut und schoß auch ganz zuletzt ein ganz hübsches Tor, dem anfangs der zweiten Halbzeit der recht frisch spielende Ehmer einen ähnlichen Flachschuß vorausgeschickt hatte. Mantel bot eine ausgezeichnete Läuferpartie. Sonst war alles gleichmäßig gut aufeinander abgestimmt. Auch bei Neu-Isenburg sah man viel technische Reife und Feinheiten. Aber bei aller Tüchtigkeit der gesamten Hintermannschaft machte der Sturm den entscheidenden Fehler, seinen allerdings recht guten Linksaußen Mayer alle Angriffsarbeit allein zu überlassen. Bei dieser Methode war kaum ein Erfolg zu erhoffen, zumal Gramlich sehr auf dem Posten war. Neu-Isenburgs Stärke wächst, je weiter man die Mannschaft nach rückwärts überschaut. Torwart Weiß ist unstreitig der weitaus beste Spieler seiner Elf. Leider war er aber auch der einzige, der sich in diesem absolut fairen Spiel vergaß. Sein Ballwurf nach dem Gegner war eine Tätlichkeit. Sein Ausschluß hätte unbedingt erfolgen müssen. Der statt dessen von Schiedsrichter Maul der Eintracht zugesprochene Elfmeter, der übrigens von demselben Weiß famos gehalten wurde, war ein Ausweg, über dessen Zweckmäßigkeit der Regelbeflissene streiten möchte. Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 11.10.1932)
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