Rot-Weiss Frankfurt - Eintracht Frankfurt

Bezirksliga Main-Hessen 1931/32 - 13. Spiel

2:1 (0:0)

Termin: 15.11.1931 im Stadion
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter: Kratzenberg (Sprendlingen)
Tore: 0:1 Karl Ehmer, 1:1 Engel, 2:1 Rutz (80.)

 

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Rot-Weiss Frankfurt Eintracht Frankfurt

  • Kreß
  • Kornrumpf
  • Engelhard
  • Dietzel
  • Engel
  • Rutz
  • Beck

 


 

Trainer
Trainer

 

Das große Spiel im Frankfurter Stadion
Rotweiß — Eintracht 2:1
Leis, der Eintracht-Mittelläufer, stellt Dietzel (rechts) ab

 

Die erste Niederlage der Eintracht

Frankfurter Echo

Rotweiß — Eintracht Frankfurt 2:1 (0:0).

Der Mainmeister hat seine erste Niederlage in dieser Saison weg. Wie so oft schon, stolperte er auch diesmal an der Klippe Rotweiß. Der geplagte Sportjournalist schuldet seinen Lesern nähere Angaben über das Drum und Dran und kann es sich nicht so bequem machen, wie sein beneidenswerter Kollege von der anderen Fakultät, der Theater-Kritikus, der laut letztem »Simplicissimus" sein Logengeflüster in den prägnanten Satz ausklingen läßt: „Sehen Se, Jnädige, bei so 'nem Stück vom ollen Joethe tut man sich eben leicht: da braucht man nicht zu kritisieren, sondern kann uff jeden Fall wohlwollend sein". Analog müßte auch der Fußball-Kritiker an dem Tage, an dem zwei solch prominente Mannschaften den Text der sportlichen Handlung schufen, in Wohlwollen zerfließen und auf alles weitere verzichten dürfen. Dem ist leider nicht so. Das „Weshalb?" und „Warum?" dieser ewigen Punktverluste der Eintracht an den Bockenheimer Verein bedarf sehr wohl der näheren Erläuterung, und gerade die Spitzenvereine im allgemeinen werden es sich hie und da gefallen lassen müssen, etwas schärfer unter die Lupe genommen zu werden.

Freunde von „Wenn" und „Aber" schwelgen sich aus: wenn die Eintracht in den ersten zehn Minuten mit gleichem Elan gekämpft hätte, wie in der gleichen Zeitspanne vor dem Schlußpfiff ..., wenn der zweifellos kraß irrende Schiedsrichter durch unberechtigten Strafstoß Eintracht nicht zu einem Tore verholfen hätte ..., wenn und wenn und abermals wenn! Ich aber sage nur ein einziges Mal wenn: wenn Eintracht es überhaupt verstünde, gerade in kritischen Spielen dem Gegner das ihr gewohnte und ihr genehme Flachspiel aufzuzwingen, statt sich immer bei den wichtigsten Treffen in die hohe Spielweise des Gegners verstricken zu lassen, dann wären die Riederwälder noch in dieser Stunde noch die einzig ungeschlagene — und ihrem sonstigen Können nach vielleicht unschlagbare — Mannschaft in Süddeutschland. Ja, wenn ... Genau genommen haben die beiden Bockenheimer Verteidiger Kornrumpf und Engelhard das Treffen für ihre Partei entschieden. Von ihnen kamen die ersten und die meisten hohen Bälle, und durch diese „Wolkenkratzer", die sehr bald auch bei vielen anderen Spielern Nachahmung fanden, erhielt der ganze Spielaufbau sein Gepräge. Der Weg zur Rotweiß-Niederlage hätte aber mit Flachpaß gepflastert sein müssen. Den sah man wohl manchmal, aber nicht beharrlich genug. Und so kam das dicke Ende für die Riederwälder, das übrigens durchaus nicht ganz unerwartet eintrat. Von den zahlreichen Wetten ging nicht eine einzige „verloren", nur der Wetteinsatz wechselte den Besitzer.

Die 16.000 Stadionbesucher brachten dem siegreichen Verein neben dem großen sportlichen Triumph auch einen beneidenswert fetten Kassenerfolg. So wenig es Eintracht vermochte, bei dieser vielleicht entscheidenden Gelegenheit sich auch die diesjährige Meisterschaft so gut wie endgültig zu sichern, so sehr kann sich nach menschlichem Ermessen Rotweiß bereits jetzt als Besitzer wenigstens eines der beiden ersten Tabellenplätze betrachten. Sein Erfolg ist unantastbar verdient und berechtigt, weil die siegreiche Elf es während des größten Teils der Zeit verstand, die Spielart zur Durchführung zu bringen, in der sie eben weit mehr zu Hause ist, als ihr technisch überlegener Gegner. Außerdem waren die Leute von Rotweiß schneller in ihren Bewegungen und begeisterter in der Hingabe an ihre große Aufgabe.

Der Kampf war nicht gerade eine Augenweide, es war mehr Punkt- als Propagandaspiel, aber es wurde trotz aller Härte nicht unfair gearbeitet. Nur in den letzten zehn Minuten hätte man sich beiderseits das rücksichtslose „Hineinsteigen" mehr verkneifen sollen. Rotweiß begann mit vorzüglichen zehn Minuten und blieb noch eine weitere Viertelstunde in Front. Dann brachte sich Eintracht mehr zur Geltung. Nach torloser Halbzeit gab es ausgeglichene fünfzehn Minuten. Zu unrecht erhielt dann Eintracht einen Strafstoß. Torhüter Kreß sollte den Ball nach der irrigen Meinung des Spielleiters außerhalb des Strafraums mit der Hand gespielt haben. Jeder, der hinsah, wird mit gutem Gewissen bezeugen können, daß dies nicht der Fall war. Dieser Strafstoß führte zum ersten Treffer für Eintracht durch Ehmer. Aber es gab eine ausgleichende Gerechtigkeit. Eine Minute später, ebenfalls im Anschluß an einen Strafstoß, fiel der Ausgleich durch Engel. Zehn Minuten vor Schluß verwandelte noch Rutz eine Flanke von rechtsaußen. Damit begnügte sich Rotweiß, das Mitte der zweiten Halbzeit eine überlegene Viertelstunde hatte. Die letzten zehn Minuten gehörten der Eintracht.

Beim Sieger gab es keine nennenswerten Schwächen. Bester Mannschaftsteil war die gleichmäßig gute Läuferreihe. Im einzelnen taten sich Rutz, Engel, Beck und Engelhard am meisten hervor. Bei Eintracht war Möbs, Leis, Pfeiffer und Schmitt sehr gut. Dagegen war Mantel ungewohnt schwach in jeder Hinsicht. Schon ehe er, nur er, das entscheidende Gegentor verschuldet hatte, konnte man an eine körperliche Indisposition des sonst so zuverlässigen Flügelläufers denken.

Schiedsrichter Kratzenberg aus Sprendlingen brachte das ungemein schwer zu leitende Spiel zu gutem Ende. Der Gesamteindruck der Spielleitung war günstig.      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 17.11.1931)

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