Hindenburg Allenstein - Eintracht Frankfurt

Deutsche Meisterschaft 1931/32 - Achtelfinale

0:6 (0:4)

Termin: 08.05.1932 in Königsberg
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Dawzinsky (Breslau)
Tore: 0:1 Karl Ehmer (1.), 0:2 Karl Ehmer (24.), 0:3 Karl Ehmer (35.), 0:4 Walter Dietrich, 0:5 Walter Dietrich (49.), 0:6 Karl Ehmer (53.)

 

>> Spielbericht <<

Hindenburg Allenstein Eintracht Frankfurt

  • Glowka
  • Bieber
  • Kaminski
  • Angermann
  • Uhlich
  • Putzka
  • Ossowski
  • Rodenhorst
  • Kisilniecki
  • Ewald
  • Klein

 


 

Trainer
Trainer

 


(aus: Ostpreußens Sportwart)

Hindenburg Allenstein — Eintracht Frankfurt 0:6.

Das Erscheinen des süddeutschen Meisters in Königsberg bedeutete für den ostpreußischen Fußball eine kleine Sensation. Obwohl man der Soldatenmannschaft von Hindenburg Allenstein gegen die Süddeutschen keine Chance gab und obwohl das Wetter sehr schlecht war, kamen zu diesem Vorrundenspiel um die Deutsche Meisterschaft doch 6000 Zuschauer zum VfB-Platz in Königsberg. Diese Leute hatten von den Frankfurtern einen guten und überlegenen Fußball erwartet, was sie aber zu sehen bekamen, übertraf die Erwartungen weit. Trotzdem die Frankfurter nach fast 24stündiger Bahnfahrt erst am Samstag in der ostpreußischen Metropole angekommen waren, machte die Elf des süddeutschen Meisters einen völlig frischen Eindruck und was sie an reinem Fußballkönnen zeigte, war allerbeste Klasse. Technisch und taktisch konnten die Allensteiner Soldaten nicht entfernt an die Frankfurter herankommen. Die Eintracht machte mit ihrem zwar sehr eifrigen, aber technisch primitiv spielenden Gegner was sie wollte. Das Ergebnis hätte gerade so gut auf 10 oder 15:0 kommen können. Aber die Frankfurter begnügten sich kurz nach der Pause mit dem 6:0 und sie zeigten dann nur noch hübsche Kombinationszüge, ohne Wert auf weitere Treffer zu legen.

In der Frankfurter Mannschaft waren die Außenstürmer Sobanski (Ersatz für Kellerhoff) und Trumpler schwach. Der Held des Tages war der Mittelstürmer Ehmer, der zusammen mit Dietrich und Möbs ein ganz ausgezeichnetes Innentrio bildete. Die Läuferreihe unterstützte den eigenen Angriff vorbildlich, sie war aber auch in der Zerstörungsarbeit so gut, daß die meisten Angriffszüge des Gegners in der Entwicklung stecken blieben. Den Rest besorgten die internationalen Verteidiger Schütz und Stubb, die souverän ihr Feld beherrschten. Der Torhüter Schmidt brauchte kaum einzugreifen.

Hindenburg Allenstein zeigte außer einem löblichen Eifer nichts besonderes. Die Schnelligkeit der Mannschaft erlahmte bald, nachdem die Spieler durch das raffinierte Kombinationsspiel und Täuschen der Frankfurter mürb gemacht waren. Allenstein hielt den Ball meist sehr hoch und spielte ungenau zu. Der beste Mann der Elf war der linke Verteidiger Kaminski, der wiederholt rettete und seine Mannschaft vor einer höheren Niederlage bewahrte. Auch der Tormann schlug sich gut.

Zum Spiel. Die Frankfurter diktierten stets den Spielverlauf und waren auch meist sehr deutlich überlegen. Schon in der ersten Minute fiel nach einer tadellosen Kombination durch Ehmer der Führungstreffer. Die Ostpreußen zogen gleich ihre Läuferreihe in die Verteidigung zurück und hielten sich damit eine Zeitlang. Aber in der 24. und 35. Minute fielen durch Ehmer zwei weitere unhaltbare Treffer. Dietrich fügte kurz vor dem Wechsel ein viertes Tor an. Nach der Pause bot sich zunächst wieder das gleiche Bild. Die Frankfurter spielten sinnvoll, die Ostpreußen planlos. Dietrich und Ehmer schossen in der 4. und 8. Minute zwei weitere Tore. Damit hatten dann die Frankfurter genug. Die Ostpreußen kamen später etwas mehr auf, blieben aber gegen die gute Deckung der Frankfurter stets harmlos.

Dawzinsky-Breslau leitete das Spiel gut. (aus dem 'Kicker' vom 10.05.1932)

 


 

Königsberg

Hindenburg Allenstein — Eintracht Frankfurt 0:6 (0:4).

Mit einer Spannung, die trotz des allgemein erwarteten Sieges der Gäste über die Einheimischen unvermindert eine Atmosphäre begeisterter Stimmung behielt, sah man in Königsberg dem Vorrundenspiel entgegen. Die Eintracht verstand die Erwartungen der 7000 um den Rasen auf ein Meisterspiel nicht nur zu erfüllen, sondern noch zu übertreffen.

Der Süddeutsche Meister mit seinen fünf Internationalen lieferte eine Partie, die taktisch und technisch dem Spiel ihrer eifrigen und zäh sich wehrenden Gegner um Klassen jederzeit überlegen war. Schiedsrichter Dawczynsky (Breslau) leitete das faire, durch Strafstöße fast überhaupt nicht unterbrochene Spiel unauffällig und korrekt.

Die Mannschaften standen: Eintracht: Schmitt; Schütz, Stubb; Gramlich, Leis, Mantel; Trumpler, Möbs, Ehmer, Dietrich, Sobanski.

Hindenburg: Glowka; Bieber, Kaminski; Angermann, Uhlich, Putzka; Ossowski, Rodenhorst, Kisilniecki, Ewald, Klein.

Gegen Eintrachts blendendes Stellungsspiel, seine famosen, haarscharfen Pässe und Vorlagen von der Läuferreihe an die Stürmer suchten die Allensteiner vergeblich durch größere Schnelligkeit auszugleichen. Sie kamen in ihren Ansätzen nach vorne selten über die Frankfurter Läuferreihe hinaus, in der nur Gramlich schwache Momente hatte. Leis und Mantel beherrschten das Mittelfeld souverän, Schmitt im Tor hatte hinter seiner Standardverteidigung Stubb-Schütz nur selten Gelegenheit, einzugreifen.

4:0 hieß es bereits bei Halbzeit, von denen Ehmer das erste in der 1. Minute besorgt, zwei weitere nach glänzendem Zusammenspiel der ganzen Vorderreihe geschossen und Dietrich das vierte in die Maschen gejagt hatte. Alles unhaltbar scharfe oder placierte Dinger, gegen die Glowka machtlos war.

In der zweiten Halbzeit legten sich die Eintrachtler sichtlich Reserve auf. Man kombinierte zeitweise nur des Kombinierens wegen, ohne auf abschließendes, krönendes Tormachen auszugehen. Dietrich vergrößerte im Sologang den Abstand auf 5:0 und Ehmer machte in der 55. Minute das halbe Dutzend voll.

Daß die „Soldatenmannschaft" von Hindenburg-Allenstein von einer zahlenmäßig noch höheren Niederlage verschont blieb, verdankt sie dem unermüdlichen, aufopferungsvollen Rackern ihrer Verteidigung, in der Kaminski wahre Heldentaten verrichtete, und nicht zuletzt ihrem Torwart, der, was nur irgend zu halten war, mit Bravour meisterte.     P. G. (aus dem 'Fußball' vom 10.05.1932)

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg