Eintracht Frankfurt - VfL Neu-Isenburg |
Bezirksliga Main-Hessen 1931/32 - 18. Spieltag
9:2 (6:1)
Termin: 01.01.1932
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Fuchs (Saarbrücken)
Tore: 1:0 Ehmer (1.), 2:0 Kellerhoff (15.), 3:0 Ehmer (20.), 3:1 Möller, 4:1 Kellerhoff, 5:1 Ehmer, 6:1 Ehmer, 6:2 Maier, 7:2 Ehmer, 8:2 Kellerhoff, 9:2 Kellerhoff
Eintracht Frankfurt | VfL Neu-Isenburg |
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Trainer | Trainer |
Eintracht Frankfurt — VfL. Neu-Isenburg 9:2 (6:1). Die Zeiten von 1911 bis 1922 kehren zurück. Die Frankfurter „Eintracht" scheint den Meistertitel ihres Heimatgebietes, wie damals, wieder in Erbpacht nehmen zu wollen. Die neue Serie ist bereits zu einer fünfgliedrigen Kette geworden. Die letzten noch fehlenden Punkte hatte diesmal der „VfL. Neu-Isenburg" zu liefern. Der Quittungsvermerk seitens der Riederwälder lautete: „Mit 9:2 bestens dankend erhalten....!" Obwohl die Eintrachtspiele, zurzeit die wichtigsten im Maingebiet sind, lassen sie sich in größter Kürze abtun. Auch am Riederwald wurde das neue Jahr mit Böllerschüssen eingeleitet: neun Volltreffer gegen zwei von der Gegenseite, die auch nicht gerade leichte Streifschüsse waren. Eintrachts Führungstor fiel vom Anstoß weg. Nach vier Kombinationszügen und nur wenigen Sekunden Spielzeit saß, ohne daß der Gegner überhaupt den Ball berührt hatte, Ehmers erster Schuß unhaltbar im Netz. Ein ähnlicher Vorgang wiederholte sich später noch zweimal, denn das 4., 5. und 6. Tor fielen innerhalb nur zwei Minuten, kaum Zeit genug, um den Ball aus dem Tornetz zur Spielfeldmitte zurückzubringen. Die restlichen Treffer erfolgten mit einer solch zwingenden und unabänderlichen Notwendigkeit, daß man der gegnerischen Mannschaft unrecht täte, wollte man ihr die zahlenmäßig sehr hohe Niederlage höhnisch vor die Nase halten. Es bleibt eben auch diesmal nur die Feststellung übrig, daß sich der Mainmeister nach wie vor in einer fabelhaft guten Gesamtform befindet. Er konnte es sich diesmal sogar leisten, zwei seiner Internationalen, Schütz und Gramlich, in Mannheim repräsentieren zu lassen und war nicht einmal auf die Dienste des ebenfalls Internationalen Mantel angewiesen. Man merkte nichts von Ersatz, nichts von schwachen Punkten; nichts von einer Beeinträchtigung, des Gesamtbildes. Und wenn diesmal namentlich Möbs, aber auch Trumpler nicht ganz die Form der letzten Spiele aufbrachten, so gab es andere, Leute, die überzeugend bewiesen, daß es am Riederwald anscheinend nur Fußball-Rastellis gibt Diesmal war namentlich Kellerhoff eine ganz große Offenbarung. Wer diesen Tausendsassa selbst gesehen hat, kann sich nur schwer von der ganz erstaunlichen Kunst dieses Linksaußen eine Vorstellung machen. Seiner riesigen Schnelligkeit merkte man nicht an, daß auf reichlich mit Schnee bedecktem Boden gespielt wurde. Seine blendende Ballführung, seine Täuschungsmanöver in Dutzenden von Varianten, seine taktische Einstellung und schließlich noch seine fabelhaft genau berechneten Flanken ließen ein um das andere Mal aus dem Staunen nicht herauskommen. Am meisten wunderte man sich, woher der alte Schlaufuchs plötzlich wieder seine altes Schußvermögen genommen, das er früher im Rheinland bereits besessen, seit seinem Hiersein aber bis dato noch niemals in Gebrauch genommen hatte. Kurzum, Bernhard Kellerhoff war diesmal der ganz große Held des Tages. Ausgezeichnet waren auch die beiden Stürmer Ehmer und Schaller, in der Läuferreihe brillierte diesmal Leis, dem der schwierige Boden anscheinend größtes Behagen machte. Auch Kron fand sich nach der Pause in die ihm nicht ungewohnte, illustre Gesellschaft anstandslos ein. Im Schlußtrio sah man erneut den alten Routinier Pfeiffer als Könner erster Klasse. Wir Frankfurter machen keinen Hehl daraus, daß wir allen Enttäuschungen früherer Zeiten zum Trotz diesmal die denkbar größten Hoffnungen auf unseren Mainmeister setzen. Dazu berechtigen und zwingen uns, ob wir wollen oder nicht, die überragenden Leistungen der Eintrachtelf, die im Vergleich zu allem seither hier gesehenen Können mit weitem Abstand eine Klasse für sich darstellen. VfL. Neu-Isenburg mag sich trösten. Trotz der hohen Niederlage hatte man von den Gästen den Eindruck, daß man froh sein sollte, daß diese technisch sehr reife Elf wieder mit den Frankfurter Vereinen spielt. Ballbehandlung, Zusammenspiel, taktische Auffassung und Fairneß nehmen unbedingt für die hessischen Spieler ein. Dem Mainmeister sind sie zurzeit natürlich nicht im entferntesten gewachsen, aber nach dem Gesamteindruck ihrer jüngsten Leistung zählen sie trotz ihres bescheidenen Tabellenplätze zu den Spitzenmannschaften der Gruppe. Im nächsten Verbandsjahr, wenn sie sich wieder an mainische Gegner gewöhnt haben werden, werden sie sicherlich auch wieder die alte, anerkannte Rolle spielen. Ihr Torwart Blum war trotz der zahlreichen, unhaltbaren Tore sehr gut. Auch die Verteidigung bewies gute Veranlagung. Taktisch versagte allerdings hier und auch auf der rechten Seite der Läuferreihe das Deckungs- und Stellnngspiel gegen Kellerhoff. Bester Läufer war Remy auf der linken Seite, zumal ihn Schaller gewißt nicht vor leichte Aufgaben stellte. Im Sturm fehlte leider der beste Mann. Engelhardt wurde zweifellos stark vermißt, aber mit Maier, Feldbusch und Möller war ein harmonischer und durch-schlagskräftiger Innensturm vorhanden, der zweimal bewies, daß er auch gegen Meistermannschaften Tore schießen kann. Im übrigen trug die Elf die schwere Niederlage mit größter Würde. Schiedsrichter Fuchs aus Saarbrücken sündigte zweimal allerdings gegen die Vorteilsregel. Das hindert aber nicht, ihm eine gute Spielleitung nachzurühmen. Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 05.01.1932)
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