Eintracht Frankfurt - FK Pirmasens

Süddeutsche Meisterschaft 1930/31 - 8. Spiel

4:3 (1:1)

 

Termin: 22.03.1931 im Stadion
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Sackenreuther (Nürnberg)
Tore: 1:0 Karl Ehmer (26.), 1:1 Hergert, 2:1 Karl Ehmer, 3:1 Fritz Schaller, 4:1 Theodor Trumpler, 4:2 Michel, 4:3 Bossert

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt FK Pirmasens

 


  • Weilhammer
  • Hergert
  • Kolb
  • Michel
  • Bossert

 

Trainer Trainer

 

Frankfurter Echo

Eintracht Frankfurt — Fußballklub Pirmasens 4:3 (1:1).

Das Meisterschaftstreffen zwischen Eintracht Frankfurt und dem Fußballklub Pirmasens fand vor etwa 10.000 Zuschauern im Frankfurter Stadion statt. Unter der angegebenen Besucherzahl befanden sich natürlich ziemlich viele „Zwangsgäste", deren anläßlich des abgebrochenen „Bayern"-Spiels erworbenes Eintrittsrecht eine mit viel Unmut aufgenommene Transplantation auf Pirmasens erfahren hatte. Es war eine formell in Ordnung gehende, aber trotz, allem nicht sehr glückliche Maßnahme des Verbandsvorstandes. Schwamm darüber.

Die Begegnung litt unter dem während des Spieles in Strömen niedergehenden Regens. Der anfangs ganz tadellose Stadionrasen wurde weich und schlüpfrig, der Ball schwer und glatt. Unter solchen Umständen pflegen erfahrungsgemäß viele Tore zu fallen. So auch hier. Aber man muß doch vermerken, daß dieser Torsegen erst nach der Pause einsetzte. So lange Zeit benötigte der Eintrachtsturm, um herauszufinden, daß mit dem Pirmasenser Torwächter rein gar nichts los war und daß man den Schüssen weder Wucht noch Placierung zu geben brauchte, um immer wieder einen Anstoß von der Spielfeldmitte zu erzwingen. Man muß dem armen Hüter der Gäste allerdings zugute halten, daß er Ersatzmann war und überdies bereits verletzt auf den Platz kam. Hätte er aber nicht ein solch aufopferndes Verteidigerpaar vor sich gehabt, dann wäre es seiner Mannschaft schlimm ergangen.

Die Gäste machten vor der Pause keinen schlechten Eindruck. Sie gaben sich große Mühe, kombinierten recht genau, wenn auch etwas zu viel in die Breite, und zeigten gute Ballbehandlung. Ihre Hintermannschaft bildete ein harmonisches Ganzes. Leider fehlte dem Sturm die Durchschlagskraft und das Schußvermögen.

Mit besonderer Aufmerksamkeit wurde natürlich der Mittelläufer Hergert beachtet. An Hand seiner heutigen Leistung als Mittelläufer muß jeder Augenzeuge seine Pariser Minus-Leistung bedauern, sogar lebhaft bedauern, daß man ihn nicht gegen Frankreich auf seinem gewohnten Platze belassen hat. Im Spiel gegen Eintracht erwies sich Hergert als vorzüglich für diesen Posten geeignet. Er spielte in untadeliger Form und war mindestens und mit klarem Abstand der beste Mann seiner Partei. So sehr man ihn auf Grund seiner enttäuschenden Leistung im Stadion zu Colombes tadeln mußte, so sehr er es sich hat gefallen lassen müssen, von der gesamten Presse als Mittelstürmer der Nationalmannschaft zerrissen zu werden, so sehr hat er sich diesmal ein gestrichen volles Maß von Lob und Anerkennung verdient. Hergert hielt seine Mannschaft vorzüglich zusammen und dirigierte mit großer Umsicht. Und was sein eigenes Spiel und seine Einzelleistangen anbelangt, so braucht man nur an sein vorzügliches Strafstoßtor zu erinnern. Das war ein Meisterschuß, wie man ihn selten sieht. Hergert — der Mittelläufer (!) — ist wieder rehabilitiert. Uebrigens hatte er in dem Mannschaftsführer Kolb und Weilhammer zwei recht tüchtige Nebenleute zur Unterstützung.

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Zum Vergleich mit Colombes forderte auch die Zusammenarbeit und das Einzelkönnen der beiden Eintracht-Verteidiger Schütz und Stubb heraus. Auch in diesem Falle kann nur mit einer gewissen Wehmut an Colombes zurückgedacht werden. Beide Schlußleute waren in geradezu prächtiger Form und bildeten just in demselben Maße "un pair", wie dies acht Tage zuvor die beiden vorzüglichen Backs Anatol und Mattler — allerdings auf französischer Seite — getan hatten.

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Für den Eintracht-Tormann Schmitt sind Spiele, wie das heutige, aus pädagogischen Gründen eine große Annehmlichkeit. Hier, gegen einen nicht allzu stark drängenden Gegner und hinter einer solch sicheren Verteidigung hat Schmitt Gelegenheit, sich endlich auch vor heimischem Publikum in die Form einzuspielen, die er bis jetzt nur außerhalb Frankfurts aufbringen konnte. In der Läuferreihe fiel die Unermüdlichkeit Leis' angenehm auf. Neu, aber durchaus keine Enttäuschung, war Krohn als linker Flügelhalf. Etwas matter als sonst kämpfte der erst von einer Krankheit genesene Gramlich. Aus demselben Grunde blieb auch der halblinke Stürmer Möbs etwas unter der gewohnten Form. Ehmer war vor der Pause recht zaghaft, später schoß er wesentlich besser und bewegte sich auch schneller. Die drei übrigen Stürmer, Kellerhoff, Trumpler und Schaller, waren in recht guter Fahrt. Schallers blendende Form wäre vielleicht von Kellerhoff vollends erreicht worden, hätte der Linksaußen ebenso viel Beschäftigung gefunden, wie der wuchtige rechte Flügelmann. Wer sich die kleine Mühe machte, dem Halbrechten etwas besondere Aufmerksamkeit zu widmen, der konnte an dem produktiven Spiel und der technischen Reife Trumplers seinen Sonderspaß erleben.

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Mit der Spielleitung des Herrn Sackenreuther, Nürnberg, war der Eintracht-Anhang wieder einmal unzufrieden. Tatsächlich Herr Sackenreuther mit den Eintracht-Spielen großes Pech. Diesmal handelte es sich um einen an sich wegen eines "fouls" von Stubb berechtigten, aber viel zu spät gepfiffenen Strafstoß von der 15-m-Linie, den Hergert in der bereits erwähnten, fabelhaften Weise zum Ausgleich von 1:1 verwandte, während die gesamte Elf des Gegners noch in Proteststellung verharrte. Uebrigens fielen auch die beiden übrigen Treffer für Pirmasens im Anschluß an zwei weitere Strafstöße, die in diesen beiden Fällen allerdings nicht direkt verwandelt wurden.

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Während der ersten Halbzeit leistete Pirmasens der schon zu dieser Zeit klar überlegen kämpfenden Mannschaft des süddeutschen Meisters leidlichen Widerstand. Eintracht benötigte nach mehrfachen Torchancen 26 Minuten, um durch Ehmer zum Führungstor zu gelangen. Ihm folgte Hergerts Strafstoßausgleich. Nach der Pause gab es gewissermaßen nur noch das Spiel einer Partei. Eintracht kam durch Ehmer, Schaller und Trumpler zu einem 4:1 und schien die Torziffer berechtigtermaßen noch weiter verbessern zu wollen, als Pirmasens ganz kurz vor Schluß zwei Strafstöße zu überraschenden Durchbrüchen ausnützte und durch Michel und Bossert zu dem sehr schmeichelhaften 3:4 kam.      Ludwig Isenburger. (Aus dem 'Kicker' vom 24.03.1931)

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