Hertha BSC Berlin - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1932/33

2:4 (1:3)

Termin: 07.08.1932
Zuschauer: 14.000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Karl Ehmer (8.), 0:2 August Möbs (25.), 1:2 Krisei (30.), 1:3 Fritz Schaller, 1:4 Karl Ehmer, 2:4 Sobek

"40 Jahre Hertha BSC"

 

>> Spielbericht <<

Hertha BSC Berlin Eintracht Frankfurt

  • Brink
  • Kirsei
  • Schulz
  • Sobek
  • Ruch

 


 

Wechsel
Wechsel
Trainer
Trainer

 

Die Jubiläumsspiele der nun 40 Jahre alten Hertha-BSC, fingen heute für die Jubilarin wenig glücklich an, denn im ersten Kampf erhielt der zweifache deutsche Fußballmeister von der Frankfurter Eintracht neben einer hübschen Bronze vier Treffer — also für jedes Dezennium einen — während er selbst im schwarzroten Dreß nur zwei Bälle unterbringen konnte.

Wer die Eintracht zu Ostern in der Reichshauptstadt ihre herrlichen Propagandaspiele liefern sah, der wußte natürlich, daß die Zuschauerzahl auch diesmal trotz aller Armut der Gemeinde groß sein würde. Aber ob die sicherlich 14000 Zuschauer heute durch die Süddeutschen ebenso enthusiasmiert worden sind wie zu Ostern anläßlich des Te-Be-Jubiläums, das muß doch recht sehr bezweifelt werden. Gewiß, die Eintracht spielte auch heute gut und hatte viele blendende Züge; aber, daß sie gewann und so glatt gewann, war neben ihrem großen Können heute in erster Linie auch ihrem Glück mitzuverdanken. Von einer Ueberlegenheit des süddeutschen Meisters war nämlich nichts zu bemerken.

Die erste Hälfte sah ein vollkommen verteiltes Spiel und die Schlußhälfte stand, von wenigen schnell vorgetragenen Durchstößen abgesehen, so vollkommen im Zeichen der blauweißen Gesundbrunnenelf, daß nach dem Spielverlauf und den herausgespielten Chancen ein Unentschieden das richtigste Resultat gewesen sein würde. Wenn die Eintracht trotz des dauernden Drängens der Hertha-BSC, in der Schlußhalbestunde das 4:2 halten konnte, so ist das im wesentlichen das Verdienst eines Mannes, des Torwarts Schmidt, der, obwohl der erste Herthatreffer nicht ganz unhaltbar schien, doch oft und oft phantastisch hielt, und dem das Glück in geradezu unwahrscheinlichem Ausmaß zur Seite stand. Von Schmidt haben wir in Berlin bisher ein derartiges Können nicht gesehen und auch nicht erwartet. Die Eintracht hat also diesmal einen immerhin glücklichen Sieg errungen, sie vermochte den Eindruck des Außerordentlichen nicht zu wiederholen.

Natürlich; etwas wird zu diesem weniger starken Spiel auch beigetragen haben, daß Eintracht nicht in bester Besetzung antreten bzw. durchspielen konnte. Stubb mußte infolge eines Unfalls ersetzt werden und nach einer halben Stunde trat auch noch der ganz ausgezeichnete Gramlich aus, an dessen Stelle nun der Linksaußen Kron trat, während für diesen der Ersatzspieler Hemmerich einsprang. Die Eintracht, dadurch ohne Zweifel gehandicapt, beendet den Kampf somit in folgender Formation: Schmidt, Schütz, Dietrich, Kron, Leis, Mantel, Schaller, Trumpler, Ehmer, Möbs, Hemmerich. Von diesen Leuten waren außer Schmidt ausgezeichnet einmal Schütz (trotz seiner manchmal riskanten Rückgaben), sodann Mantel, Gramlich und Ehmer. Gut gefielen auch Schaller und Leis, während Dietrich als Verteidiger, Möbs und Trumpler als Stürmer merklich abfielen. Es war also keine in allen Teilen befriedigende Leistung der Eintracht.

Und trotzdem 4:2 gewonnen? Allerdings; aber der Sieg war im wesentlichen das Werk eines Mannes. Niemals ist es uns in Berlin so zum Bewußtsein gekommen wie heute, daß der schwarzrote Sturm nur aus Ehmer (cum grano salis selbstverständlich!) besteht. In der Tat, alle Sturmtätigkeit läuft letzten Endes darauf hinaus ihn zum Schuß zu bringen. Für ihn allein werden diese langen 30- und 40-Meter-Vorlagen nach vorn durchgelegt. Er soll sie durch sein urwüchsiges Brechertum, durch seine unheimliche Schußkraft zu Toren ummünzen. Und weiß Gott, er kann es. Wer die Eintracht daher um Treffer und Sieg bringen will, für den ist das Problem klar. Es muß die schwere Aufgabe gelöst werden, Ehmer so genau abzudecken, daß er nichts machen kann. Bayern gelang in Nürnberg dieses Kunststück durch den großen Strategen Heidkamp und Eintracht blieb 0:2 geschlagen. Hertha-BSC, gelang das heute trotz heißen Bemühens nicht und Eintracht gewann — durch Ehmer der selbst 2 Tore einschoß, während er an den beiden andern vorbereitend stark beteiligt war. Ohne Ehmer wäre der Eintrachtsturm um 75 Prozent seines Wertes weniger wert, denn die vier andern sind zur Zelt bestenfalls guter Durchschnitt.

Eine Frage drängt sich auf. Wer ist stärker, Eintracht oder Bayern? Nun, wir sind uns bewußt, daß ein Vergleich sehr vorsichtig gezogen werden muß. Die Te-Be spielte am Vorsonntag einen solchen Schamott zusammen, daß die Bayern es leicht hatten, in blendende Laune zu geraten. Hertha-BSC, war, heute dagegen aus anderem Holze, war ein tapferer, gefährlicher, starker Gegner, der sich erst nach heroischem Kampfe geschlagen gab. Und doch — das göttlich leichte Sturmspiel des Bayernangriffs, diese schöne, durchdringend-scharfe Zweckmäßigkeit ist in den rotweißen Reihen nicht, oder doch zur Zeit nicht, zu Hause. Das kann in Deutschland allein nur Bayern München. Und darum nochmals: nur Bayern München ist der deutsche Fußballmeister und nicht nur formell.

Hertha-BSC, hat beileibe nicht schlecht gespielt. Sie hat vieles sogar ausgezeichnet gemacht und wer z. B. die Arbeit des rechten Flügels Sobek-Ruch (dieser Letztere verdient unter allen Umständen den Vorzug vor Sommer) ver folgte, der konnte an alte, ruhmvolle Zeiten erinnert werden. Aber neben dem trotz der gemachten Ausstände doch absolut hochklassigen Gegner war auch das Schlachtenglück gegen die Elf. Es wollte nichts glücken, Schmidt war nicht zu schlagen, Die Mannschaft ist aber zweifellos im Kommen. Jedoch vor der alten Größe steht die Lösung eines Problems — das des Mittelstürmers. Schulz muß endlich vom Mittelstürmerpostei entfernt werden. Er hat in jeder Beziehung bewiesen, daß von ihm nichts zu erwarten ist. Prominski muß eingespielt werden auch wenn die ersten Versuche nicht voll befriedigen sollten Bleibt Schulz, wird Minerva wieder Meister. Außerdem, das Mittelläuferproblem. Ob Brink der Centrehalf ist, muß sich erst noch erweisen. Brink befriedigte heute zwar, aber nicht ohne Einschränkung. Er hält den Ball zu lange, bevor er ihn weiter gibt. Er zeigt zudem bis zum Ueberfluß das kurze, mehrfach wiederholte Ziehen des Balles, wie er es als Stürmer gewohnt war. Mit dem endgültigen Urteil muß noch zugewartet werden.

Das schöne, lebhafte Spiel brachte Eintracht in der 8. Minute den Führungstreffer durch Bombenschuß von Ehmer, an dem es nichts zu halten gab. 2:0 in der 25. Minute, als der Ball über Schaller und Ehmer zu Möbs kommt, der das Leder flach in die Ecke setzt. Nach halbstündigem Kampfe schießt Kirsei eim Vorlage von Schulz zum ersten Herthatreffer ein. Aber noch vor der Pause bringt der vollkommen ungedeckte Schaller den 3. rotschwarzen Treffer ins blauweiße Netz.

Bald nach Wiederbeginn erzwingt Ehmer in herrlicher Einzelleistung ein wunderbares 4. Tor und schließlich bringt Sobek mit nicht minder eindrucksvoller Leistung das 2. Herthator zustande. 4:2 für Eintracht und dabei blieb es, trotz vieler Großchancen des Berliner Altmeisters, die ausnahmslos durch Schmidt zunichte gemacht wurden. Gleichwertiges Spiel, in dem Hertha-BSC, unterlag, weil sie nicht die Fähigkeit hatte, Ehmer immer betonsicher abzudecken. Das ist das ganze Geheimnis des heutigen Eintrachtsieges. (aus dem 'Kicker' vom 09.08.1932)

 

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