Eintracht Frankfurt - Union Niederrad

Bezirksliga Main-Hessen 1931/32 - 19. Spieltag

3:2 (3:1)

Termin: 03.01.1932
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Müller (Beiertheim)
Tore: 0:1 Leichter, 1:1 Karl Ehmer, 2:1 Theodor Trumpler, 3:1 Willi Pfeiffer, 3:2 Leichter

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt VfL Neu-Isenburg

 


  • Herr
  • Rosenberger
  • Seng
  • Winterstein
  • Tiefel
  • Allermann
  • Leichter
  • Kirsch
  • Lindner
  • Krock
  • Esch

 

Trainer Trainer

 

Eintracht Frankfurt — Union Niederrad 3:2 (3:1).

Diesmal enttäuschte die Frankfurter Eintracht dreitausend Zuschauer durch die dürftige Knappheit ihres Sieges über Union Niederrad und den teilweise nur sehr bescheidenen Stil, in dem er- schwer errungen wurde.

Wer angenommen hatte, daß die zuletzt in so überragender Form von Sieg zu Sieg eilende Meisterelf auch diesmal entzücken wolle, hatte sich eben stark verrechnet. Den Riederwäldern fehlte der Antrieb. Sie haben die fünfte Meisterschaft unantastbar sicher in der Tasche und machten sich demgemäß die ganze Sache so leicht, als es ein keineswegs ungefährlicher Gegner zuließ. Betreffs der Leute mit dem roten Adler dachte man teilweise manchmal an die letzten Ausläufer eines hartnäckig gewesenen Silvesterkaters. Es wurde übermüdet gespielt. Allerdings, in der ersten Halbzeit sah man zeitweilig die bekannten Glanzleistungen an Kombination und Balltechnik, aber während dieser Zeit handelte es sich darum, den bereits in den ersten zwei Minuten erzielten Führungstreffer des Gegners aufzuholen. Das kostete zunächst volle dreißig Minuten schweren Kampf, ohne den erstrebten Erfolg, da sich die Eintrachtler nur langsam darüber klar wurden, daß ihr Prestige in Bedrohnis war, und da außerdem die Gegner vorbildlich hartnäckigen Widerstand leisteten. Dann fiel in unmittelbarer Folge der Ausgleich durch Ehmer und der Führungstreffer durch Trumpler. Bei Seitenwechsel stand es durch Pfeiffer 3:1.

Nach der Pause ließen die Riederwälder stark nach. Jedenfalls hatte man an den technisch sehr reif spielenden und gut kombinierenden Niederrädern eine wesentlich reihere Freude. Auch der Kampfgeist und die Verve ihrer Angriffe waren ähnlichen Versuchen der Eintracht überlegen. Sie verdienten sich, wie vor der Pause, auch in den letzten fünfundvierzig Minuten zu Recht ein Tor. In beiden Fällen war der Mittelstürmer Leichter der glückliche Schütze. Zum Schluß benötigte Eintracht viel Aufmerksamkeit, um schließlich doch noch als knapper Sieger vom Feld gehen zu können.

Eintracht kann kritisch kurz abgetan werden. Wirklich gut, sogar hervorragend gut, waren Gramlich und Trumpler... Alle übrigen hatten gerade in den letzten Spielen besseres gezeigt. Im Sturm fehlte allerdings Möbs. Das erklärt mancherlei. Pfeiffer an seiner Stelle zeigte seine vorzügliche Ballführung und -verteilung an seine beiden Flügel, wie man sie aus seiner früheren Stürmerzeit unter Dori Kürschner kennt, aber als Schußkanone kann man ihn mit dem besten Willen nicht bezeichnen. Er ging jeder Verlegenheit geradezu offensichtlich aus dem Wege. Auch Mantel war noch nicht wieder in der Mannschält zu erblicken. Im übrigen: die Elf hat in dichter Folge vier schwere Spiele absolviert. Sie mag sich ruhig schonen, bis es wieder darauf ankommt....

Spielkulturell muß man Union Niederrad unbedingt in der Maingruppe mit dem zweiten Tabellenplatz beehren. Den Punkten nach langte es wieder einmal nicht ganz. Die letzten, papiernen Hoffnungen wurden heute am Riederwald und gleichzeitig am Bornheimer Hang begraben. Union ist zweifellos am ehesten noch ein geeigneter Gegner für den Mainmeister an seinen Glanztagen. Die Union-Spieler haben ausnahmslos große technische und taktische Reife und spielen ein herzerfrischendes, planvolles Angriffsspiel. Viel fehlte nicht, und sie hätten auch diesmal wieder den Riederwäldern bewiesen, daß sie erst mit dem Schlußpfiff geschlagen sind. Ihre besten Leute waren die beiden Außenläufer Winterstein und Allermann. Tiefel in der Mitte war anfangs nicht recht im Bilde, später aber in einer Form, mit der man ihn ruhig nach Stuttgart als Repräsentativen ziehen lassen kann. Im Sturm war Leichter der erfolgreichste, aber Kirsch zeigte den größeren Ehrgeiz, und auch die übrigen — Lindner, Krock und Esch waren keineswegs Versager. Der Senior Rosenberger verteidigte mit Seng in gutem, manchmal sogar großem Stil, und Torwart Herr belastete sich nur mit dem Odium eines verschossenen Handelfmeters. Schuster bleib bei deinem Leisten! Torwart bleib in deinem Kasten. Man muß nicht alles dem Bockenheimer Willibald nachmachen!

Müller, Beiertheim,, hatte zwei sehr faire Mannschaften zu überwachen. Bis zur Pause ging das sehr gut, später häuften sich die Fehler.     Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 05.01.1932)

 

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