Germania Bieber - Eintracht Frankfurt

Bezirksliga Main-Hessen, Gruppe Main 1932/33 - 5. Spiel

1:1 (0:1)

Termin: 04.09.1932
Zuschauer: 2.500
Schiedsrichter: Schneid (Münster)
Tore: 0:1 Karl Ehmer (28.), 1:1 Stahlheber (83.)

 

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Germania Bieber Eintracht Frankfurt

  • Winter
  • Zahn
  • Hillebrand
  • Keck
  • Schnall
  • Kühnle
  • Stahlheber
  • Maier

 


 

Trainer
Trainer

 

 

 

Germania Bieber — Eintracht Frankfurt 1:1 (0:1)

Ersparen Sie mir alle Erzählungen von wegen jener bekannten Bieberer Klippe, lassen wir das Ergebnis sprechen. Es besteht zu Recht, man kann sogar noch weiter gehen und sagen, daß die Eintracht am Ende der neunzig Minuten wirklich selbst damit zufrieden war, überhaupt einen Punkt gerettet zu haben.

Es lag durchaus im Bereich der Möglichkeit, daß der süddeutsche Meister knapp geschlagen worden wäre. Den teilweisen Mißerfolg darf aber die Eintracht auf Konto ihres Sturmes setzen. Es ist an sich garnichts dagegen einzuwenden, wenn selbst eine internationale Hintermannschaft ein Tor aufgehängt bekommt, aber man sollte doch von dem Sturm einer Meistermannschaft, der zudem noch eine einigermaßen stabile Läuferreihe hinter sich hat, unter allen Umständen verlangen, daß er in 1 1/2stündiger Tätigkeit mehr als eine der zahlreich gebotenen Chancen ausnutzt, selbst gegen die anerkannte Verteidigung Zahn, Hillebrand der Bieberer Germanen. Es scheint doch etwas Wahres darin zu stecken, wenn Frankfurter Sachverständige immer wieder junges Blut an Stelle von Ehmer und Schaller wissen wollen. Diese beiden Stürmer sind in der Tat nicht mehr die alten, sie sind langsam geworden, und Trumpler, der Halbrechte, erreichte mit seinen Tändeleien und seinem Breiten-Spiel nicht viel. Möglich, daß gerade Schaller hierunter viel zu leiden hatte. Die übrigen Eintrachtler taten ihre Schuldigkeit, an ihnen lag es nicht, wenn nichts und nichts klappen wollte. Stubb und Schmidt arbeiteten sogar hervorragend.

Als Entschuldigung kann man allenfalls den schlechten, unebenen Platz in Bieber geltend machen, vielleicht ließen sich auch die Frankfurter vorzeitig die Courage abkaufen. Jedenfalls kann und soll der heutige Bieberer Erfolg durch nichts geschmälert werden; selten habe ich die Germanen mit solchem Schneid, mit soviel Energie kämpfen sehen; einfach mustergültig, wie fehlendes technisches Können durch körperliche Anstrengungen ersetzt wurden. Und dabei hatten die Bieberer noch Mannschafts-Experimente vorgenommen, die Läufer (Kühnle, Stahlheber und Maier) wurden zu Stürmern gemacht, die Stürmer (Keck und Schnall) zu Läufern, und man kann sagen, daß dieser Versuch im allgemeinen geglückt ist. Alle elf Germanen haben gleichmäßig zu dem Erfolg beigetragen, eine besondere kritische Würdigung ist daher auch nicht am Platze.

Vor ca. 2500 Zuschauern leitete Herr Schneid aus Münster (Nahe) wirklich recht dürftig. Er ließ sich von dem Bieberer Anhang aus der Ruhe bringen, als er bei einem Tor Biebers vorher abseits gepfiffen hatte. Von da ab, besonders aber nach der Pause, machte er den Platzbesitzern Konzessionen, das schlimmste und größte Uebel, das ein Schiedsrichter nur tun kann, und es ist bedauerlich, daß das Bieberer Ausgleichstor längst verdient und im Spielverlauf gerechtfertigt — ausgerechnet aus einem Strafstoß, herrührte, den eigentlich die Eintracht hätte treten müssen! Den Erfolg der Gäste erzielte Ehmer, eine Flanke Krons verwandelnd. Den erwähnten Strafstoß trat Schnall, und Stahlheber lenkte ein.

Einen kuriosen Zwischenfall habe ich anzuführen. Beim Ausgleichstor verabreichte ein Bieberer Zuschauer einem Frankfurter, der zwei Meter neben mir saß, eine kräftige und schallende Ohrfeige. Einer der anwesenden Polizeibeamten, der den Namen des Täters feststellen sollte, ein Polizei-Oberwachtmeister der 11. Hess. Bereitschaft in Offenbach, lehnte dies glatt ab!!     Christel. (aus dem 'Kicker' vom 06.09.1932)

 

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