SV Wiesbaden - Eintracht Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1931/32
0:2 (0:1)
Termin: 25.06.1932
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Bohn (Mannheim)
Tore: 0:1 Theodor Trumpler (22.), 0:2 Werner Sottong (84.)
SV Wiesbaden | Eintracht Frankfurt |
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Kochbrunnengemurmel. SV. Wiesbaden — Eintracht Frankfurt 0:2. Wiesbadens Fußball hatte kurz vor Saisonschluß noch einmal — richtiger endlich einmal wieder — seinen großen Tag. 5000 Zuschauer waren gekommen, um den Endspielteilnehmer und alle seine Attraktionen zu sehen. Sie mögen zunächst etwas enttäuscht gewesen sein, als sie die schwarz-roten Gäste sich so gruppieren sahen: Schmidt — Schütz, Pfeifer — Sobanski, Leis, Mantel —Sottong, Trumpler, Hemmerich, Kron, Schaller. Denn wenn man sich den Schaden bei Licht besah, fehlten da Stubb, Gramlich, Ehmer, Möbs, Dietrich und Kellerhof, also „nur" sechs Mann der wirklich allerersten Garnitur. Aber bald war man wieder versöhnt und stellte mit Staunen und Neid fest, über welch' ein Reservoir von Ersatzleuten die Eintracht verfügt. Schöner „Ersatz" fürwahr: Sobanski und Kron und Pfeifer und auch der Student Sottong, der erst auf Rechts, dann womöglich noch besser auf Linksaußen spielte. Gewiß, der Eintrachtssturm in der Gesamtheit war nicht dazu angetan, zu Begeisterung hinzureißen — das soll er ja in letzter Zeit auch bei kompletter Besetzung nicht vermocht haben —, aber die Mannschaftsleistung der Eintracht als Ganzes war so reif, daß ihr Spiel zeitweise zum ästhetischen Genuß wurde. Das Verteidigerspiel von Schütz, dessen ganz verblüffende zweifüßige Ballsicherheit und der Bombenschlag, die lässige Eleganz Mantels, der, den Ball stets dicht am Fuß, mit der Geschmeidigkeit einer Katze jederzeit Präzisionsarbeit lieferte, Trumplers — manchmal übertriebene — Soloaktionen und Schallers Flügeltätigkeit, die von großer Schnelligkeit und gefährlichem Drang, weniger von Technik, sprach, das alles waren Sachen, die man nur ausnahmsweise serviert bekommt. Ueber das Zusammen- und Stellungsspiel der Elf Worte zu verlieren, hieße Aeppelwoin nach Sachsenhausen tragen. Seiner Tradition getreu lieferte der SVW. dem großen Gegner ein großes Spiel, wobei sich das „groß" allerdings auf Verteidigung und Läuferreihe zu beschränken hat. Die Leistungen von Debus und Vogel nötigte auch den Gästen Achtung ab, und diese beiden hielten im Verein mit den beiden Torwächtern — Wolf vor und Rischer 2 (kennen Sie ihn noch, lieber Leser?) nach der Pause — so dicht, daß in jeder Halbzeit nur ein Treffer fiel. Diesmal stand auch die Läuferreihe Neumann—Habermann—Seck das Rennen anstandslos bis zum Ende durch und drückte auch stark nach vom. Aber hier ist es immer noch das alte Lied: das Innentrio, wie es nun auch stehen mag, ist gegen solide Verteidigungen machtlos, und Schütz—Pfeifer waren viel mehr als solid. Immerhin war auch der Angriff heute besser als in den letzten Spielen, und er nätte sogar nach den herausgespielten Chancen mindestens ein Tor verdient gehabt, denn Schulmeyer, der Mantel und Pfeifer wiederholt unlösbare Rätsel aufgab, war eine ständige Gefahr für Schmitts Tor. Alles in allem hat sich die Elf des SVW. in einer Art und Weise aus seiner höchst kritischen Affäre gezogen, wie man sie unter den gegebenen Verhältnissen nicht besser verlangen konnte. Der zunächst offene Spielverlauf sah in der Folge die Eintracht meist leicht feldüberlegen. In der 22. Minute köpfte Trumpler die von Schaller gut getretene 2. Ecke rücklings ein. Sechs Minuten vor Schluß führte eine Flanke von rechts, die Kron verfehlte und damit ungewollt Rischer irritierte, durch den aufmerksamen Sottong zum zweiten Treffer. Ein knapp drübergehender Schrägschuß Schulmeyers und ein dito Kopfball Habermanns sowie ein Pfundslattenschuß von Briest hätten ein besseres Schicksal verdient. Schiedsrichter war der Torpfostenreformator Bohn aus
Mannheim, der das schöne und in freundschaftlichstem Geiste ausgetragene
Spiel meisterhaft leitete. Arbiter. (aus
dem 'Kicker vom 01.07.1932) |