Eintracht Frankfurt - Admira Wien

Freundschaftsspiel 1930/31

2:2 (0:0)

 

Termin: 06.04.1931
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Gümpler (Aschaffenburg)
Tore: 0:1 Schall (55.), 1:1 Kampschmieder (65.), 1:2 Vogl (75.), 2:2 Karl Ehmer (80., Elfmeter)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Admira Wien

 


  • Franzl
  • Janda
  • Szoldatics
  • Klima
  • Hummenberger
  • Schott
  • Siegl
  • Facco
  • Stoiber
  • Schall
  • Vogl

 

Wechsel

Wechsel

Trainer Trainer
  • Hans Skolaut

(aus dem 'Sport-Tagblatt', Wien, vom 07.04.1931)

 

 


 

 

Frankfurter Echo

Eintracht Frankfurt — Admira Wien 2:2 (0:0).

Vor acht Tagen waren bei dem Punktkampf Eintracht gegen Fürth etwa 35.000 Zuschauer im Stadion. Man sage um Gotteswillen nicht, daß diese Riesenzahl von „Sachverständigen" gekommen war, um die Schönheiten Fürther Spielweise zu genießen. Sie hatte lediglich der Sensationskitzel der Punktejagd angelockt. Wäre es anders, dann hätten es heute, am 2. Ostertage, an dem die Wiener „Admira" zum ersten Male in Frankfurt spielte, nicht so erheblich viel weniger Besucher sein dürfen. Was soll man nun eigentlich noch den Frankfurtern bieten, wenn selbst die Wiener Spitzenmannschaften keine Zugkraft mehr ausüben? Heilige Familien-Pflichten am Feiertage? Strömender Regen während des ganzen Tages? „Lieber Herrgott im Himmel! Laß meine Ausreden gesund, ich brauche sie doch jeden Tag mehrmals!" Wie heißt es doch gleich in dem Bensemannschen Lieblingslied: „Regen, Schnee und Sturmgebraus halten niemals uns zuhaus!" Ist dies nur die Dienstvorschrift des aktiven Fußballers? Oder ist es nicht viel mehr der Geist, der des hundertprozentigen Altfußballers Leib und Seele ausfüllt und sie niemehr verläßt bis in seine ältesten Tage!!

Der allzeit gutgelaunte Kreisvorsitzende Schenk wußte auch diesmal am besten, zu einer peinlichen Sache eine gute Miene zu machen. Er bat mich flehentlichst, diesmal keine zahlenmäßige Angabe über die Höhe der Besuchszimmer im „Kicker" zu bringen. Er wolle lieber unter den wenigen Zuschauern eine Anwesenheitsliste umlaufen lassen, damit die paar hundert Unentwegten im Amtsblatt namentlich lobend erwähnt werden könnten. Gar kein übler Vorschlag, aber er tröstet nicht über die Tatsache hinweg: „Massensport — fast unter Ausschluß der Oeffentlichkeit!"

„Admira"! — Wenn man den ganzen Wust seiner phänomenalen Kenntnisse des Lateinischen vor dem Erinnerungsvermögen aufmarschieren läßt, kommt man bald dahinter, daß „admirare" auf deutsch „bewundern" heißt. Ist einem dies unter Aufgebot des letzten Restes schulmäßigen (nicht abgeleitet von: 1) „Schule" und 2) „mäßig"!) Wissen noch einigermaßen gegenwärtig, dann muß man zugeben, daß die Wiener ihren Namen, der sie zu allerlei verpflichtet, zu Recht tragen. Es gibt an dem Können dieser „Bewundernswerten" mancherlei anzuerkennen, dies und jenes zu bestaunen und vieles zu loben. Nennen wir die rühmlichen Einzelheiten in aufzählender Form: zunächst ihre große Fairnes (die nichts mit ihrer zu großem Weichheit zu tun hat), dann ihre recht reife Technik, ihre große Schnelligkeit und Beweglichkeit, ihr fabelhaft genaues Zuspiel, der enge Zusammenhang aller Mannschaftsteile, das produktive Kopfspiel, das instinktmäßige, richtige Stellungsvermögen und schließlich die geistige Beherrschung der jeweiligen Lage. Gut im Schießen, aber — nicht gut genug. Und da wir somit bei den Schwächen angelangt sind, sei noch hinzugefügt, daß sich die Ungenauigkeit im Schusse doppelt fatal auswirkt bei diesem Sturme ohne ausreichende Durchschlagskraft. Man kennt bereits die Weichheit des Wiener Fußballers hinreichend. Auch die „Admira"-Leute sind keine Ausnahmen.

Trotzdem: die „Aktiva" überragen die „Passiva" recht erheblich, und deshalb noch einmal: multum admirare, es gibt viel zu bewundern. „Admira" darf ihren stolzen Namen auch weiterhin tragen. Aber es fehlte dem „Admira"-Spiel ein gewisses Etwas, das berühmte Tüpfelchen auf dem „i". Man war nicht ganz befriedigt, nicht restlos begeistert

Die „Admira", diese Elf der vielfachen Internationalen, besaß nur einen wirklich schwachen Mann: der vielgefeierte Torwächter Franzl spielte merkwürdig konfus und fing auffallend unsicher. Bester Mann auf dem Platze war der ganz erstklassige linke Verteidiger Janda, nicht viel schwächer sein Nebenmann Szodatics und der linke Läufer Schott. Vor der Pause waren der Halblinke Schall und sein Nebenmann auf dem Flügel, der junge Vogl, die treibenden Kräfte im Sturm.

„Eintracht" lieferte auch diesmal wieder ein recht gutes Spiel. Die leicht aufsteigende Linie scheint standzuhalten. Man kann jedoch nicht darüber hinwegsehen, daß an Stelle von Dietrich, Mantel, Möbs und dem nach der ersten Halbzeit ausgeschiedenen Stubb wichtige Posten von Spielern besetzt sind, mit denen die übrige Mannschaft noch nicht ganz eingewöhnt ist. In der Gesamtwirkung macht sich das bemerkbar. Aber man kann noch weniger sagen, daß gerade diese Austauschspieler Schwächen in die Mannschaft hineingetragen hätten. Trumpler ist zurzeit Eintrachts produktivster und technisch bester Stürmer. Der heute erstmalig eingesetzte Jugendmann Kampschnieder befriedigte unter Berücksichtigung aller Begleitumstände durchaus, zumal er das einzige, wirklich „reguläre" Tor des ganzen Spiels in sehr schöner und überlegter Weise schoß. Auch Kron arbeitet sich nach und nach auf seinem linken Läuferposten recht gut ein. Daß Goldammer nach langer Pause and bei mangelhaftem Allgemeinbefinden seine beste Form noch nicht besitzt, ist naheliegend. Sehr gut schlug sich wieder der Torwächter Schmitt, und es naht allmählich die Zeit, das Lob dieses jungen Hüters in etwas deutlicheren Tönen anzustimmen. Mit ihrer Gesamtleistung befand sich die Eintrachtelf in bester Gesellschaft ihrer professionellen Gegner: an Hand der sehr zahlreichen und guten Torchancen hätte jede der Parteien das Treffen siegreich beenden können. Die erste Halbzeit verlief torlos. Eine mißglückte Ballrückgabe des Eintrachtlers Schütz brachte die Gäste zehn Minuten nach dem Wechsel durch Stoiber in Führung. Ein von Trumpler vorzüglich vorgetragener Angriff wurde von Kampschnieder mit placiertem Treffer abgeschlossen. Durch einen Erfahrungsmangel Schmitts, der einen kritischen Ball über die Latte zu lenken versäumte, konnte Vogl erneut die Gäste in Vorteil bringen. Ein wuchtig von Ehmer verwandelter Handelfmeter brachte abermals den Ausgleich. In der letzten Viertelstunde lagen die Wiener mit größtem Nachdruck im Angriff auf das Eintrachttor.

Schiedsrichter Hümpfner aus Aschaffenburg dirigierte recht gut. Mit wachsender Praxis wird er sich die vorläufig noch fehlende Beachtung der Vorteilsregel noch zulegen. Der Eintrachtelf zeigte er — wenn auch offenbar ungewollt und unbewußt — eine Nuance mehr Wohlwollen und Nachsicht als den Gästen gegenüber.      Ludwig Isenburger. (Aus dem 'Kicker' vom 08.04.1931)

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