Union Niederrad - Eintracht Frankfurt

Bezirksliga Main-Hessen 1931/32 - 10. Spiel

0:1 (0:1)

Termin: 25.10.1931
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Becker (Ludwigshafen)
Tore: 0:1 Rudolf Gramlich (5.)

 

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Union Niederrad Eintracht Frankfurt

 


 

Trainer
Trainer

 

Der Eintracht-Torwart Schmitt nimmt dem Union-Mittelstürmer Leichter den Ball im entscheidenden Augenblick vom Kopf. V.l.: Pfeiffer (E.), Schmitt (E.), Leichter (U.), Leis (E.)

 

Niederrad

Union Niederrad — Eintracht Frankfurt 0:1 (0:1).

Das äußere Facit: Eintracht Frankfurt kam mit nur zwei Verlustpunkten aus zwei unentschiedenen Spielen gegen ihre beiden schärfsten Rivalen über die Vorrunde der diesjährigen Verbandsspiele. Sie ist nunmehr der einzige süddeutsche Verbandsverein ohne Niederlage. Das hört sich nicht übel an, ist auch in Wirklichkeit eine durchaus anerkennenswerte Leistung. Aber selbst die eingefleischtesten Vereinsnarren sind diesmal des Punktgewinnes nicht recht froh geworden. Gegen Union Niederrad gab es einen ganz knappen, nur mit großem Glück errungenen Sieg ohne Glorienschein. Es hätte auch sehr leicht anders kommen können, und wie gut war es, daß der Flügelläufer Gramlich bereits fünf Minuten nach Spielbeginn den ersten von den wenigen drei Eckbällen seiner Partei zu einem unhaltbar scharfen Schuß aus dem Hinterhalt benützte. Später, als die Stürmer zeigen sollten, daß sie die eigentlich ihnen allein zukommende Aufgabe des Torschießens lösen können, versagte das gesamte Quintett, und da es auch in der Hintermannschaft nicht immer und nicht überall rosig aussah, war es gut, daß der Tormann Schmitt auf eigene Faust und manchmal sogar mit eigenen Fäusten den kargen Sieg rettete, und seiner Mannschaft den Nimbus (lieber Setzerknabe, schreib nicht versehentlich: „Mumbitz"!) der vorläufigen Unbesiegbarkeit bewahrte. Man muß dem Mainmeister zugute halten, daß der Niederräder Boden mit seinen hohen Grasbüscheln der Riederwälder Flachkombination absolut hinderlich ist. Das halbhohe oder hohe Spiel gelang aber auch nicht richtig, dafür sorgte ein strammer Wind, der aus einer undefinierbaren Himmelsrichtung über den Platz fegte. Im übrigen weiß man: im gewohnten Rahmen spielt Eintracht meisterhaft, sich auf anormale Verhältnisse einzustellen, liegt ihr nicht.

Auch Union Niederrad zeigte nicht ihre beste Form, aber sie kämpfte wenigstens relativ in anerkennenswerter Weise. Mit dem doppelten Punktverlust ist sie entschieden zu schlecht weggekommen. Und wenn schon kein Unentschieden, dann hätte es eher 1:0 für den Platzverein heißen müssen. 9:3 Eckbälle, in der ersten Halbzeit fast durchweg leicht, nach dem Seitenwechsel meistens deutlich im Angriff und dann ein 0:1! Das ist Pech! Eintracht war nur Mitte der zweiten Halbzeit, etwa eine knappe Viertelstunde lang klar aggressiv. In den letzten Phasen des fair aber hart durchgeführten Treffens lag der ausgleichende Torschuß irgend eines Unionstürmers oft greifbar nahe. „Fünf Minuten Spielzeit = sechs Minuten Angst", so stand es auf den Gesichtern der Eintrachtanhänger zu lesen. Die Gesamtleistung der Niederräder Hintermannschaft war recht gut. Schwächen im Sturm zahlreicher als die Lichtpunkte. Gut war Leichter und Krock, Kirsch II fair und annehmbar produktiv, sehr unzulänglich die beiden Außenstürmer. In der gesamten Angriffsreihe fehlte der Zusammenhang, die Durchschlagskraft und der gesunde Schuß.

Eine angenehme Erscheinung: Herr Schiedsrichter Becker aus Ludwigshafen. Gemütlich in seiner Art, keine Kasernenhof-Diktatur, aber trotzdem energisch. Einen (leicht abzulegenden) Fehler, hat Herr Becker: er steht zu häufig in der Flugbahn des Balles und behindert hierdurch die Spieler.

Bei Spielende traf ich den Schlappenstinnes. Er quittierte mit einem wehmütig-bedrückten: „Ja, ja!", als ich ihm zurief: „Wer Massel hat, der hat auch Glück!". Meinen neuesten Frankfurter Lokalwitz konnte ich nicht mehr bei ihm anbringen: „Worin besteht der Unterschied zwischen den Herren Favag-Direktoren und dem Baum-Menschen in der Frankfurter Festhalle?" — Der Mann in der Festhalle bekommt für je dreißig Tage Sitzen zehntausend Mark, aber die Herren Favag-Direktoren bekommen für je zehntausend Mark dreißig Tage Sitzen!      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 27.10.1931)

 

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