Eintracht Frankfurt - Rot-Weiss Frankfurt

Bezirksliga Main-Hessen 1931/32 - 3. Spiel

1:1 (1:0)

Termin: 23.08.1931
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Glaser (Neckarsulm)
Tore: 1:0 August Möbs (35.), 1:1 Rutz (60., Elfmeter)

 

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Eintracht Frankfurt Rot-Weiss Frankfurt

 


  • Willibald Kreß
  • Kornrumpf
  • Kraushaar
  • Rutz
  • Strehle

 

Trainer Trainer

 

Frankfurter Echo

Eintracht — Rotweiß Frankfurt 1:1.

Für die Fanatiker ein Tag erster Ordnung, für Freunde schönen Sports eine angenehme Erinnerung auf lange Zeit hinaus. So muß man das große Fußballtreffen am Riederwald werten. Viele Eintrachtler werden betrübten Herzens Halbmast, mindestens aber Dreiviertelmast flaggen; die Rotweißen haben allen Grund, Topmast zu setzen.

Wenn man von den vereinslieben Hoffnungen etwas abrückt, kann man sich eigentlich keinen schöneren Ausgang wünschen, als dieses 1:1, das doch ziemlich zu Beginn der Verbandsspiele die notwendige Spannung in die Tabellenereignisse gebracht hat. Jetzt hat mit einem Schlage die Tabelle wieder die unwiderstehliche Anziehungskraft bekommen, die sie eigentlich in jedem Jahre und in jeder Gruppe haben müßte, um alle und alles in Atem zu halten. Mich freut dieses Unentschieden ungemein. Es liegt so viel Erregung, Aufregung und Anregung darin. Und außerdem hat jede von den beiden Parteien einen Punkt auf eine Weise verloren, die ihr bei allem anerkannten Schmerz nur zur Ehre gereicht. Und sämtliche Vereinskassierer werden schmunzeln.

Es war ein herrlich fesselnder Kampf, prickelnd von Anfang bis zu Ende, fast durchweg reife, gute Leistungen im einzelnen und im gesamten, vor allem aber ein Film, reich an dramatischen Einzelbildern. Dabei ein faires Spiel. Die kleinen Schärfen hie und da dürfen getrost unterschlagen werden. Bei der Wichtigkeit des Einsatzes und der Schnelligkeit der Aktionen gab es selbstredend auch Strafstöße, von schiedsrichterlichen Ermahnungen wirksam unterstrichen. Aber im großen ganzen nahm die Sache ihren friedlich-schiedlichen und wohlanständigen Verlauf.

Setzen wir gleich hier hin den Namen des Mannes, dem die Spieler so widerspruchslos auf den Pfiff folgten. Herr Glaser aus Neckarsulm war zweifellos der beste Schiedsrichter, der seit langer Zeit in Frankfurt die Regie führte.

Beide Mannschaften lieferten ein anerkennenswert gutes Spiel. Nirgends Schwächen, wenn auch nicht immer Vollkommenheiten an jedem Ort. Eintracht einheitlicher und reifer in Ballbehandlung und Kombination, häufiger, aber nicht energischer im Angriff. 12:2 Eckbälle und zahlreiche Momente, in denen es gut war, daß Rot-Weiß einen Willibald Kreß im Tore hatte. Aber trotzdem! Täuschen wir uns nicht! Auch die Bockenheimer hätten gut und gerne gewinnen können. Sie gefährdeten das Eintrachttor nicht allzu häufig, aber doch weitaus oft genug und mit einem solchen Nachdruck, daß auch manche Eintrachtseele froh war, daß es da hinten einen Schmitt gab. der seine Sache mit gleicher Meisterschaft erledigte wie sein berühmtes internationales Vis-àvis. Kreß hatte nur die größere Ruhe weg, und diese Ruhe, man muß sogar sagen: Kaltschnäuzigkeit in höchster Potenz, war einfach nicht mehr zu überbieten. Kreß war in fabelhafter Form!

Die Rotweiß-Mannschaft hatte zwei große Vorzüge: sie zeigte ein klar überlegnes Kopfspiel und täuschte ganz ausgeklügelt. Ihr großer Eifer und Ehrgeiz, wenn es gilt, dem Mainmeister Punkte abzunehmen, ist ja bereits zur unumstößlichen Selbstverständlichkeit geworden. Aber auch das Zuspiel der Bockenheimer war gut, zeitweilig sogar sehr gut. Manchmal an Zügigkeit und Genauigkeit dem der Eintracht gleichwertig, wenn auch vielleicht nicht ganz so eingefleischt. Sehr wohl überlegt war auch das Stellungsspiel der gesamten Hintermannschaft. Hier liegt sogar der wesentlichste Grund, weshalb Eintracht nicht zum Siege gelangen konnte. Ihr Innensturm fand bei dem Gegner nie richtig Zeit, um zum Schusse zu kommen, konnte sich überhaupt nie so richtig in die jeweilige Situation einnisten, um aus den erarbeiteten Schußmöglichkeiten den ersehnten Vorteil zu ziehen. Das war der oft erlebte Augenblick, in dem der Eintrachtanhang seufzte: „Heute klappt es „ihnen" wieder einmal nicht richtig!" Es klappte schon, aber die Gegenpaukanten klapperten nach, richtiger gesagt, sie klapperten vor. Es handelte sich also weniger um eine Minusleistung der Eintracht, als um ein gewichtiges Aktivum in dem Können der Rotweißen.

Heule dem einen Punkte nach, wer will! Ich freue mich ob des Ausganges und mehr noch ob des harmonischen Verlaufes. Der große Lokalkampf stand rein sportlich auf sehr hoher Stufe. Ich wünsche mir jeden Sonntag einen solch vollauf befriedigenden Zeitvertreib. Bravo Eintracht, bravissimo Rotweiß!

Es ist schwer und — undankbar, aus 22 Guten die Besten herauszufinden. Wie gesagt, jeder hatte mehr Licht- als Schattenpunkte. Bei Eintracht seien Schmitt, Gramlich, Mantel und Möbs genannt, bei Rotweiß stachen Kreß, Kornrumpf, Kraushaar und Rutz am meisten hervor. Aber es mag auch Leute geben, die die hier nicht Genannten schmerzlichst vermissen werden. Möbs schloß zehn Minuten vor der Pause eine gute Kombination der rechten Sturmseite mit einem flachen Effetball ab, nach dem Kreß eine Kleinigkeit zu spät griff. Eine Viertelstunde nach dem Seitenwechsel fiel der Ausgleich durch einen von Rutz völlig unhaltbar verwandelten Elfmeter, den Schütz — in diesem Falle wirklich ein Unglücksrabe — durch Handspiel verschuldete. Na ja! Dafür rettete er einmal durch Kopfball aus einer teuflisch gefährlichen Situation, als Strehle gerade einen Kopfball an den rechten Pfosten des leeren Eintrachttores appliziert hatte. Das war übrigens weitaus der dramatischste Augenblick in diesem an Spannung überreichen Propagandakampf.      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 25.08.1931)

 

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